Kia Sorento: Schluss mit der Schrumpfkur

Die dritte Auflage des Sorento kommt deutlich üppiger daher. Nicht nur, was das Platzangebot angeht, auch beim Interieur hat der Japaner ordentlich zugelegt.

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Berlin. The bigger, the better — zwar gilt das gemeinhin als ur-amerikanische Regel für den Automobilbau, doch jetzt haben sich auch die Koreaner diesen Grundsatz zu eigen gemacht. Denn wenn Kia im Februar die dritte Auflage des Sorento an den Start bringt, geht der Geländewagen ordentlich aus dem Leim.

Und mit dem Format wächst natürlich auch der Preis: War das Basismodell früher bereits für rund 30 000 Euro zu haben, stellen die Koreaner jetzt einen Grundtarif von knapp 35 000 Euro in Aussicht und werden mit der Top-Version wohl auch die 50 000er-Marke knacken.

Zwar sieht das Auto mit dem wunderbar unaufgeregten Design fast ein bisschen zierlicher aus als früher, zumal das Dach tatsächlich ein paar Millimeter eingezogen wurde. Doch haben die Koreaner im Gegenzug den Radstand um acht und die Länge sogar um knapp zehn Zentimeter gestreckt. Das macht sich bei der ersten Sitzprobe auf Anhieb bemerkbar. Denn jetzt reist man auf den klimatisierten Ledersesseln nicht nur in der ersten Reihe wie in der ersten Klasse.

Auch auf den einzeln verschiebbaren Sitzen im Fond hat man mindestens so viel Kniefreiheit wie im Europa-Flaggschiff Optima. Und wer den von 515 auf 660 Liter gewachsenen Kofferraum nicht komplett für Gepäck nutzen möchte, kann dort gegen Aufpreis zwei weitere Sitze aus dem Boden falten und zumindest den Nachwuchs auch in die dritte Reihe verbannen.

Eher als hochbeinige Reiselimousine denn als Allrad-Abenteurer konzipiert, verwöhnt der Sorento seine Passagiere dabei mit einem gehobenen Ambiente und einer umfangreichen Ausstattung: Die Materialauswahl ist piekfein, die Verarbeitung tadellos, und für fast jeden Handgriff gibt es einen elektrischen Helfer: Selbst die Kofferraumklappe schwingt auf Wunsch elektrisch auf, wenn man sich nur mit dem Schlüssel in der Tasche dem Heck nähert — und zwar ganz ohne den Fußtritt unter dem Stoßfänger, den manche Konkurrenten erfordern.

Auch das Fahrverhalten ist betont komfortabel. Die Karosserie steifer und die Dämmung dicker als früher, fühlt man sich im Sorento wie von der Außenwelt abgeschottet und gleitet ganz entspannt über die Straße. Das überarbeitete Fahrwerk bügelt tapfer auch die schlimmste Straße glatt, die Lenkung ist aber nicht die direkteste. Aber mit ein bisschen Weitsicht lässt sich das zwei Tonnen schwere Dickschiff damit ganz gut auf Kurs halten. Erst recht, wenn man den sportlichsten der drei Fahrmodi wählt.

Mit seinem neuen Format und der verfeinerten Finesse rückt der Sorento zwar ein gutes Stück näher an die Oberliga heran. Doch unter der Haube geben sich die Koreaner weiterhin betont bürgerlich. Kia setzt auf die bekannten Vierzylinder, die beim Generationswechsel allenfalls dezent überarbeitet wurden. Auch die sechsstufigen Schalt- oder Automatikgetriebe kennt man vom Vorgänger, und am optionalen Allradantrieb hat sich ebenfalls nichts geändert.

Das Basismodell fährt wie bisher mit einem 2,4 Liter großen Vierzylinder von 188 PS. Der Einstiegsdiesel bekommt einen Selbstzünder mit 2,0 Litern Hubraum und 185 PS, und an der Spitze steht auch künftig der 2,2 Liter-Diesel, dessen Leistung von 197 auf 200 PS steigt.

Der Motor hat zwar stolze 441 Nm und wuchtet den Koloss binnen 9,6 Sekunden auf Tempo 100, sodass man an der Ampel gut vom Fleck kommt und das Überholen auf der Landstraße nicht zur Mutprobe wird. Jenseits von 150 Sachen geht dem Sorento aber langsam die Puste aus — bei 203 km/h ist Schluss.

Während die Koreaner unter der Haube wenig Innovation zu bieten haben, glänzen sie zumindest im Cockpit mit jeder Menge Elektronik: Der Fahrer blickt auf einen großen Bildschirm im Tachokranz, in der Mittelkonsole funkelt ein riesiger Touchscreen, vier Kameras zeigen den Wagen beim Rangieren aus allen erdenklichen Perspektiven.