VW-Chef Winterkorn warnt vor einem „Detroit“ in Deutschland.

Wolfsburg (dpa) - Volkswagen-Chef Martin Winterkorn schickt eine Arbeitsgruppe aus Top-Managern ins Rennen um Konzepte für die Umwälzungen in der Autobranche.

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„Man könnte darauf vertrauen, dass unser heutiges Erfolgsmodell ewig funktioniert. Aber, Kolleginnen und Kollegen: Das wird es nicht“, sagte Winterkorn vor VW-Führungskräften in Wolfsburg. Auszüge seiner Rede vom Anfang der Woche lagen der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch vor. „Der Anspruch von Volkswagen ist es, Motor des Wandels zu sein - und eben nicht vom Wandel überrollt zu werden“.

Auf künftige Herausforderungen wie scharfe CO2-Vorgaben, E-Mobilität oder die Vernetzung des Autos müsse der Konzern frühzeitig reagieren und dafür finanzielle Freiräume freischaufeln. Volkswagen hat ein Sparprogramm angekündigt, das von 2017 an jedes Jahr rund fünf Milliarden Euro für die Kernmarke VW-Pkw freispülen soll. Diese steht unter Renditedruck. Nach dpa-Informationen liegt die operative Marge auch zum Halbjahr weiter klar bei unter 2 Prozent. Vergangenes Jahr hatte diese Kennzahl immerhin noch bei knapp 3 Prozent gelegen. Mindestens 6 Prozent, so die Konzernvorgabe, sollen es 2018 sein.

Die Wolfsburger nennen ihr Zukunftskonzept für Ideen in der Branche „Future Tracks“. Winterkorn betonte, dass dieses Konzept zwingend eine solide finanzielle Basis brauche.

Zur Arbeitsgruppe erklärte Winterkorn, er habe „zunächst eine kleine, schlagkräftige Projektgruppe aus Vorstand und einigen Top-Managern der Ressorts benannt“. Seinem Kernteam folgen solle „ein erweiterter Kreis von 40 bis 60 Top-Managern“, die dann „stärker in die Tiefe“ gehen. „Zielsetzung ist es, die einzelnen Handlungsfelder detailliert auszuarbeiten und zu priorisieren“, sagte Winterkorn. Zum Jahresende gebe es erste Zwischenergebnisse für die Pkw-Kernmarke. Das Programm „Future Tracks“ zielt auf den Gesamtkonzern.

In einem Interview der „Braunschweiger Zeitung“ vom Mittwoch sagte Winterkorn, er fürchte bei einem Scheitern der Konzernziele für 2018 um die Motivationsfähigkeit seiner Belegschaft. „Ich habe es in meinen 30 Jahren im Volkswagen-Konzern immer wieder erlebt, dass großspurig irgendwelche Programme angekündigt wurden und dann in der Schublade verschwunden sind.“ Mit seiner 2018-Strategie verankert der VW-Konzern den Anspruch auf die Weltmarktführerschaft vor Toyota.

Im Interview der „Braunschweiger Zeitung“ warnte Winterkorn vor einem Detroit in Deutschland. Die Stadt in den USA gilt als Sinnbild des Niedergangs der Autoindustrie während der Krise in den Vereinigten Staaten. „Weil ich diese Bilder vor Augen habe, wollen wir dafür sorgen, dass uns das hier nicht passiert. Wir dürfen unsere Industrie nicht leichtfertig aufgeben.“ Sein Ziel für den VW-Konzern sei, das aktuelle Produktionsvolumen in Deutschland „mindestens zu halten“.