Wohin gehst du, WSV?

WZ-Leser Ulrich Knapp geht gerne zu den Spielen des WSV – auch wenn es mal nicht so erfolgreich läuft.

Beim Spiel gegen Verl gab es nur ein 2:5. Der WSV-Stürmer Gianluca Marzullo ist dennoch guter Dinge: „Huti gibt uns die richtigen Sachen mit, wir müssen nur lernen, es umzusetzen.“

Foto: Fries, Stefan (fri)

zu: WSV

Ich bin nur Hobbykicker gewesen, nicht der Nabel der Welt und will mich weder wichtig machen noch Öl ins Feuer gießen. Unruhe hat der WSV zurzeit genug, mehr als für ihn gut ist. Andererseits habe ich Fußballspiele genug im Leben gesehen, ob beim WSV oder woanders, dass ich die Qualität eines Spielers – aktuell die grundsätzliche Regionalligareife – mindestens ansatzweise beurteilen kann. Beispiele der Transferkategorien „Volltreffer“, „passabel“, „geht so“, „eher nicht“ bis hin zu „glatter Fehleinkauf“ nenne ich Ihnen aus dem Stand.

Rund 600 Fußballer habe ich in 60 Jahren Wuppertaler Sportverein kommen und gehen gesehen. Aus meiner Sicht hat nur jeder Zehnte den WSV sportlich weiter gebracht – allenfalls. In meinem privaten Ranking ganz oben liegt Manni Reichert, knapp gefolgt von Emil Meisen, Glücksgriffe der Saison 1963/64, etwa gleichauf mit Günter Pröpper, Saison 1969/70. Davor Erich Haase, Werner Tönges, Vitus Sauer, Günter Augustat, Axel Kiefer, Helmut Domagalla und Erich Ribbeck, die ich als Kind und Heranwachsender geschätzt habe, ohne dass mein Papa mir das hätte erklären müssen. Der Respekt gebietet mir, über die Fehleinkäufe des WSV den Mantel des Schweigens zu decken. Namen können bei Bedarf genannt werden – und zwar aus dem Stand.

Heute genau bin ich ein Jahr im Ruhestand und genieße ihn sehr. Zu meinem „Rentnerwohlfühlprogramm“ gehört natürlich auch der WSV – Kummer, den er mir ungewollt macht, hin oder her. Wenn etwas, hier aus wirtschaftlichen Gründen, unbedingt gelingen muss, dann wird es garantiert nichts. Nochmals: Der WSV kann sich nur selbst zu Fall bringen, wenn man weiter verkrampft. Meines Erachtens liegt Karsten Hutwelker mit seiner Einschätzung, dass die Mannschaft regionalligareif ist, völlig richtig. Geld war nicht da. So hat er aus der Fülle der Spieler des für den WSV machbaren Gehaltssegments etliche gute Griffe gemacht. Zum Beispiel Uphoff gehalten, obwohl der eigentlich schon weg war. Pytlik geholt, Edin Pepic, Nesseler, Marzullo, Knechtel – alles Stammspieler.

Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Brief dem WSV, wenigstens dem ein oder anderen Spieler die „Handbremse“ löst. Da die Jungs rundum sympathisch, willig und kameradschaftlich rüberkommen, würde ich mich schon freuen, wenn hier und da eine Weiterentwicklung erkennbar wäre – gerade im Zusammenspiel, oder sogar der Knoten platzte. Darauf achte ich, wenn ich mir die nächsten Spiele anschaue. Ergebnis absolut sekundär, solange es keine deprimierende „Klatsche“ wird.

Ulrich Knapp, per E-Mail