Peugeot 308: Mit neuem Löwenmut gegen den Golf

Berlin (dpa-infocom) — Peugeot stellt sich mit der Neuauflage des 308 dem VW Golf entgegen. Dabei machen die Franzosen eine gute Figur. Sie schicken ihr Kompaktklasse-Modell mit einem neuen Design, einem neuen Innenleben und einem guten Fahrverhalten ins Rennen.

Für Importeure ist sie so etwas wie die Höhle des Löwen: Nirgends ist der deutsche Automarkt so dicht besetzt und trotzdem so klar von einem Modell dominiert wie in der Kompaktklasse. Doch Peugeot lässt sich vom Giganten Golf nicht entmutigen. Der Autobauer stellt dem Wolfsburger Bestseller den neuen 308 entgegen. Dieser feiert seine Publikumspremiere auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA, Publikumstage: 14. bis 22. September) in Frankfurt. Der Peugeot 308 kommt zu Preisen ab 16 450 Euro am 21. September in den Handel.

Alte Nummer, neues Auto

Die Nummer auf dem Heckdeckel bleibt zwar bei diesem Generationswechsel zum ersten Mal die alte. Doch sonst ist (fast) alles neu bei der Löwenmarke. So, wie der Golf den modularen Querbaukasten nutzt, fußt der neue 308 auf einem ebenfalls neuen Teilesatz und spart dadurch genau wie sein Wolfsburger Konkurrent kräftig an Gewicht: Bis zu 140 Kilo leichter, entsprechend sparsamer und entsprechend handlicher wird der Franzose dadurch.

Im Gegensatz zu VW wagt Peugeot ein neues Design: Das erkannt man außen an der flacheren Silhouette, dem gekürzten Format und den viel kleineren Scheinwerfern. Die gibt es zum ersten Mal auch mit LED-Technik. Neu ist auch die Haube ohne Hakennase und ein geschrumpftes Kühlermaul. Innen blickt man auf ein völlig neues Armaturenbrett, das Peugeot „i-Cockpit“ nennt.

Gelungene Mittelkonsole

Das Ambiente rund ums Lenkrad ist sehr aufgeräumt und minimalistisch gestaltet. Weil alle wichtigen Funktionen über den serienmäßigen Touchscreen in der Mittelkonsole gesteuert werden, zählt man nicht einmal mehr ein Dutzend Schalter in den Konsolen. Dazu gibt es ein ungewöhnlich kleines und tief sitzendes Lenkrad. Die nicht minder kleinen Instrumente weit oben auf dem Armaturenbrett wirken fast verloren. Das ist ungewohnt, fühlt sich aber passend an: Man hat den Wagen gut in der Hand, sieht gut und fühlt sich trotzdem nicht beengt.

Das geht den Hinterbänklern leider anders. Um den Kopf wird es ein bisschen eng. Und wer größer als 1,70 Meter ist, dem drückt die zu kurze Kopfstütze in den Nacken. Für Knie und Füße ist aber noch genügend Platz. Und das, obwohl das Auto ein paar Zentimeter geschrumpft und der Kofferraum auf rekordverdächtige 420 Liter gewachsen ist.

Fünf Motoren zum Start

Zum Start gibt es den 308 mit drei Benzin- und zwei Dieselmotoren, die ein Band von 60 kW/82 PS bis 115 kW/156 PS abdecken. Weil das in der so weit aufgefächerten Golf-Klasse ein bisschen wenig ist, haben die Franzosen Nachschub angekündigt. Ein Benziner mit etwa 147 kW/200 PS und ein Diesel mit 110 kW/150 PS sollen mehr Spaß bringen und ein weiterer Selbstzünder mit Spritspartechnik den Verbrauch auf 3,2 Liter und den CO2-Ausstoß auf 85 g/km drücken.

Wer sparsam sein will und sporteln möchte, muss nicht erst auf die neuen Motoren warten. Schon mit dem aktuell stärkeren Diesel ist man gut bedient. Der 1,6-Liter leistet 85 kW/115 PS und punktet mit maximal 270 Nm. Das reicht für einen flotten Antritt beim Ampelstart und einen guten Durchzug beim Überholen. Und wer den Fuß lange genug auf dem Gas lässt, erreicht auf der Autobahn bis zu 191 km/h. Weil er aktuell der einzige Motor mit Start-Stopp-System ist, verbraucht er dabei im Normzyklus nur 3,7 Liter und kommt auf 95 g/km.

Spagat zwischen deutschen und französischen Vorlieben

Bei der Abstimmung versucht Peugeot den Spagat zwischen französischer Lässig- und deutscher Gründlichkeit. Der 308 lenkt präzise ein und liegt gut auf der Straße, ist aber lange nicht so bestimmt und pragmatisch wie Golf und Co. Denn im Zweifel geht Komfort eben vor.

Das Design gelungen, das Innenleben völlig neu und das Fahrverhalten tadellos — auf der Straße macht der 308 damit eine richtig gute Figur. Stutzig wird man deshalb allenfalls beim Studium von Preis- und Ausstattungslisten. Die 16 450 Euro für das Einstiegsmodell gehen noch in Ordnung, zumal der neue damit bei weniger Leistung und kleinerem Motor sogar etwas billiger wird als sein Vorgänger. Doch viele fortschrittliche Extras wie eine Einparkautomatik oder eine Verkehrszeichenerkennung gibt es nicht für Geld und gute Worte.

Fazit: Schwerer Stand in der Höhle des Löwen

War der Vorgänger vor allem ein schmucker Blickfang, hat der neue 308 mehr Substanz und überzeugt mit dem frischen Ansatz im Innenraum. Doch muss man die Interessenten dafür erst einmal ins Auto bekommen. Das ist im Land der Golf-Fahrer nicht einfach. Deshalb wird auch der neue 308 in der Höhle des Löwen einen schweren Stand haben.

Datenblatt: Peugeot 308 HDI 115

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke