Dem Handel gehen die Winterreifen aus
Landsberg/Bonn (dpa/tmn) - In Deutschland sind kaum noch neue Winterreifen zu bekommen. „Die Lager der Hersteller sind so gut wie ausverkauft“, sagte Peter Hülzer vom Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk in Bonn (BVR).
Hält das Winterwetter in Deutschland bis Mitte Dezember an, wird es wegen der zu erwartenden ungebrochenen Nachfrage nach Winterpneus eng. „Dann sind die Lager komplett leer, und es kommt auch nichts nach, denn die Hersteller produzieren jetzt bereits wieder Sommerreifen“.
In diesem Winter gebe es einen untypischen Nachfrage-Boom aufgrund der Neuregelung zur Winterreifenpflicht, erklärt Hülzer den Run. Trotzdem sieht er derzeit noch Chancen, an Neuware heranzukommen. Betroffene Autofahrer „sollten sich in Ruhe an ihren Händler wenden.“ Sie müssten aber mit Lieferzeiten von zehn Tagen und mehr rechnen.
Besondere Vorsicht gilt dieser Tage beim Reifenkauf: Selbst das vom Gesetz geforderte, aber nicht geschützte „M+S“-Zeichen, das die Pneus als wintertauglich ausweist, bedeute keine Qualitäts-Garantie. „Ich habe schon einen Sommerreifen mit „M+S“-Zeichen gesehen, so Hülzer. Einer Einschätzung des ADAC zufolge öffnet das „M+S“-Zeichen Billigware „Tor und Tür“. Tauglicher seien Reifen, wenn sie zudem das Schneeflocken-Symbol tragen.
Die Qualität eines Reifens ist für den Laien kaum zu ermitteln. „Er kann sich kein wirkliches Urteil erlauben“, sagte Hubert Paulus vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg. Am besten orientiere sich der Verbraucher an einschlägigen Tests von Fachzeitschriften, dem ADAC oder der „Stiftung Warentest“.
Der BVR empfiehlt zur Orientierung die Website http://www.pro-winterreifen.de, eine Initiative des Deutschen Verkehrssicherheitsrates. Dort werde zum Beispiel über kostengünstigere Produkte informiert, die renommierte Hersteller unter weniger bekannten Zweit- oder Drittmarken führen.
Ist ein Markenreifen in der passenden Größe nicht mehr verfügbar, gibt es noch eine letzte Chance: „Fragen sie nach einer Dimension kleiner, die fährt auf Schnee sicherer, muss allerdings noch auf die Felge passen“, so ADAC-Sicherheitsexperte Paulus.
Auch bei der Montage gibt es derzeit Engpässe. Die Werkstätten hätten zwar ihre Kapazitäten aufgestockt, kämen aber langsam an ihre Grenzen, sagte Reifenexperte Hülzer. Termine seien derzeit nur schwer zu bekommen und Wartezeiten von über einer Woche normal. Für Autos mit Sommerreifen bedeutet das: Sie dürfen so lange nicht auf die Straßen, bis diese wieder frei sind oder das Fahrzeug auf Winterreifen rollt. Ansonsten droht Strafe.
Die beschlossene Winterreifenpflicht tritt nach Angaben des Verkehrsministeriums in diesen Tagen in Kraft. Die Neuregelung greift einen Tag nach ihrer Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt. Wer danach bei Winterwetter und glatten Straßen mit Sommerreifen erwischt wird, soll 40 statt bisher 20 Euro bezahlen. Belangt wird der Fahrer, nicht der Halter. Behinderungen im Winterverkehr durch unpassende Reifen werden mit 80 Euro geahndet.