US-Post steht vor der Pleite
Briefverkehr, Leistungen für Betriebsrentner und 120 000 Jobs sind bedroht.
Washington. Die amerikanische Bundespost, der zweigrößte Arbeitgeber der USA, steht vor dem Aus. Allein während der ersten sechs Monate des laufenden Jahres häuften sich Verluste von 2,6 Milliarden Dollar an.
Nun müssen weitere 5,5 Milliarden Dollar in einen Sonderfonds eingezahlt werden, aus dem Gesundheitsleistungen für Betriebsrentner bestritten werden. Postchef Patrick Donahoe sieht jedenfalls schwarz: „Wenn der Kongress nicht rasch den Geldhahn aufdreht, dann machen wir noch im Winter pleite“, sagte er.
Gründe für die Finanzmisere sind die hohen Lohnkosten, Konkurrenz von Zustelldiensten wie Federal Express und UPS sowie der Vormarsch des elektronischen Briefverkehrs. „Wir müssen akzeptieren, dass immer mehr Menschen es vorziehen, kostenlose und weniger zeitaufwändige E-mails zu schicken“, erklärt Donahoe. Seit der Jahrtausendwende ist das Briefvolumen um ein Fünftel zurückgegangen.
Durch die globale Wirtschaftskrise hat sich die Lage weiter verschärft. Seit 2008 sind die Verluste des „US Postal Service“ nämlich dramatisch gestiegen und haben dazu geführt, dass mehr als 110 000 Stellen gestrichen wurden. Falls der Kongress nicht rasch zusätzliche Mittel freigibt, drohen nach Darstellung des Postchefs weitere drakonische Maßnahmen.
Erwogen werden weitere 120 000 Entlassungen und die Schließung von mehr als 3500 Filialen. Bereits im Winter könnten Brief- und Pakezustellungen komplett eingestellt werden. Zwar haben die Gewerkschaften massiven Widerstand angekündigt.
Laut Donahoe sind dem staatlichen Unternehmen aber die Hände gebunden, da die gesicherte Finanzierung der Gesundheitsleistungen für pensionierte Postbeamte gesetzlich vorgeschrieben ist. Der Kongress aber hat es bisher abgelehnt, weitere Gelder bereitzustellen.
Angesichts des wachsenden staatlichen Schuldenbergs und eines Haushaltsdefizits, das dieses Jahr erneut über 1,4 Billionen Dollar liegen wird, haben sich nämlich Regierung und Opposition darauf geeinigt, bei sämtlichen Behörden und Staatsunternehmen den Rotstift anzusetzen.