NRW Unternehmensverband: Metall-Arbeitsplätze gefährdet

Kurz vor Beginn der Tarifverhandlungen für 695 000 Beschäftigte in NRW zeichnet eine Umfrage unter Arbeitgebern ein düsteres Bild.

Foto: Metall NRW

Düsseldorf. Mitte März beginnen die Tarifgespräche für die Metall- und Elektroindustrie in NRW — was von Bedeutung ist für 695 000 Beschäftigte. Die Verhandlungspartner, das ist seit Montag klar, liegen weit auseinander.

Anfang des Monats hatte die Tarifkommission der IG Metall ihrem Vorstand vorgeschlagen, mit einer Forderung von 4,5 bis fünf Prozent mehr Entgelt in die Verhandlungen zu gehen. Dabei will man auch die Betriebe ins Visier nehmen, die ohne Tarifbindung sind (OT-Betriebe). Hier verdienen die Beschäftigten laut IG Metall durchschnittlich 18 Prozent weniger als bei den Betrieben, die im Flächentarif sind. Etwa 1000 der insgesamt 2200 Betriebe, die im Arbeitgeberverband Metall NRW organisiert sind, sind solche OT-Betriebe.

Arndt G. Kirchhoff, Präsident von Metall NRW, kommt es bei den Tarifverhandlungen darauf an, dass die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen auch bei den Tarifabschlüssen berücksichtigt werden. Die Tarifpolitik solle Mindestbedingungen setzen, „und wer dann mehr tun kann, soll dies freiwillig tun“, sagte er Montag in Düsseldorf. Die Höhe des Tarifabschlusses solle sich am Produktivitätszuwachs orientieren. Und der liege bei etwa einem halben Prozent. Ein Tarifabschluss dürfe nicht dazu führen, dass den Unternehmen, denen es schlecht gehe, „kaum noch Luft zum Atmen bleibt“.

Kirchhoff weist darauf hin, dass es in den vergangenen drei Jahren Lohnerhöhungen von knapp 14 Prozent gegeben habe. „Wir waren großzügig in der Sozialpartnerschaft. Die Frage ist aber: Sind wir morgen noch wettbewerbsfähig?“, mahnt er. Die Zahlen sind nämlich, je nachdem, in welchem Bereich die Unternehmen tätig sind — vom Fahrzeugbau über die Elektrotechnik bis zum Maschinenbau - sehr unterschiedlich. Viele befänden sich in einer durchaus schlimmen Lage.

Gerade erst wurde bekannt, dass der Maschinen- und Anlagenbauer Siempelkamp von 2900 Arbeitsplätzen deutschlandweit bis Ende 2017 mindestens 350 abbauen will, viele davon am Standort Krefeld. Zu hohe Lohn- und Produktionskosten in Deutschland setzten den Maschinen- und Anlagenbauer zunehmend unter Druck.

Das passt ziemlich genau zu dem Ergebnis einer Umfrage, die Metall NRW unter Mitgliedsunternehmen hat durchführen lassen und die wohl auch die Gewerkschaft in den anstehenden Verhandlungen zur Bescheidenheit anhalten soll. Einige Ergebnisse der Antworten, die die 383 teilnehmenden Betriebe gaben: Binnen zehn Jahren werde der Anteil der Produktion im Inland von mehr als 70 Prozent auf 54 Prozent sinken, der Auslandsanteil entsprechend steigen. Fast die Hälfte der Investitionen werde in fünf Jahren in Maschinen und Anlagen an ausländischen Produktionsstandorten fließen — vor fünf Jahren waren es erst ein Drittel, aktuell liegt die Quote bei 40 Prozent.

Das wirkt sich nach der Planung der befragten Unternehmen auch stark auf die Beschäftigung aus. Der Anteil der einfachen Tätigkeiten an der Inlandsproduktion werde sich weiter spürbar verringern. Als Gründe nennen 75 Prozent der Unternehmen den höheren Automatisierungsgrad, 57 Prozent den Einkauf von Produkten über Drittanbieter (44 Prozent) sowie 37 Prozent die Verlagerung dieser Tätigkeiten an ausländische Standorte. Verbandspräsident Kirchhoff fasst das Ergebnis so zusammen: „Nordrhein-Westfalen erlebt eine spürbare Erosion in der Produktion der Metall- und Elektroindustrie.“

Dieses düstere Szenario wird auf dem Verhandlungstisch liegen, wenn Arbeitgeber und Gewerkschaft am 14. März erstmals zusammensitzen. Kirchhoff hofft aber darauf, mit der Arbeitnehmerseite zu einer Einigung zu kommen „Wir müssen unsere Angelegenheiten unter uns Tarifpartnern lösen und dürfen uns nicht auf die Politik verlassen.“ Überhaupt sei von dort nichts Gutes zu erwarten. „Die Bundesregierung sorgt immer nur für Belastungen, für Dinge, die uns Geld kosten“, klagt er an. Auch hier kann er sich auf die Umfrage seiner Mitgliedsbetriebe beziehen: „57 Prozent der Unternehmen nennen die Unsicherheit durch die Energiewende sowie 52 Prozent den Verlust von Flexibilität durch Einschränkungen bei der Zeitarbeit besonders bremsend. 40 Prozent klagen über den durch die Rente mit 63 verschärften Fachkräftemangel, je 37 Prozent über überzogene Klimaschutzvorschriften, das Tariftreue- und Vergabegesetz sowie über zusätzliche Flexi-Anforderungen (Eltern-, Bil-dungs- und Pflegezeiten).