Skoda: Beim Kodiaq steppt der Bär
Berlin (dpa-infocom) - Kameras weg, Handys aus und kein Wort zu niemandem. Um kaum etwas machen die Autohersteller ein größeres Geheimnis, als um ihre Modelle von morgen. Doch beim neuen Kodiaq macht Skoda eine Ausnahme.
Weil sie spät dran sind mit ihrem ersten großen Geländewagen, bitten die Tschechen zur exklusiven Testfahrt mit ihren Prototypen im Tarnkleid. So soll der nach dem größten Bären der Welt benannte Hoffnungsträger schon einmal Angst und Schrecken unter Konkurrenten wie dem Ford Edge oder dem Nissan X-Trail verbreiten und die eigenen Kunden neugierig machen - obwohl der Start zu Preisen knapp unter 25 000 Euro erst für Anfang 2017 geplant ist.
Der Riese macht sich klein
Zwar will die VW-Tochter zur Form noch nicht viel verraten. Doch gibt die Studie einen sehr konkreten Vorgeschmack. Zumal die Tschechen zumindest das Format schon verraten: Mit 4,70 Metern wird er rund 20 Zentimeter länger als der VW Tiguan, mit dem er sich den modularen Querbaukasten teil.
Weil bei 2,79 Metern Radstand die Überhänge kurz ausfallen und sich die Designer bei einer Höhe von 1,68 Metern zurück gehalten haben, sieht der Kodiaq lange nicht so bedrohlich aus wie sein tierischer Namensvetter. Im Gegenteil: Wären die Prototypen nicht so auffällig beklebt, sie würden vom Straßenbild förmlich verschluckt. So schützt sich Skoda vor den üblichen Anfeindungen gegen diese Fahrzeuggattung.
Ein Hoch auf die Inneren Werte
Innen ist der Kodiaq ein Riese. Nicht nur in der ersten, sondern auch in der zweiten Reihe, die man um bis zu 18 Zentimeter verschieben kann. Und wer gerne in Gesellschaft unterwegs ist, kann zum ersten Mal bei Skoda noch zwei weitere Passagiere mitnehmen und dafür Notsitze aus dem Wagenboden klappen.
Verzichtet man auf diese Option, wird der Kodiaq zum Lademeister. Als Fünfsitzer schluckt er schon bei voller Bestuhlung konkurrenzlose 720 Liter. Bei umgelegter Rückbank macht er mit bis zu 2065 Litern manchem Kleintransporter Konkurrenz.
„SimplyClever“ wird digital
Aber Skoda will nicht nur mit Platz punkten. Sondern wie immer sollen ein paar Ideen aus der Rubrik „Simply Clever“ den Unterschied machen. Und nachdem man Details wie die Regenschirme in den Türen oder den Eiskratzer im Tankdeckel schon kennt, haben sich die Entwickler wieder etwas Neues einfallen lassen: Deshalb bekommt der Kodiaq einen automatischen Türkantenschutz für enge Parklücken und eine Art Kuschelpaket für die zweiten Reihe. Mit ausklappbaren Polsterhörnern an der Kopfstütze und einer Decke aus der Ablage am Sitzkissen wird die Rückbank zur Ruhezone, versprechen die Entwickler.
Zum ersten Mal denken sie beim Stichwort „Simply Clever“ aber auch digital. Deshalb laufen auf dem stattlich-schicken Touchscreen neben der Navigation mit Online-Verkehrsdaten, Google Earth und Streetview viele pfiffige Apps. Sie holen Wetter oder Nachrichten ins Auto, koordinieren den Fahrzeugservice und organisieren sogar den Terminkalender.
Antrieb und Assistenten aus dem Baukasten
Während sich die Tschechen damit auch im Konzern etwas absetzen, bedienen sie sich beim Antrieb und den Assistenzsystemen vom Area-View mit 360 Grad-Kamera über die automatische Abstandsregelung bis hin zum Rangier-Roboter für maximal 2,5 Tonnen schwere Anhänger aus dem Baukasten.
Es gibt deshalb zum Start ausschließlich bekannte Motoren - zunächst mit zwei 2,0 Liter-Dieseln mit 110 kW/150 PS oder 140 kW/190 PS und einem ebenso großen Benziner, der auf 132 kW/180 PS kommt. Der schnellste Motor schafft dann rund 210 km/h und der sparsamste soll knapp unter fünf Litern und einem CO2-Asusstoß von 130 g/km bleiben. Wenig später sollen für die Preiskorrektur noch zwei 1,4-Liter-Benziner mit 92 kW/125 PS und 103 kW/140 PS folgen.
Fahrverhalten wie ein Bär: Gemütlich, aber kraftvoll
Die ersten Prototypen fahren mit dem stärksten Diesel, den Skoda serienmäßig mit einer siebenstufige Doppelkupplung und einem automatisch zuschaltenden Allradantrieb kombiniert. Bei maximal 400 Nm sehr souverän aber in der Grundeinstellung eher gemütlich ausgelegt, reicht das bei einem Sprintwert von 8,6 Sekunden für kurze Überholvorgänge und auf der Autobahn für bis zu 209 km/h.
Fazit: Ein großer Wurf
Die Tschechen wissen, dass sie spät dran sind mit ihrem großen Geländewagen. Aber sie haben die Zeit gut genutzt und ein vielversprechendes Auto mit solider Technik und vielen pfiffigen Ideen gebaut. Wenn sie jetzt noch die hässliche Klebefolie abziehen könnte daraus ein richtig großer Wurf werden.
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