Harte Zeiten für Auto-Schnäppchenjäger
Berlin (dpa/tmn) - Die Rabattschlacht klingt ab: Mit der anziehenden Konjunktur lässt der wirtschaftliche Druck auf die Autohändler nach. Marktbeobachter erwarten deshalb eine Abkehr von hohen Preisnachlässen.
Doch bei Importfahrzeugen gibt es weiterhin Sparpotenzial.
Beim Preis kommt der Kleine ganz groß raus: Der Fiat Panda wird derzeit mit einem Rabatt von bis zu 38,8 Prozent gesichtet. Für einen Golf GTI beträgt der Nachlass bis zu 17,4 Prozent. Und für den Nissan Qashqai ließen sich im Februar beim Internet-Vermittler meinauto.de noch 22,5 Prozent rausschlagen. Autokäufer müssen derzeit keine ausgebufften Schnäppchenjäger sein, um beim Neuwagenkauf einen satten Nachlass auszuhandeln - noch nicht.
Denn mit der anziehenden Konjunktur könnte sich das schon bald merklich ändern. Für 2011 sehen Marktbeobachter im Autohandel eine deutliche Abkehr von den teils spektakulären Lockangeboten der vergangenen Monate. Wer den Preis kräftig drücken will, muss in diesem Jahr aller Voraussicht nach länger suchen.
„Die deutschen Pkw-Hersteller sind sehr dynamisch in das Jahr 2011 gestartet“, sagt der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann. Die zunehmend gute Konjunktur ändere die Lage für die Händler merklich - Rabatte auf dem Vorjahresniveau seien deshalb nicht mehr zu erwarten. Diese Einschätzung teilt der Autoexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer: „Der Trend zu niedrigeren Nachlässen wird sich fortsetzen.“ Die Hersteller hätten ihr Rabattniveau bereits im Januar merklich zurückgefahren.
Das zeigt die aktuelle Preisstudie des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen, das Dudenhöffer leitet. Der Durchschnittsrabatt bei vier großen Internet-Vermittlern betrug im Januar demnach 14,6 Prozent. Ein Jahr zuvor lag er noch bei 16,4 Prozent. Von den insgesamt 273 von den Herstellern angebotenen Aktionsprogrammen boten zum Jahresauftakt 27 einen Preisvorteil von mehr als 20 Prozent. Einen Monat zuvor waren es noch 40 Aktionen.
Und noch etwas macht es Sparfüchsen schwer. Dieses Jahr wird im September nach zwei Jahren Pause wieder die IAA für Pkw stattfinden; deshalb kommen zahlreiche neue Modelle auf den Markt. „Deren moderne, spritsparende Technik ist für die Käufer hochinteressant“, sagt Wissmann. „Um sie zu verkaufen, werden die Händler wohl nicht auf außergewöhnliche Marketingmaßnahmen zurückgreifen müssen.“ Schon jetzt zeigten steigende Lieferfristen und niedrige Lagerbestände, dass die Nachfrage nach Neuwagen anziehe.
Vollständig verzichten werden Händler auf die Preisnachlässe aber auch in diesem Jahr nicht. „Einen Automarkt ohne Rabatte gibt es nicht“, sagt Dudenhöffer. Und so böten die bevorstehenden Modellwechsel preisbewussten Käufern auch Chancen auf günstige Neuwagen: bei den Vorgängermodellen. Die Händler brauchen den Platz in ihren Lagern für die nachrückende Autogeneration.
Die besten Möglichkeiten auf Preisnachlässe sieht Dudenhöffer bei Importmarken. Mit der Abwrackprämie im Jahr 2009 hätten sich die deutschen Autokäufer überwiegend günstige neue Klein- und Kompaktwagen zugelegt. Dieser Markt sei nun zum großen Teil gesättigt. Klassische Hersteller dieser Autos - etwa Fiat, Seat, Renault, Peugeot oder Citroën - hätten es nun schwerer, ihre Modelle abzusetzen. Weitere Rabattaktionen seien deshalb wahrscheinlich.
Beim Verband der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) in Bad Homburg rechnet man allerdings mit einem Rückgang des Rabattniveaus bei den Importmarken. Sprecher Thomas Böhm sagt: „Der Marktanteil der internationalen Kraftfahrzeughersteller lag 2010 auf einem sehr hohen Niveau. Und auch bei kleineren Modellen sehen wir nach wie vor eine starke Nachfrage.“ Doch Rabatte werde es auch in diesem Jahr und bei fast allen Herstellern geben.
Außer bei Modellwechseln gebe es immer wieder Anlässe zu besonderen Aktionen - beispielsweise Firmenjubiläen, so Böhm. Neben den Aktionsangeboten sind Preisnachlässe nach wie vor auch auf Tageszulassungen oder Vorführwagen üblich - eine Sparmöglichkeit in allen Modellklassen. Doch nicht selten spart der Käufer nicht bares Geld, sondern erhält nur sogenannte Preisvorteile. Bei Sportwagen und Autos aus der Oberklasse können diese laut Dudenhöffer schon einmal 20 bis 30 Prozent Unterschied zum Listenpreis ausmachen. Dann wird zwar nicht das Portemonnaie geschont - dafür aber gibt es Ausstattungsdetails extra, etwa eine Soundanlage oder besonders schicke Leichtmetallfelgen.