Camping hinterm Kombi - Heckzelte für den Pkw
Berlin/Hannover (dpa/tmn) - Im Alltag sind Campingbusse wie VW T5 California und Ford Transit oft unhandlich. Wie gut, dass sich auch kleinere Autos für gemütliche Outdoor-Nächte nutzen lassen. Denn für Minivans und Kombis gibt es Anbauzelte.
Das Angebot ab Werk ist dünn: Nahezu allein auf weiter Flur mit einem optionalen Heckzelt an Bord ist der VW Caddy in der Outdoor-Variante Tramper. Bei Citroën gab es bis 2009 ein entsprechendes Fahrzeug: Die erste Generation des Berlingo wurde vom gleichnamigen Umrüster zum Zooom umgebaut und hatte neben einem Heckzelt ein Ausstelldach - die Firma Zooom bietet die Umrüstung übrigens immer noch für die alte Berlingo-Generation an. Aber es ist bei diesen Autos wie bei der Einschaltquote im Fernsehen: Was die Masse nicht liebt, muss nicht schlecht sein. Je nach Einsatzzweck bleiben aber einige Nachteile gegenüber einem Campingbus.
Vom Interesse an Campinglösungen für das ganz gewöhnliche Auto zeugen Internetforen mit zahlreiche Einträgen von Autofahrern, die ihren Kombi oder Minivan zu Campingzwecken mit ein wenig Plane und großer Begeisterung in eine provisorische Bleibe verwandeln oder dies auf der Suche nach entsprechenden Lösungen für ihr Fahrzeug noch vorhaben. Was die Autohersteller an Angeboten für solche Kunden missen lassen, findet sich im Zubehörhandel. Dort gibt es Heckzelte - kompatibel mit vielen Wagen.
Der Outdoor-Ausrüster Vaude zum Beispiel hat für das Heckzelt Drive Van für 430 Euro im Programm, das für 170 Euro um ein Innenzelt mit Boden für drei Personen ergänzt werden kann. Laut Pressesprecher Benedikt Tröster ist es „im Prinzip für alle Kombis geeignet“, auch an Minivans und Campingbusse lasse es sich andocken. Da es ein eigenes Gestänge hat, ist es selbststehend. Das Auto kann deshalb genutzt werden, während das Zelt auf dem Campingplatz zurückbleibt.
Auch andere Firmen wie der Ausstatter C-tech bieten selbststehende Konstruktionen an, die wie das Vaude-Zelt ausreichend Platz für Feldbetten oder einen Esstisch mit Stühlen bieten. C-Tech präsentiert auf seiner Webseite verschiedene Lösungen zu Preisen ab knapp 300 Euro für VW Caddy, Fiat Doblò, Renault Kangoo, Opel Combo, Peugeot Partner oder VW Touran, wahlweise mit Bodenplane und Moskitonetzen.
Andere Heckzelte benötigen die aufgestellte Heckklappe als Dach. Damit ist das Auto an den Stellplatz gebunden, solange das Zelt aufgebaut ist. Im Internet kann zum Beispiel das Modell Van Shower für rund 230 Euro bestellt werden. Die Grundfläche solcher Zelte sei aber meist nicht viel größer als die Abmessungen der Heckklappe, gibt Viktoria Groß vom Deutschen Camping-Club (DCC) zu bedenken. Generell sieht sie Pkw-Heckzelte im Vergleich zu besser ausgestatteten Campingbussen und kleinen Reisemobilen als Alternative mit begrenzten Möglichkeiten. „Sie sind eher etwas für den, der spontan nächtigen möchte, wie der Windsurfer, der am Strand bleiben will.“
Groß rät, vor dem Kauf Konstruktionsart und Abmessungen der Autozelte im Auge zu behalten. „Passt ein Feldbett noch darunter? Kann ich stehen? Gibt es einen Boden, der vor Nässe schützt?“ Solche Fragen könnten für Kunden interessant sein. Eine andere und meist geräumigere Alternative können Vorzelte sein, die seitlich am Fahrzeug angebracht werden, dort aber meist Schiebetüren voraussetzen, wie sie typischerweise nur Hochdachkombis à la Opel Combo oder VW Caddy haben. Oder eben Campingbusse.
Apropos VW Caddy: Die Camping-Ausführung Tramper ist selbst für VW-Sprecher Jens Bobsien ein Nischenprodukt „Der Tramper ist ein Fahrzeug für Leute, die sehr naturverbunden sind - Bergkletterer, Paraglider oder Geocacher“, sagt er. Doch solche Imageträger unter den Kunden gibt es, und so grübelt man bei Citroën über die Neuauflage eines entsprechend funktionalen Fahrzeugs. „In diese Richtung denken wir weiter“, sagt Sprecher Stephan Lützenkirchen.