Porsche 911: Der Turbo für Könner

Der neue 911 Turbo krönt ab jetzt die Zuffenhausener Modellreihe.

Düsseldorf. Da bekommen passionierte Schnellfahrer Herzrasen und bei Porsche-Fans beginnt nervös der Gasfuß zu zucken: Exakt 50 Jahre nach der Premiere des 911 und vier Jahrzehnte nach dem Einstand des ersten Turbo bringt Porsche jetzt die siebte Auflage der eiligen Drucksache an den Start und wirbelt damit die Hackordnung auf der Überholspur gehörig durcheinander.

Aber egal, ob man den neuen Turbo im Standardmodus oder im ambitionierten Sport Plus-Betrieb bewegt — immer erlebt man eine schier explosionsartige Leistungsentfaltung und eine derart mühelose Beschleunigung, dass man permanent auf der Hut sein muss. Denn wenn sich 160 km/h anfühlen wie gehobene Schrittgeschwindigkeit und man das Auto auch bei weit über 200 km/h noch förmlich mit dem kleinen Finger fahren kann, ist der Führerschein ständig in Gefahr.

Möglich macht das der weiterentwickelte Sechszylinder-Boxer, der auch weiterhin 3,8 Liter Hubraum, aber in der Leistung ein wenig zugelegt hat und jetzt noch kerniger klingt: Im normalen Turbo leistet er nun 520 und im Turbo S sogar 560 PS. Zusammen mit dem serienmäßigen Allradantrieb und der obligatorischen Doppelkupplung reicht das im besten Fall für einen Sprintwert von 3,1 Sekunden und ein Spitzentempo von 318 km/h.

Porsche verspricht Bestmarken beim Verbrauch: Dank Leichtbau, Start-Stopp-Automatik und neuem Thermomanagement ist der Turbo deshalb bis zu 16 Prozent sparsamer und in beiden Varianten mit 9,7 Litern zufrieden. Natürlich ist dieser Wert kaum mehr als graue Theorie, die sich mit einem Gasstoß in Wohlgefallen auflöst. Doch selbst wenn man den Turbo S mit schwerem Gasfuß bewegt und es richtig brennen lässt, zeigt der Bordcomputer am Ende der Testfahrt keine 15 Liter — für einen Sportwagen mit 560 PS kein schlechtes Ergebnis.

Neu ist die Hinterachslenkung. Weil die Hinterräder mit ihr um bis zu 2,8 Grad entgegen der Vorderräder eingeschlagen werden können, wirkt der Turbo unter Tempo 50, als hätte jemand den Radstand um 25 Zentimeter beschnitten und fräst entsprechend eng um die Kehren. Fährt man schneller als 80 km/h, lenken die Hinterräder genauso wie die Vorderräder. Damit streckt sich der gefühlte Radstand sogar um 50 Zentimeter und das Auto liegt noch stabiler auf der Straße: Länge läuft — diese Weisheit gilt.

Ebenfalls eine neue Errungenschaft ist das, was Porsche das „aktive Aerodynamiksystem“ nennt. Neben dem wie immer beweglichen Heckspoiler mit drei Stufen besteht es aus einer bis dato einzigartigen Frontlippe, deren drei Segmente peu a peu mit Druckluft aufgeblasen werden. Im Zusammenspiel minimiert das wahlweise den Luftwiderstand und ermöglicht so maximales Tempo.

Oder es erhöht den Anpressdruck und mit ihm die Kurvengeschwindigkeiten. Das wirkt, verspricht Porsche und schreibt allein dieser Technik zwei gewonnene Sekunden auf der Nordschleife zu. Insgesamt sind es aber deutlich mehr: Denn statt zuletzt über 7:40 Minuten soll der neue Turbo die Runde durch die Eifel mit Serienreifen in 7:27 und mit Performance-Pneus sogar in 7:24 Sekunden schaffen.

Großer Wermutstropfen: Der neue 911 Turbo ist mit einem Grundpreis von 162 055 Euro für den Turbo und 195 256 Euro für den Turbo S der teuerste Turbo aller Zeiten.