US-Konzerne versuchen sich an „Sparautos“
Detroit (dpa) - Die US-Autobauer können auch klein: Auf der Autoshow in Detroit haben General Motors, Ford und Chrysler neben ihren Spritschluckern massenhaft Klein- und Kompaktwagen auf dem Präsentierteller.
Und natürlich Elektrowagen.
Das Umdenken ist nötig, denn angesichts steigender Spritpreise könnten immer mehr Autokäufer auf sparsamere Fahrzeuge umsatteln. Den Trend will die Branche nicht verschlafen.
General Motors stellte sein neues Einstiegsmodell Chevrolet Sonic vor, das vor allem junge Leute ansprechen soll. Nach Deutschland kommt der Wagen als Aveo. Die Opel-Mutter will nach dem Erfolg des Chevrolet Volt zudem weitere Elektroautos auf die Straße bringen. „Wir planen, die Technologie auch in andere Modelle zu packen“, sagte Strategiechef Stephen Girsky. Um welche Autos es sich handelt, behielt er allerdings für sich. „Keine Pick-up-Trucks“, verriet Girsky immerhin. Die Dickschiffe sind noch immer besonders beliebt in den USA.
Mit dem Volt hatte GM einen Überraschungserfolg gelandet. Die nordamerikanischen Autojournalisten kürten den Stromer in Detroit zum Wagen des Jahres. „Vor ein paar Jahren wollten die Leute mit Elektroautos nichts zu tun haben und heute ist die Produktion des ersten Jahres schon ausverkauft“, sagte Girsky. Der Volt kommt im Herbst auch in Europa auf den Markt - zeitgleich mit dem Schwestermodell Opel Ampera.
Zuwachs bekommt auch der Hybrid-Verkaufsschlager Prius von Toyota: Der japanische Autokonzern stellt eine ganze Modellfamilie auf die Räder. Dem klassischen Kompaktwagen sollen ein kleiner Van und am Ende vielleicht sogar ein Pick-up-Truck zur Seite stehen. „Wir sind offen für alles“, sagte Toyota-Manager Robert Carter. Der Prius ist der mit Abstand meistverkaufte Hybridwagen. Ob die Fahrzeuge der Prius-Familie auch nach Europa kommen, ist unklar.
Mercedes-Entwicklungsvorstand Thomas Weber Weber trat dem Eindruck entgegen, Daimler habe noch keine Serienautos mit alternativen Antrieben im Programm: „Wir haben heute vier Modelle auf dem Markt“, sagte Weber. Neben dem zweisitzigen E-Smart sei dies die kompakte A- Klasse mit Elektroantrieb, eine B-Klasse mit Brennstoffzellentechnologie sowie der Van Vito E-Cell. Damit sieht der Entwicklungsvorstand Daimler klar in der Führungsposition vor den anderen deutschen Herstellern.
Als fünftes Modell komme der Sportwagen SLS E-Cell hinzu, der ab 2013 erhältlich sein soll. „Wir sind längst über das Probierstadium hinaus“, betonte Weber. Dabei will Daimler künftig die Elektromotoren für Mercedes-Benz nicht allein bauen und ist deshalb auf Brautschau: „Wir suchen einen starken Partner aus der Zuliefererindustrie.“ Eine Entscheidung stehe kurz bevor.
Auch Ford fährt jetzt groß auf den Elektroantrieb ab. In Detroit präsentierte der zweitgrößte US-Autokonzern unter anderem seinen Focus Electric. Noch in diesem Jahr kommt der Wagen in den USA auf den Markt, 2012 dann auch in Deutschland. Wahrscheinlich wird das Auto dann auch hierzulande gefertigt. „Es gibt viele gute Gründe, den Elektro-Focus auch in Saarlouis zu bauen“, sagt Ford-Deutschland-Chef Bernhard Mattes. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.
Insgesamt präsentiert Ford zehn neue Kompaktautos auf der noch bis zur kommenden Woche laufenden wichtigsten Automesse Nordamerikas. Drin steckt viel Ingenieurskunst aus Deutschland. „Wir haben die Plattformen für die Klein- und Kompaktwagen des ganzen Konzerns entwickelt“, sagte Mattes. Ford beschäftigt 4000 Ingenieure in Köln. Und die profitieren von den wichtiger werdenden kleinen Wagen. „Die Bedeutung von Köln im Konzern ist gestiegen.“
Chrysler stellt in Detroit den kultigen Kleinwagen 500 seines italienischen Partners Fiat aus - das Auto ist jetzt auch bei ausgesuchten Chrysler-Händlern in den USA zu haben. Nach Jahrzehnten der Abstinenz kehrt Fiat damit in die Staaten zurück. Ab 2012 soll der Wagen auch mit Elektromotor rollen.
Fiat- und Chrysler-Doppelchef Sergio Marchionne sorgte am Rande der Messe allerdings auf einem ganz anderen Gebiet für Schlagzeilen. Am Montag hatte er sein Interesse an den beiden VW- Lastwagenbeteiligungen MAN und Scania bekundet, am Dienstag schien zwischenzeitlich alles nur noch ein Witz, bis ein Fiat-Sprecher klarstellte: „Dieses Angebot ist absolut ernst gemeint“. Die Fachwelt geht von einer Retourkutsche aus: VW hatte signalisiert, die italienische Fiat-Premiummarke Alfa Romeo übernehmen zu wollen. Doch Marchionne weist die Avancen zurück.