VW investiert Milliarden in Brasilien

São Paulo/Wolfsburg (dpa) - Europas größter Autobauer VW drückt auch auf dem Wachstumsmarkt Südamerika aufs Tempo - und investiert Milliarden. 3,4 Milliarden Euro will der Konzern in den kommenden fünf Jahren in seine brasilianischen Standorte stecken.

Und auch die Konkurrenz nimmt das Land, in dessen dünn besiedeltem Norden bislang noch wenige Autos verkauft werden, zunehmend ins Visier. Mitte September hatte der VW-Aufsichtsrat vor dem Hintergrund sprudelnder Gewinne und einer prall gefüllten Kasse beschlossen, binnen fünf Jahren insgesamt rund 62,4 Milliarden Euro an Investitionen locker zu machen. Brasilien ist dabei aus Sicht von Konzernchef Martin Winterkorn einer der wichtigsten Zukunftsmärkte für die Wolfsburger.

Der 1953 gegründete Ableger VW do Brasil betreibt in dem Land inzwischen vier Werke und beschäftigt mehr als 23 000 Mitarbeiter. Volkswagen ist damit einer der größten Arbeitgeber der südamerikanischen Automobilbranche. Täglich rollen etwa 3500 Fahrzeuge in 21 verschiedenen Modellvarianten vom Band.

Der 1959 eröffnete Standort Anchieta in der Nähe der Millionenmetropole São Paulo ist das älteste Auslandswerk des Konzerns. In Anchieta werden unter anderem die Modelle Gol, Saveiro, Parati und Polo hergestellt. VW produziert außerdem in Curitiba, São Carlos und Taubaté. In der gesamten Region werden große Zuwächse auf den Automärkten erwartet.

Winterkorn, der als fünfter Deutscher den Titel der „Deutsch-Brasilianischen Persönlichkeit des Jahres“ erhielt, besuchte den Standort zusammen mit Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat David McAllister. Aus dessen Sicht ist der Erfolg in Brasilien für VW von besonderer Bedeutung, damit der Sprung des Autobauers an die Weltspitze gelingt. „Brasilien ist nach China und Deutschland der drittgrößte Absatzmarkt unseres Volkswagen-Konzerns“, sagte der CDU-Politiker. „Volkswagen ist die Nummer eins auf dem brasilianischen Markt, dies gilt es zu verteidigen und auszubauen.“

„Spätestens im kommenden Jahr feiern wir 20 Millionen Volkswagen "Made in Brasil"“, kündigte Winterkorn an. Bis 2015 könnten pro Jahr bis zu fünf Millionen Fahrzeuge verkauft werden. McAllister sprach von „zukunftsweisenden Initiativen“ für Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz: VW do Brasil habe 120 Millionen Euro in den Bau von zwei Wasserkraftwerken mit einer Gesamtleistung von 48,2 Megawatt gesteckt, um künftig 40 Prozent des Strombedarfs mit Wasserkraft decken zu können.

Auch andere Autobauer werden in dem Land aktiv: So plant der französisch-japanische Hersteller Renault-Nissan einem Bericht der Wirtschaftszeitung „La Tribune“ (Dienstag) zufolge Milliardeninvestitionen. Renault-Chef Carlos Ghosn will demnach an diesem Donnerstag bekanntgeben, 1,5 Milliarden Dollar (1,1 Mrd Euro) in den Bau eines neuen Nissan-Werkes im südöstlichen Bundesstaat Rio zu stecken. Die Produktionskapazität solle bei 200 000 Fahrzeugen jährlich liegen.