Verbraucherstimmung legt weiter zu
Nürnberg (dpa) - Die Stimmung der deutschen Verbraucher steigt und steigt - inzwischen ist sie so gut wie seit mehr als 13 Jahren nicht.
„Der Optimismus der Verbraucher hat noch einmal deutlich zugenommen, entsprechend legt auch das Konsumklima erneut zu“, erläuterte Rolf Bürkl vom Marktforschungsunternehmen GfK am Donnerstag in Nürnberg. Daran könnten auch die internationalen Krisen - etwa der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland oder die finanziellen Probleme Griechenlands - nichts ändern.
Der monatlich von der GfK ermittelte Konsumklimaindex prognostiziert daher für März einen Wert von 9,7 Punkten, nach 9,3 Zählern im Februar. „Alle relevanten Faktoren haben sich verbessert“, sagte Bürkl. „Das liegt zum einen daran, dass die Inflation in Deutschland derzeit sehr niedrig ist - wir hatten ja im Januar erstmals seit 2009 wieder eine negative Inflationsrate.“ Der Einbruch der Energiepreise lasse den Verbrauchern mehr Spielraum für andere Anschaffungen.
„Auf der anderen Seite sind die Einkommensaussichten vor dem Hintergrund des stabilen Arbeitsmarktes überaus gut“, ergänzte Bürkl. Die Inflationsentwicklung und steigende Reallöhne erhöhten die Anschaffungsneigung der Verbraucher: „Die steigende Kaufkraft führt zu steigender Konsumbereitschaft.“
Dies werde noch unterstützt durch die extrem niedrigen Zinsen. Sie machen Sparen nun schon seit längerem unattraktiv - und haben die Sparneigung im Februar auf einen historischen Tiefstand gedrückt. Statt es auf die Bank zu bringen, geben viele Menschen ihr Geld derzeit lieber aus - etwa für Immobilien oder Reisen.
Positiv bewerten die Deutschen die Aussichten für die hiesige Konjunktur. Die Erwartungen legten im Februar zum dritten Mal in Folge spürbar zu. „Die Bundesbürger sehen die deutsche Wirtschaft in einer stabilen Aufwärtsentwicklung“, kommentierte Bürkl.
Steigt die Stimmung der Verbraucher also auch künftig immer weiter an? Bürkl ist mit Blick auf das bereits überaus hohe Niveau vorsichtig: „Die Luft wird natürlich dünner, es ist aber nicht auszuschließen, dass sich die Entwicklung noch etwas fortsetzen kann.“ Dies setze allerdings voraus, dass es nicht zu unerwarteten Bedrohungen und Belastungen von außen komme.
So könnte der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland die Verbraucherstimmung dämpfen, ebenso die Lage in Griechenland. „Das Problem einer drohenden Insolvenz in Griechenland ist nur verschoben, aber nicht behoben worden“, betonte Bürkl. Die Debatte dürfte daher im Frühsommer wieder aufflammen - und könnte dann auch das Konsumklima in Deutschland beeinträchtigen, sofern die Bürger befürchten, für die Rettung Griechenlands oder durch einen Austritt des Landes aus der Eurozone finanziell belastet zu werden.
Das ist nicht die einzige Sorge, die Bürkl umtreibt. „Was mir im Magen liegt, ist das Thema private Altersvorsorge und Altersarmut. Das wird aus Sicht der Verbraucher derzeit vernachlässigt, auch vor dem Hintergrund der niedrigen Zinsen.“ Es werde Konsum vorgezogen, der eigentlich für die Zukunft bestimmt sei. Die möglichen Folgen in einigen Jahrzehnten: Altersarmut, höhere Sozialausgaben des Staates, eine höhere Belastung der Beschäftigten und ein schwächerer Konsum, der die Wirtschaft nicht mehr so kräftig ankurbeln kann.