Headhunter jagen Quoten-Frauen
30 Prozent der Aufsichtsräte börsennotierter Firmen müssen ab 2016 weiblich sein. Kampf um Kandidatinnen beginnt.
Stuttgart. Gesucht: Quoten-Frau für Dax-Aufsichtsrat. Besonderer Hinweis: eilt. Um mit hohen Frauenquoten punkten zu können, suchen viele deutsche Großkonzerne gezielt nach weiblichen Führungskräften. Mit der geplanten Frauenquote in Aufsichtsräten steigt der Druck nun aber nicht nur für Unternehmen. Liefern müssen jetzt auch die Headhunter und Personalberater.
„Wir müssen uns daran messen lassen, dass wir die qualitativ richtigen Köpfe finden“, sagt Thomas Hainke-Hentschel, Partner beim Beratungsunternehmen Boyden, das sich auf die direkte Ansprache potenzieller Mitarbeiter spezialisiert hat. „Es ist schon ein größerer Aufwand beim Suchen.“
Und die Zeit eilt: Nach den Plänen von Union und SPD sollen in den Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen, die ab 2016 neu besetzt werden, mindestens 30 Prozent Frauen vertreten sein.
„Es entsteht für Personal- und Beratungsunternehmen mehr Druck, Frauen zu präsentieren“, sagt die Vizepräsidentin des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater, Regina Ruppert. Allerdings hätten Berater auch früher durchaus Frauen vorgeschlagen — oft seien sie von den Firmen aber schlicht nicht genommen worden. „Das ist eine gute Chance für Personalberater, Frauen in die deutsche Wirtschaft zu bringen.“
Nach Einschätzung von Thomas Bockholdt, Partner bei der Personalberatung InterSearch Executive Consultants, könnte es nun einen „Run“ auf weibliche Führungskräfte geben. Er selbst sieht die Pläne kritisch: „Die Berater können nicht mehr Frauen rekrutieren als auf dem Markt sind.“ „Sicherlich werden einige Damen jetzt viele Angebote bekommen“, sagt Joachim Kayser von der Unternehmensberatung Hofstettler, Kramarsch & Partner. Er warnt aber: „Jeder Aufsichtsrat ist schlecht mit jemandem beraten, der zu viele Mandate hat.“
„Es gab vielfältige, durchaus kreative Besetzungen in den vergangenen Jahren“, sagt Brigitte Lammers, Leiterin des Berliner Büros der Personalberatung Egon Zehnder. Anfang des Jahres hatte etwa der Autobauer Daimler mit der früheren Avon-Chefin Andrea Jung eine Aufsichtsrätin aus der Kosmetikbranche berufen.
Mit Petraea Heynike von Nestlé sitzt zudem eine Frau aus der Lebensmittelbranche in dem Gremium. „Ich denke, es sind genug Frauen auf dem Markt“, sagt Ruppert. „Man muss nur ein bisschen mehr rechts und links gucken.“