Wall Street: Banker-Boni aus Krisen-Ära werden fällig
New York (dpa) - Es war als Mäßigung gedacht, doch jetzt profitieren die Banker der Wall Street umso mehr: Nach der Finanzkrise wurden viele Boni unter Vorbehalt gestellt - statt in Barem bezahlten die Investmentbanken ihre Finanzprofis in Aktien, die erst nach Jahren zu Geld gemacht werden durften.
Damals war die Empörung groß, doch nach einem am Montag veröffentlichten Bericht des Fachblatts „Crain's New York Business“ hat sich die Wartezeit gelohnt.
In den nächsten Wochen laufen demnach viele Haltefristen für aufgeschobene Boni aus und die Aktienkurse sind seit den Krisen-Tiefständen kräftig gestiegen. Die Sondervergütungen fallen also viel höher aus, als wären sie seinerzeit direkt ausgezahlt worden. „Die Aktien-Prämien der Krisen-Ära haben sich in Gold verwandelt“, sagte Alan Johnson von der Beratungsfirma Johnson Associates „Crain's“.
Das war nicht unbedingt so geplant: Die Banken wollten mit der veränderten Boni-Strategie in der Krise ihre Cash-Reserven beisammenhalten und sich gegen eine weitere Zuspitzung der Krise schützen. Mit einem weiteren Sinken ihrer Aktienwerte wären auch die Boni ihrer Angestellten zusammengeschmolzen. Zum Vergleich: Vor der Krise wurden laut „Crain's“ 25 Prozent der Boni an der Wall Street mit Haltefrist versehen, heute 75 Prozent.
Bei den Bankern kam dieser neue Kurs zunächst überhaupt nicht gut an. „Die Leute schrien Zeter und Mordio“, erinnert sich Experte Johnson. „Sie haben gerufen: „Bezahlt mich jetzt!““ Das dürften die Banker nun anders sehen. Bei der führenden US-Investmentbank Goldman Sachs beispielsweise wurden dem Artikel nach 2009 Aktienboni im Wert von 3,6 Milliarden Dollar ausgereicht, die ab Januar verkauft werden dürfen. Über die Dauer der Haltefrist hinweg wurde ein Kursplus von 40 Prozent verzeichnet.
Bei Citigroup, Bank of America oder Morgan Stanley sieht es ähnlich aus. Doch auch trotz der aufgeschobenen Vergütungen, die nun fällig werden, sind insgesamt keine großen Sprünge bei der diesjährigen Bonusrunde zu erwarten. Laut einer Studie von Johnson Associates müssen sich Aktien- und Anleihenhändler sogar auf ein Minus von bis zu zehn Prozent zum Vorjahr einstellen. Nur Fusionsberater und Private-Equity-Spezialisten können große Zuwächse erwarten.