Müde Autofahrer überschätzen Kaffee als Muntermacher
Klingenmünster (dpa/tmn) - Autofahrer kennen das: Nach langen Strecken auf der Autobahn setzt die Müdigkeit ein. Mancher hofft dann auf einen schnellen Kaffee und den damit verbundenen Koffeinschub. Aber das ist eine trügerische Hoffnung und kann leicht böse enden.
Sich auf die Schnelle einen Kaffee oder ein anderes koffeinhaltiges Getränk genehmigen und flugs zurück ans Steuer - das bringt müde Autofahrer nicht viel weiter. „Bis die auffrischende Wirkung des Koffeins eintritt, kann es bis zu einer halben Stunde dauern, was oft überschätzt wird“, erklärt Hans-Günter Weeß, Leiter des Interdisziplinären Schlafzentrums am Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie in Klingenmünster.
Der Mediziner empfiehlt nach dem Kaffee ein Nickerchen: Mit „10 bis 20 Minuten Kurzschlaf nach einem Espresso“ können Autofahrer durchaus wieder fit für bis zu zwei Stunden Weiterfahrt werden. „Die Erholung durch den Schlaf und die anregende Wirkung des Koffeins kommen dann zusammen“, sagt Weeß.
Der Schlafforscher warnt allerdings eindringlich davor, müde Auto zu fahren: „Studien haben gezeigt, dass rund ein Fünftel aller Verkehrsunfälle von schläfrigen Fahrern verursacht werden.“ Anzeichen für Müdigkeit und einen drohenden Sekundenschlaf seien brennende Augen und schwere Lider, häufiges Gähnen oder auch das Abschweifen der Gedanken. „Dann sollten Autofahrer unbedingt bei nächster Gelegenheit eine Pause einlegen und möglichst ein paar Stunden schlafen“, rät er.
Auf dem Weg in den Urlaub seien viele Autofahrer besonders gefährdet, vom Sekundenschlaf übermannt zu werden und einen Unfall zu bauen. „Viele starten sehr früh morgens nach zwei oder drei Stunden Schlaf, die Fahrstrecken sind ungewohnt weit und Autobahnfahrten generell monoton“, nennt Weeß Faktoren, die müde machen. Reisende sollten sich nicht zu viel zumuten, genügend Pausen einlegen und auf der Autobahn möglichst nicht den Tempomat einschalten, sondern zum Beispiel durch variierendes Fahrtempo für etwas Abwechslung sorgen.