Wirtschaft am Wendepunkt

Der Ifo-Index trübt sich das dritte Mal in Folge ein. Die Schuldenkrise belastet die Stimmung in den Unternehmen.

München. In der deutschen Wirtschaft macht sich Herbststimmung breit. Noch geht es den Unternehmen in Europas größter Volkswirtschaft gut, doch nach dem warmen Altweibersommer könnte ein frostiger Winter kommen. Bereits zum dritten Mal in Folge ging der Ifo-Index zurück, wenn auch weniger kräftig als befürchtet. Volkswirte sehen die deutsche Wirtschaft deshalb an einem Wendepunkt — die Euro-Schuldenkrise wiegt immer schwerer. Sorgen vor einer Rezession gelten aber als verfrüht, wenn auch die Risiken steigen.

Vor allem die Erwartungen der Unternehmen für die kommenden Monate trübten sich angesichts der ungelösten Schuldenkrise, der Talfahrt an den Börsen und auch der weiter tristen Lage der US-Wirtschaft erneut deutlich ein — und zogen das Stimmungsbarometer mit nach unten. Der Ifo-Index sank von 108,7 auf 107,5 Punkte. Noch läuft die Wirtschaft rund, wie Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn betonte: „Die weiterhin gute Lage der Unternehmen zeigt, dass sich die deutsche Konjunktur bislang von den politischen Turbulenzen abkoppeln konnte.“

Allerdings trübten sich die Aussichten der befragten Firmen deutlich ein. Der Erwartungsindex fiel von 100 auf 98 Punkte und damit erstmals seit September 2009 wieder auf einen Wert von unter 100. Die Firmen bereiteten sich auf schwerere Zeiten vor, Panik sei aber nicht erkennbar. Noch immer böten volle Auftragsbücher und die hohe Nachfrage aus Asien einen Puffer. „Es sieht nach einem geordneten Rückzug aus und nicht nach einem Einbruch“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) ist weiter zuversichtlich, dass die Wirtschaft hierzulande der Schuldenkrise trotzen kann. „Alles in allem gehen wir weiter von positiven Wachstumsraten aus. Die Lage bei den Unternehmen ist gut“, sagte DIHK-Konjunkturfachmann Dirk Schlotböller.

ifo.de