Kleinwagen mit Rennsport-Genen: Der VW Polo R WRC
Berlin (dpa-infocom) - Er stellt alle anderen Polo-Varianten in den Schatten: der Polo R WRC. Diese Rennwagen-Edition ist streng limitiert - und eher etwas für Fans. Obwohl der kräftige Kleine auch manch anderen Autofahrer überzeugen würde.
Von wegen kreuzbraver Kleinwagen: Der VW Polo kann auch anders. Das beweist Volkswagen mit dem Rallye-Einsatz in der WRC-Serie. Daran freut sich die VW-Gemeinde nicht nur am Fernseher. Polo-Fans können auch bei der Wahl ihres nächsten Autos profitieren. Denn gemäß der strengen Regeln der Motorsport-Kommissare legt VW eine Kleinserie des Rennwagens mit Straßenzulassung auf. 2500 Einheiten wird es geben.
Außen zahm, innen wild
Zwar sieht dieser Polo R WRC nicht ganz so spektakulär aus wie der Dienstwagen von Sébastien Ogier und Jari-Matti Latvala. Auch bei der Technik müssen die Kunden Abstriche hinnehmen. Doch mit 162 kW/220 PS wird das sogenannte Homologationsmodell zum bislang stärksten Polo für den Hausgebrauch. Das ist aber nicht die einzige Spitzenposition im Datenblatt: Auch mit seinem Preis von 33 900 Euro stellt der Wagen alle anderen Polo-Varianten in den Schatten.
Der Dreitürer kommt im Sportdress daher, das mit ein paar bunten Rallye-Streifen zwar etwas zahm ausfällt. Aber tiefergelegtes Fahrwerk, neue Schürzen und ein dezenter Heckflügel lassen erahnen, dass der Polo R WRC mehr kann als für die Baureihe ansonsten zu erwarten: VW hat den 1,4 Liter großen TSI-Motor des Polo GTI gegen einen getunten 2,0-Liter aus dem Golf GTI getauscht. Statt 132 kW/180 PS gibt es 169 kW/220 PS, und das maximale Drehmoment macht einen satten Sprung von 250 auf 350 Newtonmeter (Nm).
Sein Revier ist die Landstraße
Weil der Polo ein paar Zentner leichter ist als der Golf, geht der kleine Kraftmeier entsprechend beherzt zur Sache. Bisweilen müssen die Räder ein wenig um Halt auf dem Asphalt ringen, und die Traktionskontrolle sollte man besser auch nicht ausschalten. Aber nach kurzem Scharren macht der Polo einen riesigen Satz: Nur 6,4 Sekunden braucht der Kleinwagen von 0 auf 100, und mit bis zu 243 km/h kann man auf der Autobahn manche Mittelklasselimousine scheuchen.
Am meisten Spaß macht der Rallye-Zivilist aber auf einer kurvigen Landstraße. Mit einem strammen Sportfahrwerk, reduzierter Bodenfreiheit und der elektrischen Differentialsperre räubert er durch die engsten Radien, dass es eine wahre Freude ist. Und zum Überholen braucht man kaum mehr als einen Wimpernschlag. Nur Komfort steht nicht im Vordergrund: Gemessen am echten Rallye-Polo ist der R WRC wahrscheinlich noch eine Sänfte. Aber auf schlechten Straßen schüttelt es einen ordentlich durch und die Lenkung mutet ein bisschen nervös an. VW hat immerhin Sportsitze und ein griffigeres Lenkrad eingebaut.
Richtig Radau macht erst das Profi-Modell
Die Unterschiede zum gewöhnlichen Polo sind frappierend. Ist der eher ein Leisetreter, entpuppt sich der WRC als Drehorgel, die mit jedem Gasstoß Laune macht: Das maximale Drehmoment liegt zwar schon bei 2500 Touren an. Aber weil der rote Bereich erst kurz vor 7000 Umdrehungen beginnt, kann man dem Vierzylinder schön die Sporen geben und sich dann am kernigen Klang des Kleinwagens freuen. Sein Normverbrauch erblasst dann allerdings zu grauer Theorie: Auf dem Prüfstand noch mit überraschenden 7,5 Litern (CO2-Ausstoß: 174 g/km) zufrieden, schluckt der R WRC bei artgerechtem Einsatz schnell das Doppelte.
Aber all das ist nichts gegen den Rallye-Wagen. Der hat nicht nur einen stärkeren Motor mit nur 1,6 Litern Hubraum und etwa 232 kW/315 PS und wiegt deutlich weniger. Sondern er hat auch ein sequenzielles Getriebe und einen Allradantrieb. Damit schafft er den Sprint auf Tempo 100 sogar unter vier Sekunden und kämpft sich über Stock und Stein wie ein Geländewagen - nur sehr viel schneller. Allerdings hat das Vergnügen auch sein Preis: Weil pro Saison nur ein halbes Dutzend Autos entstehen, die weitgehend in Handarbeit gebaut werden, kostet der Dienstwagen der Rallye-Profis rund 350 000 Euro. So gesehen, ist das Straßenmodell fast noch ein Schnäppchen.
Fazit: Ein schnelles Spielzeug für Spezialisten
Mit dem kräftigen Motor und dem strammen Fahrwerk ist der Polo R WRC sicher die lustvollste Variante des Wolfsburger Dauerbrenners. Doch die 10 000 Euro Aufpreis zum gewöhnlichen GTI lohnen sich nur für eingefleischte Fans. Die lockt VW zudem mit der Hoffnung auf eine baldige Wertsteigerung. Denn wie von den Rallye-Statuten vorgeschrieben, werden nur genau 2500 Exemplare gebaut.