Turbulenzen bei Deutscher Bank

Der künftige Chef Anshu Jain erhält einen Dämpfer. Sein Vorstandskandidat wurde abgelehnt.

Frankfurt. Mit einem Handstreich — so scheint es — wollten sie die Ära Ackermann bei der Deutschen Bank beenden. Noch vor dem offiziellen Abschied des langjährigen Vorstandschefs schoben dessen Nachfolger Anshu Jain (49) und Jürgen Fitschen (63) einen radikalen Umbau des Top-Managements an. Viele Jain-Vertraute aus dem Investmentbanking sollten aufsteigen.

Doch die ab Juni amtierenden Chefs haben die Rechnung ohne die Bankenaufsicht Bafin gemacht: Die Behörde lehnte den US-Amerikaner William Broeksmit als Risikovorstand ab — dem Vernehmen nach wegen mangelnder Erfahrung. Damit steht vor allem Anshu Jain schon vor seinem Amtsantritt blamiert da.

Der gebürtige Inder muss ohnehin gegen viel Misstrauen ankämpfen. Kritiker sehen in ihm den personifizierten Raubtierkapitalismus britisch-amerikanischer Prägung. Jain führte mit seinem verschworenen Team in London die Deutsche Bank in die Top-Liga der internationalen Banken und erwirtschaftete Milliardengewinne — bis die Finanzkrise kam und die Wirtschaft an den Rand des Untergangs führte. Spätestens seitdem haben Investmentbanker das Image von skrupellosen Haifischen.

Zahlreiche Klagen in den USA deuten auf zweifelhafte Geschäftsmethoden auch der Deutschen Bank hin. Als Gegenpol zu Jain, der seit Jahren als Kronprinz Josef Ackermanns gehandelt wurde, installierte die Deutsche Bank nach wochenlangem öffentlichen Hickhack im vergangenen Sommer Deutschland-Chef Jürgen Fitschen. Seit Jahresbeginn bereitet das anscheinend ungleiche Duo, das sich dem Vernehmen nach jedoch bestens versteht, seinen Wechsel an die Spitze vor und treibt einen tiefgreifenden Umbau beim deutschen Branchenprimus voran.

Das sollte eigentlich in aller Stille passieren, doch Details sickerten schon lange vor der Aufsichtsratssitzung gestern durch. Das Tempo überraschte auch viele in der Bank. Die Nachricht, dass Ackermanns Erben beabsichtigen, drei Investmentbanker in den Vorstand zu holen, rief einen Aufschrei der Empörung hervor. Politiker malten Schreckensszenarien von der Deutschen Bank als „Zockerbude“ an die Wand, in manchen Medien war von einer Machtübernahme durch „Anshus Army“ die Rede. Beobachter halten vor allem die Trennung von Risikovorstand Hugo Bänziger für falsch.

„Das könnte der Deutschen Bank nochmal leidtun“, sagt etwa Anlegeranwalt Klaus Nieding, der die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vertritt. Bänziger, wie Ackermann Schweizer, schreiben viele zu, dass die Deutsche Bank als ein Gewinner aus der Finanzkrise hervorgegangen ist. Sein Verhältnis zu Jain soll alles andere als gut gewesen sein. Stattdessen wollten Jain/Fitschen den Jain-Vertrauten Broeksmit auf die Schlüsselposition hieven.

Doch das ging der Bafin wohl zu weit. Die Behörde, oft als „zahnloser Tiger“ verspottet, legte ihr Veto ein — ein peinlicher Vorgang für die größte Deutsche Bank. Nun soll der bisherige Bänziger-Stellvertreter Stuart Lewis Risikovorstand werden.