„Verwahrentgelt“ für Guthaben Viele Geldhäuser kassieren Negativzinsen

Düsseldorf · Knapp 190 von 1300 deutschen Banken und Sparkassen berechnen ein „Verwahrentgelt“ für Guthaben auf Giro- und Tageskonten. Auch Anbieter in unserer Region erheben Negativzinsen.

Wohin mit dem Geld? Immer mehr Banken und Sparkassen verlangen ein „Verwahrentgelt“ für Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten. Angesichts dieser Negativzinsen wächst die Zahl der Menschen, die ihr Geld zu Hause aufbewahren. Das kostet zwar nichts, birgt aber die Gefahr des Diebstahls. 

Foto: picture alliance/dpa/Christin Klose

Die Zahl der Banken und Sparkassen, die von ihren Kunden Negativzinsen verlangen, wächst. Mittlerweile kassieren knapp 190 von 1300 Instituten in Deutschland Geld für das Verwahren von Guthaben auf Giro- oder Tagesgeldkonten. Das geht aus einer Untersuchung des Verbraucherportals Biallo.de hervor. Die Zahl der Anbieter, die Negativzinsen erheben, hat sich seit Juli 2019 fast verdoppelt.

Bereits 86 Banken und Sparkassen bitten auch ihre Privatkunden zur Kasse. In der Mehrheit wird der Negativzins aber bei Geschäftskunden erhoben. Dabei schließen die Banken oft individuelle Vereinbarungen ab, um sich rechtlich abzusichern. Meist werden die Strafzinsen ab einem Guthaben von 100 000 Euro fällig.

„Wir sehen einen Trend, dass die Geldinstitute vor allem Neukunden abschrecken wollen, die hohe Liquididät parken möchten“, sagt Geldexperte Horst Biallo. Meist beläuft sich der negative Guthabenzins auf 0,5 Prozent. Das entspricht jenen Strafzinsen, die Institute aktuell zahlen müssen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Experten erwarten, dass die EZB ihren Negativzins bald auf 0,6 Prozent verschärft. Den höchsten Zinssatz verlangt laut Biallo die VR-Bank Bayreuth-Hof mit 0,6 Prozent ab 300.000 Euro Guthaben. Die niedrigste Untergrenze, ab der der Strafzins erhoben wird, hat derzeit die Volksbank Warendorf mit 10.000 Euro auf dem Girokonto. Das gilt aber nur für private Neukunden.

Geldhäuser suchen nach „individuellen Vereinbarungen“

Geldhäuser in unserer Region erheben ebenfalls Negativzinsen. So sucht die Volksbank im Bergischen Land „bei Guthaben ab etwa einer Million Euro“ das Gespräch mit Geschäftskunden. Bei Sparguthaben von Privatkunden sei das kein Thema. Die Sparkasse Krefeld berichtet, mit Geschäftskunden „individuelle Vereinbarungen zum Verwahrentgelt“ abgeschlossen zu haben. Details dazu nennt sie nicht. Bei der Stadtsparkasse Düsseldorf zahlen vermögende Privatkunden in Einzelfällen Negativzinsen von 0,5 Prozent, wenn das Guthaben eine Million Euro überschreitet.

Strafzinsen haben laut Biallo.de auch bei der Stadtsparkasse Wuppertal Einzug gehalten: ab 500.000 Euro zahlen Geschäftskunden 0,5 Prozent, also 2500 Euro im Jahr. Bei den Stadtsparkassen Solingen und Remscheid gelten Negativzinsen für gewerbliche Kunden mit Guthaben ab eine Million Euro.

Guthabenzinsen fürs Festgeld sind durchaus möglich

Eine flächendeckende Einführung von Strafzinsen im Einlagengeschäft ist aus rechtlicher Sicht sehr problematisch. Das Landgericht Tübingen hat bereits im Januar 2018 entschieden, dass bei Altverträgen das Verwahrentgelt nicht nachträglich per Klausel eingeführt werden darf. Das Gericht hat damit einer Klage der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gegen die Volksbank Reutlingen teilweise stattgegeben (Az: 4O 187/17). „Die Bank kann nicht einseitig mittels des Kleingedruckten aus einer Geldanlage einen kostenpflichtigen Verwahrvertrag machen“, so Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Bei individuellen Vereinbarungen mit Neukunden sei das aber durchaus möglich.

Wer viel Geld auf Tageskonten parken und dabei Strafzinsen vermeiden will, sollte das Geld auf mehrere Banken verteilen. So ist es möglich, unter der oft maßgebenden Grenze von 100.000 Euro zu bleiben. Es hilft nicht weiter, das Barvermögen bei einem Institut über mehrere Konten zu streuen, weil diese Guthaben mit Blick auf Negativzinsen meist zusammengerechnet werden.

Dass es keine Guthabenzinsen mehr gibt, trifft übrigens nicht zu. Wer Aktien und Immobilien meiden möchte und dennoch sein Bares nicht zu Hause verstecken will, sollte zum Festgeldkonto greifen. Bei einer Anlage von 24 Monaten sind mit 100 Prozent Einlagensicherung zwischen 0,5 und 1,0 Prozent Zinsen möglich. Vergleichsrechner mit tagesaktuellen Konditionen gibt es im Netz.