Dick im Geschäft - Die Neuheiten der Business-Klasse
Stuttgart (dpa/tmn) - Sie ist die klassischste Form des Automobilbaus und trotzt offenbar allen Trends. Sie steht für Status und zugleich für Vernunft und Verlässlichkeit.
Daher ist sie vor allem bei eher konservativen Zeitgenossen, bei Firmenfahrern und Flottenkunden gefragt, erläutert der Pforzheimer Design-Professor Lutz Fügener. 2016 bereiten viele Hersteller neue Limousinen vor.
Im April startet die Mercedes E-Klasse in der zehnten Generation ab 45 303 Euro. Die Marschrichtung fasst Chefingenieur Michael Kelz zusammen: Ein rekordverdächtiger Normverbrauch von bestenfalls 3,9 Litern (CO2-Ausstoß 102 g/km), ein Höchstmaß an Vernetzung und Komfort im neuartigen Cockpit und ein großer Schritt hin zum autonomen Fahren.
Doch die unmittelbare Konkurrenz schläft nicht. BMW bereitet für das Jahresende nach Angaben eines Firmensprechers das Debüt des neuen 5ers vor. Bei Audi läuft nach Infos aus Ingolstadt die Entwicklung des nächsten A6 bereits auf Hochtouren: Im zweiten Halbjahr 2017, spätestens Anfang 2018 soll er auf dem Markt sein.
Im Sommer meldet sich Volvo auf den Firmenparkplätzen zurück und schickt gegen E-Klasse & Co ab 42 750 Euro den S90 ins Rennen. Rund fünf Meter lang, mit einem völlig neuen Design und einem unkonventionellen Innenleben, will er durch maximale Unterstützung bis hin zum semi-autonomen Fahren punkten, sagt Firmenchef Hakan Samuelsson. Volvo bietet ausschließlich Vierzylinder-Triebwerke an und befriedigt den Sportsgeist stattdessen mit einem zudem auch noch sehr sparsamen Plug-in-Modell mit 299 kW/407 PS und einem Normverbrauch von 2,1 Litern (CO2-Ausstoß 49 g/km).
Ebenfalls neuen Schwung in dieser Liga holt Cadillac mit dem CT6, der die Modellpalette nach oben abrundet und im zweiten Halbjahr in Europa erwartet wird. Die Limousine misst nach Angaben des Herstellers genau wie seine Konkurrenten rund fünf Meter, setzt auf radikalen Leichtbau und speckt gegenüber dem Vorgänger mehrere Zentner ab. Bis der Wagen mal über den Atlantik ist, dürfte er nach aktuellen Schätzungen 60 000, eher sogar 70 000 Euro kosten.
In Frankreich hält Renault die große Limousine am Leben und nimmt jetzt mit dem 4,85 Meter langen Talisman einen neuen Anlauf in der gehobenen Mittelklasse. Zwar bieten die Franzosen dafür Luxus-Extras vom Massagesitz bis zur Allradlenkung, halten aber unter der Haube Maß: Nach eigenen Angaben gibt es das Flaggschiff nur mit Vierzylindern, deren stärkste Version ein 1,6-Liter-Turbo mit 147 kW/200 PS ist. Dafür sind auch die Preise vergleichsweise bürgerlich: Sie starten bei 27 950 Euro, die teuerste Version kostet 41 000 Euro.
Dass die Limousine weltweit so hoch im Kurs steht, liegt für Professor Fügener auch an der Kindheit der aktuellen Käufer. „Die sind alle noch mit der Limousine als beherrschende Karosserieform groß geworden“, sagt er und erinnert an krakelige Kindheitszeichnungen, die seit Jahr und Tag ein Stufenheck zeigen. Aber Fügener mag seine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass dieser Trend ewig hält.
So vertrauen auch die Hersteller längst nicht mehr allein auf die Strahlkraft des Stufenhecks: Egal ob Mercedes E-Klasse, BMW 5er, Audi A6, Volvo S90 oder Renault Talisman - zumindest die Europäer stellen ihren Viertürern nur wenige Monate nach dem Start Kombis und oft auch Coupés zur Seite.