Mercedes B-Klasse: Raumfahrt mit Stern
Berlin (dpa-infocom) - Bislang hat Mercedes seine kleinen Modelle eher stiefmütterlich behandelt. Damit soll jetzt Schluss sein: Wenn im November die neue B-Klasse an den Start geht, will der Raumkreuzer seinen Stern zu Recht tragen.
Lahme Motoren, lieblose Innenräume, lustlose Fahrwerke - vom Premiumanspruch der Schwaben zeugte bei A- und B-Klasse oft nur der Preis. Doch nun startet die neue B-Klasse zu unveränderten Preisen ab 26 001 Euro - und mit dieser soll alles anders werden. Das Auto sieht auch dank fünf Zentimetern weniger Höhe und neun Zentimetern mehr Länge dynamischer aus. Vor allem aber innen bietet die B-Klasse jetzt jenes Ambiente, das man von einem Mercedes erwartet.
Mehr Respekt vor den inneren Werten
Die Schwaben haben dem Auto ein deutlich hochwertigeres Interieur spendiert. Die Hände streichen über edle Oberflächen, man greift nach kühlem Chrom und sieht fein vernähtes Leder. So fühlt sich die B-Klasse rundherum gut an. Lack und Leder gab es in manchen Varianten schon beim Vorgänger. Doch wo der steif und spießig wirkte, will das neue Auto frisch und sogar etwas frech sein. Deshalb gibt es auf Wunsch auch poppigere Farben, viel blankes Metall sowie die Lüftungsdüsen aus dem Supersportwagen SLS.
Über der Mittelkonsole ist ein 7-Zoll-Monitor montiert, der einem Tablet-Computer ähnelt. Er dient nicht nur für Bordcomputer und Navigation, sondern ist auf Wunsch das Fenster in die virtuelle Welt. So etwas muss niemand kaufen, räumt Baureihenleiter Jörg Prigl ein. „Aber man muss es anbieten, wenn das Auto fit für die Zukunft sein soll.“
Sicherheit wie ein großer
Ebenfalls ein Muss für Mercedes ist die lange Liste der Sicherheits- und Assistenzsysteme. Hinkte die B-Klasse bislang in dieser Disziplin ein wenig hinterher, fährt sie hier künftig voraus. Sie übernimmt zum einen alle Extras aus C- oder E-Klasse - vom adaptiven Licht bis zur Verkehrszeichenerkennung. Zum anderen ist die B-Klasse das erste Auto in diesem Segment, das einen radargestützten Auffahrwarner anbietet. Dieser bremst im Notfall automatisch. Das soll 20 Prozent der Frontalkollisionen vermeiden und weitere 25 Prozent zumindest entschärfen.
Ganz Mercedes ist die B-Klasse auch bei der Preisgestaltung: Es stimmt, dass der Grundpreis unverändert ist. Und ja, neben den sieben Airbags ist der einzigartige Notbremsassistent mit Radarauge Standard. Es stimmt aber auch, dass man für Extras wie die verschiebbare Rückbank, die Sitzkissenverlängerung oder die schmucken Zierkonsolen im Wabenmuster kräftig zur Kasse gebeten wird und man das Auto relativ leicht auf das Preisniveau einer E-Klasse treiben kann.
Der Basismotor reicht
Mit dem Generationswechsel bringt Mercedes komplett neue Motoren: Zur Wahl stehen zunächst zwei 1,6 Liter große Benziner und zwei Diesel mit 1,8 Liter Hubraum. Sie decken ein Leistungsspektrum von 80 kW/109 PS bis 115 kW/156 PS ab. Natürlich steigt der Fahrspaß mit der Leistung. Aber schon mit dem Basis-Benziner ist man ganz ordentlich bedient. Er hat 90 kW/122 PS und entwickelt ein maximales Drehmoment von bis zu 200 Newtonmetern. Das reicht für einen Sprint auf Tempo 100 in 10,4 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h. Der Benziner verbraucht 5,9 Liter. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 137 g/km. Die Sparsamkeit ist unter anderem auf die Start-Stopp-Automatik zurückzuführen. Zudem ist die B-Klasse windschnittiger ist als ihre Konkurrenten. Wer noch mehr sparen will, nimmt einen der Diesel und kommt mit 4,4 Litern aus (CO2-Ausstoß: 114 g/km) zurecht.
Weil das Auto flacher geworden ist, sieht es besser aus und fährt auch so. Der bequeme Einstieg und die gute Rundumsicht bleiben erhalten. Aber mit acht Zentimetern weniger Sitzhöhe und zwei Zentimeter tieferem Schwerpunkt fühlt sich die B-Klasse viel dynamischer an. Aber Achtung: Ohne teure Optionen wie die Direktlenkung oder das Sportfahrwerk ist das Auto eine kreuzbrave Familienkutsche.
Fazit: Endlich Mercedes
Die alten Stärken behalten und neue hinzugewonnen - so ist die zweite Generation der B-Klasse zu einem echten Mercedes gereift. Wer einen günstigen Van sucht, greift wohl eher zum Marktführer VW Touran oder zu einem Importmodell. Aber wer partout mit einem Stern auf der Haube unterwegs sein möchte, der muss jetzt keine Abstriche mehr machen.