Donkervoort D8 GTO: Der Reiz der Reduktion

Berlin (dpa-infocom) - Elektrische Fensterheber? Fehlanzeige! Klimaanlage? Kann man vergessen! Nicht einmal Airbags hat Joop Donkervoort in seinen neuen Roadster D8 GTO eingebaut. Auch das neueste Modell der Sportwagen-Manufaktur predigt den Reiz der Reduktion.

Nach fünf Jahren Entwicklungszeit kommt der Donkervoort D8 GTO auf den Markt. Für Preise ab 126 735 Euro baut der holländische Familienbetrieb in 600 Stunden Handarbeit ein Auto, das weniger Ausstattung hat als ein Fiat 500, dafür selbst einem Ferrari die Schau stiehlt. Schließlich ist der D8 GTO nicht nur seltener als jeder italienische Supersportwagen, sondern auch noch schneller - zumindest auf den ersten paar Hundert Metern.

Leichtbau als oberstes Gebot

Das macht der radikale Leichtbau möglich, den Donkervoort von seinem Vorbild Colin Chapman, Gründer der Rennsportmarke Lotus, übernommen hat: Wie dessen Lotus Super Seven besteht auch der D8 GTO aus nicht viel mehr als zwei schmalen Sitzen und einem starken Motor, um die eine schmale Hülle gezimmert wurde. War die Zigarre mit den frei stehenden Rädern früher noch aus Aluminium, baut sie Donkervoort beim GTO nun zum ersten Mal aus Karbon und kann so das Gewicht des neuen Motors nahezu kompensieren.

Obwohl der aktuelle Zweisitzer einen Zylinder mehr hat als sein Vorgänger, zumindest einen Hauch von Komfort bietet und jetzt auch von Menschen über 1,60 Meter und 75 Kilogramm gefahren werden kann, wiegt er im besten Fall nur 695 Kilogramm.

Mit 380 PS lässt der GTO jeden Ferrari stehen

Entsprechend leichtes Spiel hat der Motor mit dem Wagen, obwohl sich Donkervoort mit 2,5 Litern Hubraum und maximal 280 kW/380 PS begnügt. Irrwitzig viel für ein Auto, das weniger wiegt als ein VW Polo, aber lachhaft für einen Sportwagen, der beim Beschleunigen jedem Porsche davon fährt. Aber wenn ein PS nicht einmal zwei Kilo bewegen muss, dann reichen schon maximal 475 Newtonmeter Drehmoment für einen Sprintwert von 2,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h, der dem Supersportwagen Bugatti Veyron ziemlich nah kommt.

Spätestens bei 270 km/h muss der D8 GTO die Konkurrenz ziehen lassen. Aber wer einmal buchstäblich mit dem Hosenboden auf dem Asphalt mit Hosenträgergurten festgeschnallt in einer offenen Karbon-Rakete ohne ABS und Airbag nur mit 180 Sachen über eine Autobahn gejagt ist, der winkt Ferrari & Co gerne vorbei. Spätestens an der Tankstelle trifft man sich ohnehin wieder. Denn auch das ist ein Vorteil des Leichtbaus: Wo man bei Supersportwagen sonst 20 Liter und mehr einplanen kann, soll sich der GTO mit acht bis zehn Litern begnügen.

Gymnastik beim Einsteigen

So leicht sich der bei Audi eingekaufte und dort zum Beispiel im TT RS montierte Motor mit dem GTO tut, so schwer hat es der Fahrer. Das beginnt schon beim Einsteigen: Irgendwie muss man an den kleinen Türen vorbeikommen, die Beine unter das wie in einem Formel-1-Auto mit allerlei Schaltern bestückten Lenkrad quetschen und die Füße auf den winzigen Pedalen im engen Tunnel sortieren. Das ist schon beim grundsätzlich offenen GTO so schwierig, dass man sich den Wagen gar nicht erst mit einem Verdeck vorstellen möchte.

Wenn man erst einmal drin ist, geht die Plackerei gleich weiter. Für die Kupplung und erst recht für die Bremse braucht man die Beinmuskulatur eines Lionel Messi. Und die Kraft, die man am Lenkrad einsetzt, würde wahrscheinlich sogar für einen K.o.-Sieg gegen einen der Klitschkos reichen. Denn Bremskraftverstärker oder Servolenkung hält Joop Doonkervoort für Kinderkram, der nur das Gewicht erhöht und das Fahrgefühl verfälscht.

Fahrgefühl wie auf der Achterbahn

Doch der Lohn der Mühe ist ein Erlebnis, dass man diesseits der Rennstrecke bei kaum einem anderen Auto geboten bekommt: Der D8 GTO lässt sich so direkt, ja beinahe instinktiv durch die Kurven treiben, als wäre man mit ihm verwachsen.

Während der Motor noch lauter brüllt und noch höher dreht als bei Audi und das Auto explosionsartig beschleunigt, fährt der Zweisitzer sicherer und schneller durch die Kurven als ein Zug auf der Achterbahn. Kein Wunder, dass man nach ein paar Kilometern ein breites Grinsen im Gesicht hat.

Fazit: Perfektes Spielzeug für passionierte Schnellfahrer

Halb so schwer wie die Konkurrenz und dafür viel spontaner, radikaler und direkter - das macht den Donkervoort D8 GTO zu einem perfekten Spielzeug für passionierte Schnellfahrer. Zwar bietet der Holländer null Alltagstauglichkeit. Doch weil er kaum mehr als halb so viel kostet wie ein echter Supersportwagen, kann man sich vom restlichen Geld problemlos noch ein Auto für alle Tage kaufen.

Datenblatt: DonkervoortD8 GTO Performance

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke