Radeln auf GPS-Routen - Fahrrad-Navis werden beliebter
Nürnberg (dpa/tmn) - Nie mehr Verfahren beim Fahrradausflug ins Grüne - das versprechen die Hersteller sogenannter Outdoor-GPS-Geräte. Die Nachfrage nach den elektronischen Lotsen am Fahrradlenker wächst - allerdings haben Geräte samt Landkarten ihren Preis.
Radfahrer und Wanderer kommen an dem Kürzel kaum noch vorbei: Ob auf Landkarten, Internetseiten, in Fahrrad-Magazinen oder Reiseführern - überall wimmelt es inzwischen von der Abkürzung „GPS“. Alle Anbieter verheißen meist kostenlose „Downloads“ von Touren nach dem Motto „Verirren war gestern“. Doch wer die im Internet abrufbaren Touren nutzen will, muss trotzdem erstmal tief in die Tasche greifen. Denn die „GPS-Tracks“ funktionieren nur mit mehreren hundert Euro teuren Outdoor-GPS-Geräten. Erst dort aufgespielt, erweisen sich die GPS-Daten nach Angaben von Experten als hilfreiche Lotsen.
Die Verheißung der Hersteller von GPS-Geräten, sich damit „nie mehr zu verfahren“, hat inzwischen in Deutschland nach Marktbeobachtern für ein regelrechtes „GPS-Fieber“ gesorgt - auch dank des wachsenden Outdoor-Booms. Noch nie wurden so viele der handlichen elektronischen Lotsen verkauft wie im vergangenen Jahr. Der deutsche Ableger des US-Marktführers Garmin spricht von einem regelrechten Boom. „Das ganze Thema wird zum Massenmarkt“, sagt Marcus Kast, Sprecher von Garmin-Deutschland.
Nach Erkenntnissen des Marktforschers GfK gingen allein im vergangenen Jahr fast 94 000 Outdoor-GPS-Geräte in Deutschland über den Ladentisch - 16 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Allerdings hat die GfK bei ihren Umfragen nur etwa 50 Prozent des Handels erfasst. Daher dürfte die Zahl der im Vorjahr verkauften Geräte weitaus höher liegen. Einen regelrechten Boom erleben nach Angaben von Garmin-Sprecher Kast vor allem die zum Wandern und Radwandern geeigneten Geräte. Passende Geräte hierfür bieten auch Firmen wie Falk, VDO oder Xplova an. Rennradler greifen ebenfalls zunehmend zu GPS, dann aber meist gleich mit integriertem Pulsmesser.
GPS (Global Positioning System) funktioniert dabei ähnlich wie am Auto. Satelliten-Signale aus dem Weltall nutzt das Gerät zur exakten Positionsbestimmung, ein kleines Kartendisplay zeigt dem Radfahrer oder Wanderer seinen jeweiligen Standort an. Anders als beim Auto-GPS müssen die tragbaren Geräte aber mit Routen gefüttert werden - entweder mit einer selbst entworfenen Route oder mit solchen aus dem Internet. Dort liefern entweder Fahrradtourenplaner oder Tourenportale fix und fertige, herunterladbare GPS-Touren. Erste Geräte erstellen bereits mittels Start-Ziel-Eingabe eine automatische Route - nicht alle Routen überzeugen aber.
„Die Nutzer fasziniert, dass sie, ohne ständig anhalten und auf die Landkarte schauen zu müssen, unbeschwert losfahren können“, sagt Uli Benker, der ein Buch zum Thema geschrieben hat. Zusätzlich haben nach seiner Erfahrung die Tourenportale im Internet zur Beliebtheit von GPS beigetragen: „Viele schätzen, dass sie sich schnell mal einen Track runterladen können und ohne große Planung auf Tour gehen können“. Ein wachsende Gruppe nutze zudem die Möglichkeit, gefahrene und aufgezeichnete GPS-Toren auf dem heimischen PC archivieren zu können.
Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) verzeichnet inzwischen einen klaren Trend hin zu GPS. Fünf Prozent der Radfahrer hätten bereits ein GPS am Fahrradlenker, so Wolfgang Richter, Tourismusreferent beim ADFC-Bundesverband. Die Folgen seien inzwischen vor allem für Hersteller von Fahrrad- und Wanderkarten zu spüren.
Diese hätten inzwischen auf den GPS-Boom reagiert: Mehrere Karten- und Reiseverlage bieten die darin beschriebenen Radtouren inzwischen auch als GPS-Track an - herunterladbar auf der jeweiligen Webseite des Verlags. Dazu muss der GPS-Nutzer allerdings ein Freigabe-Code eintippen. „Und den erhält er erst, wenn er die Karte oder den Reiseführer kauft“, erläutert Richter. Dabei warnt Richter allerdings zu viel Vertrauen in GPS-Geräte: „GPS ersetzt nicht eine gute Tourenvorbereitung mit Karte und Reiseführer.“
Literatur:
Uli Benker: GPS auf Outdoor-Touren, Bruckmann, 240 S., 19, 95 Euro, ISBN: 978-3765456152.