Vodafone unter Druck: Milliardeninvestitionen in Netze geplant
Düsseldorf/Newbury (dpa) - Der anhaltend aggressive Wettbewerb auf dem deutschen Mobilfunkmarkt hat den zweitgrößten Anbieter Vodafone im abgelaufenen Geschäftsjahr auf Schrumpfkurs geschickt.
Auch der hohe Druck der Regulierung habe dazu beigetragen, dass die Umsätze um 6,2 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro sanken und das operative Ergebnis (Ebitda) sogar um 18 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro fiel. Bei der Vorlage der Bilanzzahlen für das im März 2014 beendete Geschäftsjahr sprach Deutschland-Chef Jens Schulte-Bockum am Dienstag in Düsseldorf von einer massiven Belastung der Erlöse und Ergebnisse. Er begründete die Entwicklung unter anderem mit aggressiven Discountangeboten. Dabei räumte er indirekt ein, darauf zu spät reagiert zu haben.
Durch den massiven Preisdruck sah sich der britische Mutterkonzern genötigt, auf seine Beteiligungen in mehreren europäischen Ländern knapp 8 Milliarden Euro (6,6 Mrd Pfund) abzuschreiben. Wie viel davon auf die deutsche Tochter entfiel, wollte Schulte-Bockum nicht sagen. Betroffen sind auch die großen Ländergesellschaften in Spanien und Italien.
In der Vodafone-Gruppe verringerte sich der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um fast zwei Prozent auf 43,6 Milliarden Pfund (53,2 Mrd Euro). Der operative Gewinn sank um mehr als fünf Prozent auf 12,8 Milliarden Pfund (15,7 Mrd Euro). Dank des Verkaufs seiner Anteile am US-Mobilfunker Verizon Wireless verbuchte Vodafone aber unter dem Strich einen rekordverdächtigen Gewinn von 59,4 Milliarden Pfund.
Um den Negativtrend in Deutschland zu stoppen, hatte das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr sein Programm zur Kosteneinsparung forciert und Milliarden in den Netzausbau gesteckt. In den kommenden zwei Jahren sollen rund vier Milliarden Euro dafür ausgegeben werden, ohne Investitionen des neu erworbenen Kabelnetzbetreibers Kabel Deutschland. „Wir sind auf dem besten Weg zurück zur Qualitätsführerschaft“, meinte Schulte-Bockum und zeigte sich an die Adresse der Mitwettbewerber gerichtet angriffslustig: „Wir sind auf Krawall gebürstet, was das neue Jahr angeht“.
Im vergangenen Herbst habe das Unternehmen angekündigt, den Markt offensiver anzugehen. Nun zeigten die Maßnahmen erste Wirkung, betonte Schulte-Bockum. So seien im vierten Quartal wieder neue Kunden hinzugewonnen und der Trend fallender Umsätze abgebremst worden. Allerdings rechnet der Deutschland-Chef frühestens im kommenden Geschäftsjahr wieder mit Zuwächsen beim Umsatz.
Obwohl das Unternehmen eine Trendwende sieht, gibt es für die Mitarbeiter keineswegs Entwarnung. 800 Beschäftigte hatten Vodafone bis Ende März im Rahmen eines Programms zum freiwilligen Ausscheiden verlassen. Darüber hinaus liefen noch Gespräche über die Verlagerung von Technikbereichen ins Ausland.