Camping hinter der Blümchengardine
Leipzig (dpa) - Ein Anhänger, aus dem sich ein Zelt machen lässt: Zu Tausenden zogen die DDR-Bürger früher mit ihrem „Klappfix“ auf die Campingplätze. Der Hersteller hat nicht überlebt. Aber die alten „Klappis“ fahren noch wacker durch die Gegend.
Braune Baumwolle und Blümchengardinen - bei einer Wahl der trendigsten Campingartikel würde der DDR-Klappfix wohl glatt durchfallen. Seine Fans ficht das allerdings nicht an. Sie halten dem legendären Zeltanhänger die Treue und sind auch in diesem Sommer wieder auf den Campingplätzen unterwegs. Ein paar Handgriffe genügen, um aus dem Hänger ein Zelt samt Küche zu zaubern. „Vermutlich 5000 bis 10 000 Anhänger existieren noch“, sagt Daniel Remus. Der Rostocker erforscht in seiner Freizeit die Geschichte des Klappfix und des Produzenten VEB Olbernhau im Erzgebirge. Dort gingen 1994 die Lichter aus.
„Es ist schwierig, handfeste Infos zu bekommen“, sagt Remus. Bei der Schließung des Werkes sei viel Material vernichtet worden. Der 35-Jährige sammelt alles, was er über die Zeltanhänger „Made in GDR“ finden kann, durchforstet das Internet und redet mit ehemaligen Fahrzeugbauern aus Olbernhau. Und er kauft den einen oder anderen Anhänger auf. Es entwickele sich ein Liebhaber- und Oldtimermarkt, berichtet er. Zwei Gleichgesinnte, die auch schon länger Informationen sammeln, sind mit Remus zusammen den Klappfixen auf der Spur. Vielleicht, mit mehr Fakten, sagt er, solle das Ganze später einmal in ein Buch münden.
Remus, nach eigener Auskunft „Trabant-Fahrer in vierter Generation“, ist über den Trabi auf den dazu passenden Zeltanhänger gekommen. Auch mit einem kleinen Auto lassen sich die Anhänger problemlos ziehen. Aber die Fans des Klappi sitzen bei weitem nicht nur im Osten Deutschlands. Olbernhau habe eine Exportquote von über 80 Prozent gehabt, berichtet Remus. Europaweit seien die Zeltanhänger verkauft worden; die campingbegeisterten Holländer zogen sie als „Alpenkreuzer“ hinter sich her. Durch die Fertigung in der DDR konnten sie im Westen vergleichsweise billig verkauft werden.
Ein Kenner der Klappfixe sitzt im nordrhein-westfälischen Gladbeck. Udo Strothmann hat auf einer Internetseite viele Daten und Infos über den Anhänger zusammengetragen, der übrigens nur in frühen Jahren wirklich Klappfix hieß. Die Massenmodelle aus den 70ern und 80ern trugen offiziell die Bezeichnung „Camptourist“, wurden aber landläufig weiter Klappfix genannt. Strothmann hat viele Urlaube im Klappi verbracht. „Das war für mich der beste Falter überhaupt“, erzählt er. Konkurrenzprodukte gab und gibt es einige, etwa aus Frankreich oder aus Dänemark.
Remus und Strothmann loben einhellig die Technik vor allem der späteren DDR-Zeltanhänger. „Ich halte das System für ausgereift“, sagt Remus. Außerdem verbinde der Klappi das Zeltfeeling, für Strothmann „das A und O beim Campen“, mit etwas Komfort. Und der Vorteil gegenüber einen Wohnmobil liege auch auf der Hand: „So ein Zeltcaravan bietet deutlich mehr Platz als eine Wohndose“, betont Remus. Und Strothmann berichtet: „Die Leute haben sich immer gewundert, was für eine Villa aus so einem kleinen Anhänger rauskommt.“
Dass die Olbernhauer den Sprung in die Marktwirtschaft trotzdem nicht so recht schafften, hat nach Remus' Worten verschiedene Ursachen. Letzten Endes sei die Nachfrage einfach nicht mehr dagewesen. „Es hätten ja alle kaufen können, haben sie aber aus verschiedensten Gründen nicht gemacht.“
Faltzelt-Anhänger sind heutzutage ein Nischenprodukt, den Markt der Freizeitmobile dominieren klar die Wohnmobile und Caravans. Der Klappfix wird trotzdem nicht so schnell von den Campingplätzen verschwinden, zumindest wenn Strothmanns Vorhersage zutrifft: „Wenn man den Stoff pflegt und keine Chemie ranlässt, halten sie ein Leben lang.“