Chevrolet Malibu: Der etwas andere Insignia
Berlin (dpa-infocom) - In den USA ist der Chevrolet Malibu ein Klassiker, nun kommt er auch nach Deutschland. Der Straßenschlitten punktet mit Gemütlichkeit, Platz und einem ordentlichen Preis. Käufer sollten aber nicht den Benziner nehmen: Der Motor ist zu schlapp.
Der Chevrolet Malibu steht für die Globalisierung im GM-Konzern: Die Marke und der Name könnten amerikanischer kaum sein. Doch die Technik stammt vom Opel Insignia aus Deutschland, vom Band läuft die Limousine in Korea. Zum ersten Mal wird der Globetrotter jetzt offiziell auch in Europa angeboten: Als neues Flaggschiff in der Importflotte der Amerikaner geht der Malibu in Deutschland im Juli an den Start. Die Preise stehen noch nicht endgültig fest, sollen aber bei knapp 30 000 Euro beginnen.
Ein schlichter Straßenkreuzer
Das Design des fast fünf Meter langen Straßenkreuzers ist eher schlicht und sachlich. Wären da nicht das riesige goldene Logo im Kühlergrill und die vom Muscle-Car Camaro inspirierten Rückleuchten - man hätte den Malibu schon vergessen, bevor er um die Ecke gebogen ist. Innen bietet das Stufenheckmodell dagegen ein üppiges Platzangebot: Vorn sitzt man so bequem wie in einer deutschen Oberklasse-Limousine. Hinten reicht der Platz gut für drei große Kinder oder zwei Erwachsene. Und der Kofferraum nimmt es mit einem Volumen von 545 Litern mit jedem Kombi auf.
Außerdem bietet der Malibu ein paar pfiffige Details: Die beleuchteten Zierkonsolen im Camaro-Stil muss man mögen und die Bedienung des Navigationssystems erst mal studieren. Aber zum Beispiel das Staufach hinter dem Navi-Monitor ist ein Hit. Klar, bleibt so etwas nicht lange geheim und als Wandtresor taugt die Ablage auch nicht. Aber zumindest sind Handy oder Brieftasche so neugierigen Blicken erst einmal entzogen.
Nichts für schnelle Zwischenspurts
Weniger bemerkenswert sind die technischen Tugenden des Malibu. Als müsste er seine Wurzeln noch betonen, gibt er den gemütlichen Ami-Schlitten. Überraschend leise und immer schön zurückhaltend nimmt er Kurven gerne langsam und rollt auf der Geraden am liebsten gemächlich dahin. Für schnelle Zwischenspurts zum Überholen ist der Malibu genauso wenig gemacht wie für die flotte Landpartie im Alpenvorland. Dafür ist das Fahrwerk zu komfortabel abgestimmt, die Lenkung zu weich eingestellt und der Motor zu schlapp. Zumindest wenn man den Benziner nimmt.
Der Vierzylinder hat respektable 2,4 Liter Hubraum. Aber ohne Turbo oder Direkteinspritzung reicht das nur für 123 kW/167 PS und magere 225 Newtonmeter Drehmoment, die mit dem 1,5-Tonner ihre liebe Mühe haben. Wenn dann noch die eher träge Automatik verbaut ist, macht der Wagen bei Vollgas zwar viel Krach, kommt aber trotzdem nicht so recht vom Fleck. Kein Wunder, dass er 10,2 Sekunden bis Tempo 100 braucht und ihm viele andere Autos davonfahren. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 206 Stundenkilometern.
Außerdem geht bei einem derart mageren Motor natürlich der Verbrauch in die Höhe. Schon auf dem Prüfstand braucht der Benziner acht Liter und kommt auf einen CO2-Ausstoß von 188 g/km. Aber in Alltag und mit vollem Terminkalender sind leicht zwei, drei Liter mehr drin. Auch das ist ein Grund, weshalb Chevrolet den Wagen in Deutschland erst im Juli einführt. Dann gibt es nämlich auch einen Diesel, der aus 2,0 Litern Hubraum 118 kW/160 PS schöpft, mit einem maximalen Drehmoment von 350 Newtonmetern lockt und nur 5,3 Liter verbrauchen soll (CO2-Ausstoß: 140 g/km).
Die Verwandtschaft ist kaum zu sehen
Dass Malibu und Insignia aus demselben Baukasten stammen, sieht man außen gar nicht und innen nur an Details wie den Schaltern auf dem Lenkrad. Design und Ambiente wurden gründlich verändert und auch bei der Technik gibt es viele Unterschiede: Chevrolet baut einen anderen Benziner ein, hat das Auto spürbar entspannter abgestimmt und verzichtet auf Hightech-Extras wie die automatische Abstandsregelung, die adaptiven Scheinwerfer oder die Verkehrszeichenerkennung.
Dass der Malibu auf dem Papier trotzdem einen höheren Grundpreis hat als der knapp 24 000 Euro teure Insignia, liegt an den stärkeren Motoren und der besseren Ausstattung. Egal ob Lederpolster, Navigation oder Xenon-Scheinwerfer - alles, wofür man in dieser Klasse sonst extra bezahlen muss, ist bei den Amerikanern Serie. Einzig Automatik und Metalliclack stehen gesondert in der Preisliste.
Fazit: Attraktive Alternative für Preisfüchse
Der Amerikaner mit der deutschen Technik und den koreanischen Wurzeln ist eine attraktive Alternative für preisbewusste Mittelklasse-Fahrer. Mit den deutschen Platzhirschen kann er zwar mangels Assistenzsystemen nicht mithalten und auch das Familienduell gegen den Opel Insignia würde er verlieren. Doch mit Mazda oder Renault Laguna fährt der Malibu locker auf Augenhöhe.