ADAC-Taxitest: Jeder zweite Fahrer fällt durch
München (dpa) - Wer in deutschen Großstädten in ein Taxi steigt, zahlt zwar vergleichsweise viel, erhält aber einen guten Service. Berlin, München und Hamburg sind im europäischen Vergleich besonders teuer.
Das ergab der erstmals europaweit ausgedehnte Taxitest des ADAC in 22 europäischen Großstädten, dessen Ergebnisse am Donnerstag in München veröffentlicht wurden. Am meisten kostet die Taxifahrt mit Abstand in der Schweiz.
Über alle Testkategorien hinweg hat Barcelona das beste Taxiangebot in Europa. München (2), Köln (3), Mailand (4) und Berlin (5) folgten gleich danach - das Schlusslicht ist Sloweniens Hauptstadt Ljubljana. Die vierte untersuchte deutsche Stadt, Hamburg, verpasste mit dem elften Platz die Top Ten. Schuld war eine Tourabweichung mit mehr als doppelt so weiter Fahrstrecke.
Bei den Preisen schneidet in Deutschland Köln am besten ab - mit Platz zehn und 15,70 Euro für eine sieben Kilometer lange Tagfahrt, fünf Minuten Wartezeit und ein Gepäckstück inklusive. Die selbe Strecke ist am billigsten in Lissabon (7,98 Euro), gefolgt von Zagreb, Madrid, Barcelona und Prag. Auf den Rängen 13 bis 15 stehen in der Preiskategorie Berlin (16,23 Euro), München (17,20 Euro) und Hamburg (17,45 Euro). Noch teurer ist die Fahrt in Genf mit 28,77 und als Spitze in Zürich mit umgerechnet 31,35 Euro für sieben Kilometer.
Für die Untersuchung ließen sich die Tester als Geschäftsleute getarnt chauffieren und bewerteten die Kategorien Fahrer, Fahrzeug und Routentreue bei je zehn Fahrten pro Stadt. Der Deutsche Taxi- und Mietwagenverband kritisiert diese Art der eigentlich durchaus gewollten und wichtigen Qualifizierung als reine Momentaufnahme, die wenig allgemeine Aussagekraft habe.
„Es ist ein bisschen ein Lotteriespiel, was da gemacht wurde“, sagte der stellvertretende Verbandsvorsitzende Matthias Schmidt der dpa. Eine Basis von zehn Fahrten, die jeweils am Taxistand beginnen, könne kein rundes Bild abgeben. Zudem sei er überrascht gewesen über das Ranking der deutschen Teilnehmerstädte, „Hamburg etwa sehen wir unter diesen vier Städten deutlich weiter vorn“, sagte Schmidt.
Nach dem ADAC-Ergebnis sind die Fahrer das größte Problem des Gewerbes: Sie missachten rote Ampeln, fahren Umwege, stellen Quittungen falsch aus oder verweigern auch mal komplett die Tour. Besser als „ausreichend“ erhielt keine Stadt für ihre Fahrer, knapp die Hälfte erfüllte die Mindeststandards nicht einmal.
Den Spitzenwert von 78,1 Prozent - und dennoch nur „ausreichend“ - erhielten Münchens Taxler. „Sie hatten immer das Taxameter eingestellt, der Fahrpreis entsprach immer der Tarifordnung und alle Fahrer waren gepflegt“, berichtete ADAC-Sprecherin Regina Ammel. Zudem war bei neun von zehn Fahrten die Zahlung per Kreditkarte möglich und die Quittungen waren stets korrekt. Ammel: „Wir hatten ja den Fokus auf Geschäftsreisende, da ist das wichtig“.
Gesamt-Testsieger Barcelona verdankt seinen ersten Rang ebenfalls nicht zuletzt den Chauffeuren: Neben den besten Fahrzeugen, korrekten Touren und Abrechnungen bestach Kataloniens Metropole durch hilfsbereite Fahrer. Sie erreichten mit 77,8 Prozent Rang zwei - vor den Taxifahrern in Paris, Köln und Berlin. Abgeschlagen auf dem letzten Platz finden sich Roms Taxifahrer.
Als „schlimmste Mängel“ der Fahrer werden in der ADAC-Bewertung falsch ausgefüllte Quittungen genannt, fehlende Fahrerausweise oder die Absage an Kreditkartenzahlung und erhöhte Preise durch Umwege. Doch auch der Mangel „Fahrer hält sich nicht an Verkehrsregeln“ wird mit knapp 30 Prozent häufig genannt. Viele Taxifahrer telefonierten während der Fahrt ohne Freisprechanlage oder hielten sich nicht an Tempolimits. Letzteres könnte eilige Fahrgäste indes auch freuen.
Der Hamburger Taxifahrer mit dem weitesten aller Umwege und der „k.o.-Wertung“ der Kategorie Routentreue sei auf der Strecke Gänsemarkt-Hamburger Michel den mit 213 Prozent längsten Umweg im Test gefahren. Er brachte den Tester - trotz mehrmaligen Hinweises auf das richtige Ziel - statt zum Michel zunächst zur Friedenskirche in der Brunnenstraße, ohne den Preis zu reduzieren.