Wohin steuert der Dax: Neue Rekorde oder Absturz?
Viele Topmanager verkaufen derzeit ihre Aktien.
Frankfurt. Der Dax knackt eine Rekordmarke nach der anderen: Erstmals in seiner 25-jährigen Geschichte hat der deutsche Leitindex am Montag die Hürde von 9300 Punkten genommen. Schafft der Dax gar die Marke von 10 000 Punkten, oder folgt bald Ernüchterung?, fragen sich angesichts immer neuer Rekorde Beobachter. Als ein Indikator gelten die Aktienverkäufe von Topmanagern deutscher Unternehmen.
„Wenn mehr Vorstände und Aufsichtsräte Aktien des eigenen Unternehmens verkaufen als kaufen, kann dies auf eine bevorstehende Kurskorrektur an den Börsen deuten“, sagt Olaf Stotz, Professor an der Frankfurt School of Finance. Topmanager achteten vor allem auf die Bewertung ihres Unternehmens an der Börse und viele Firmen gelten mittlerweile als überbewertet — die Gewinnentwicklung hält nicht mehr Schritt mit der Entwicklung des Kurses.
Zuletzt trennten sich vergleichsweise viele Manager von ihren Papieren, wie aus einer Analyse des „Forschungsinstituts für Asset Management“ für das „Handelsblatt“ hervorgeht. Das Institut wertet alle zwei Wochen zusammen mit der Commerzbank die meldepflichtigen Wertpapiergeschäfte von Vorständen und Aufsichtsräten aus. Der Index sei zuletzt um gut zwölf Punkte auf 71 Zähler abgesackt. Werte unter 90 Punkte deuteten auf sinkende Kurse an der Börse. „In der Vergangenheit gab es in diesen Fällen in den folgenden drei Monaten Seitwärtsbewegungen oder Korrekturen nach unten“, sagt Stotz.
Die Politik des ultrabilligen Geldes sorgt seit Monaten für Dauereuphorie an den Börse. Die Europäische Zentralbank hat nach der jüngsten Zinssenkung keinen Zweifel daran gelassen, dass die Geldschwemme im Euro-Raum zunächst anhält.
Die Experten der DZ Bank schätzen den Stand des Leitindex’ Ende 2014 bei 10 200 Punkten — auch wegen guter Firmendaten. „Vor allem die Dax-Unternehmen werden dank ihrer Exportorientierung in hohem Maße von der Erholung der Eurozone und der stärkeren Weltkonjunktur profitieren.“
„Ein zeitweises Allzeithoch von 10 000 Punkten liegt im Bereich des Möglichen“, sagt auch LBBW-Aktienstratege Berndt Fernow mit Blick auf das kommende Jahr. Allerdings dürfte das Tempo etwas nachlassen. „Wir sehen den Markt jetzt noch in Schwung, dann wird es seitwärts gehen.“