Bremse bis Kette - Der Frühjahrs-Check fürs Fahrrad
Göttingen (dpa/tmn) - Die Temperaturen steigen, die Natur blüht auf, und es bleibt länger hell draußen: beste Voraussetzungen für den Saisonstart mit dem Fahrrad. Doch vor dem Tritt in die Pedale sollten Radler ihren Drahtesel durchchecken.
In der Regel geht der Winter am Rad nicht spurlos vorbei.
„Wer sein Rad durchgängig nutzt, hat es beispielsweise mit Salz zu tun“, erklärt David Koßmann vom Pressedienst Fahrrad. „Überwintert das Zweirad im Keller, kann vom Luftverlust bis zum Festsetzen der Kette vieles passieren.“ Vor der technischen Überprüfung steht aber eine gründliche Wäsche. Denn: „Erst wenn das Fahrrad wirklich sauber ist, entdeckt man Schäden am Rahmen und anderswo“, sagt Roland Huhn vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC).
Zum Reinigen empfiehlt er Wasser mit Spüli und einen einfachen Schwamm. Auf keinen Fall sollte ein Hochdruckreiniger zum Einsatz kommen. „Durch den hohen Druck kann Wasser beispielsweise in das Tretlager gelangen und großen Schaden anrichten“, warnt Koßmann. Glänzt der Rahmen wieder, erhält er etwa durch das Auftragen von Silikonöl eine schmutzabweisende Schicht. Alternativ kann laut dem Zweirad Industrie Verband (ZIV) normales Autowachs verwendet werden.
Generell sind beim Frühjahrs-Check drei Bereiche wichtig: Reifen, Bremsen und die Kette. „Eine Stahlkette besteht aus rund 400 Einzelteilen und kann sehr schnell Rost ansetzen, wenn sie nicht gut gepflegt wird“, erläutert Koßmann. Dann kann sie bei der Fahrt abfallen oder sogar brechen. Besonders bei einer offenen Kettenschaltung bedarf die Kette einer guten Pflege. Am besten wird sie während der Saison etwa einmal pro Monat geölt, rät Koßmann. Eine rostige Kette lässt sich mit viel Öl und einem Lappen oft wieder flott machen. Bei extremem Rost an Kette und Ritzeln sowie festkorrodierten Gliedern muss sie eventuell ausgetauscht werden.
Nahezu jeder Reifen verliert mit der Zeit Luft, daher muss er vor der ersten Ausfahrt aufgepumpt werden. Wie viel der Reifen verträgt, steht auf dem Mantel. „Dort gibt es einen oberen und unteren Grenzwert als Orientierung“, erklärt Koßmann. Wer keine Pumpe mit Manometer hat, sollte mit der Daumenprobe sicherstellen, dass der Reifen genug Luft hat.
Zum Reifen-Check zählt außerdem eine Überprüfung des Mantels. „Eine bestimmte Profiltiefe ist zwar gesetzlich nicht vorgeschrieben, aber blank sollte die Lauffläche nicht sein“, sagt ADFC-Experte Huhn. Sind Risse oder einzelne Fäden am Mantel sichtbar, ist das ebenfalls ein Zeichen dafür, dass die Decke ausgetauscht werden muss. „Begünstigt werden Risse, wenn das Fahrrad zu lange steht. Daher ist es immer besser, ein Rad hängend zu lagern“, rät Koßmann.
Wenn Profil und Luft stimmen, steht ein Speichentest an. „Es reicht aus, kurz mit zwei Fingern die Spannung der Speichen zu prüfen“, sagt Huhn. Ist eine Speiche locker, muss sie nachgezogen werden. Das sollten jedoch nur Fahrradkenner selber machen, ansonsten kann das Ergebnis eine Acht in der Felge sein. Daneben müssen beide Felgen über je zwei Reflektoren verfügen, um verkehrssicher zu sein. „Das müssen nicht zwingend Katzenaugen sein, Reflektorstreifen an den Speichen sind auch zugelassen“, erläutert Koßmann.
Die Bremse ist eines der wichtigsten Teile am Fahrrad. Moderne Velos verfügen zwar über Scheibenbremsen, aber auch hier gibt es Klötze, die sich abnutzen können. Geprüft werden müssen in jedem Fall die Bremszüge. „Man sollte noch ungefähr zwei Zentimeter Luft haben, wenn man am Bremshebel zieht“, sagt Huhn. Dann ist gewährleistet, dass man noch wirkungsvoll bremsen kann.
Bei Fahrrädern mit Felgenbremsen sollten die Bremsklötze und auch die Felge gründlich gereinigt werden. „Mit der Zeit setzt sich überall Bremsstaub ab, der die Bremswirkung mindert“, erklärt Koßmann. Er empfiehlt hierfür einen Schwamm mit Kratzfläche. Der ZIV rät außerdem dazu, die Bowdenzüge einzufetten.
Nicht zu vergessen ist ein Funktionstest der Lichtanlage. Und zu guter Letzt steht das Nachziehen aller Schraubverbindungen an Schutzblechen, Kettenschutz oder dem Fahrradständer an.
Technisch versierte Radler können vieles selbst erledigen, doch es gibt Grenzen: Gehe es um elementare Dinge wie die Schaltung oder ein Tretlager, sei auf jeden Fall der Gang ins Fachgeschäft ratsam, meint der ADFC. Die Händler bieten ganzjährig Fahrradinspektionen an, die je nach Umfang etwa 60 bis 70 Euro kosten.