Toyota Yaris Hybrid und Prius+: Die Prius-Bruderschaft
Berlin (dpa-infocom) - Es ist noch nicht lange her, da waren Hybridfahrzeuge Exoten für umweltbewusste Überzeugungstäter. Doch die Spritspartechnik etabliert sich und Pionier Toyota führt den alternativen Antrieb endgültig aus der Nische.
Mit dem Prius+ und dem Yaris Hybrid drängen nach dem Prius-Vorgänger und dem kaum beachteten Auris jetzt zwei neue Modelle auf den Markt. Mit dem Yaris Hybrid bringen sie das Doppel aus Benzin- und Elektromotor zum ersten Mal in einem konventionellen Kleinwagen, und mit dem Prius+ wird ein Hybridmobil zum familienfreundlichen Siebensitzer.
Prius-Technik neu verpackt
Die Technik beider Modelle stammt vom Prius und wurde nur im Detail verändert. Beim Yaris zum Beispiel schrumpfte der Benziner von 1,8 auf 1,5 Liter, und der Akku wurde so beschnitten, dass er jetzt komplett unter den Rücksitz passt. Beim Prius+ bleibt unter der Haube alles gleich. Stattdessen bekommt er erstmals eine Lithium-Ionen-Batterie. Sie ist deutlich kleiner, steckt in der üppigen Konsole zwischen den Vordersitzen und macht hinten Platz für Kind und Kegel.
Seine größten Stärken hat der Hybridantrieb in der Stadt. Dort machen die beiden Autos auch am meisten Spaß. Mit der vereinten Kraft der beiden Motoren geht es im Yaris mit einer Systemleistung von 74 kW/100 PS und im Prius+ mit 100 kW/136 PS beim Ampelstart flott voran. Man schwimmt im Verkehr locker mit und genießt jedes Mal die Ruhe, wenn sich der Verbrenner abmeldet. Bis zu drei Kilometer und 50 km/h schafft der Hybrid mit Strom statt Sprit, wenn man ihn mit der EV-Taste in den Elektromodus zwingt.
Geduldsprobe auf der Straße, Spaß an der Tanke
Von der Eco-Taste sollte man allerdings besser die Finger lassen. Sie drosselt nicht nur die Leistung von Klimaanlage & Co., sondern raubt auch dem Motor zugunsten des Verbrauchs auch ein wenig Kraft. Dann wird schon der Weg durch die Stadt ein zähes Geschäft und die Landpartie zu einer Geduldsprobe. Ohnehin sind die Sparer keine Sprinter: Der Yaris braucht bis 100 km/h 11,8 und der Prius+ 11,3 Sekunden. Schluss ist jeweils bei 165 Sachen.
Aber es ist weniger die gemächliche Gangart, die einen an den Hybriden stört. Schlimmer ist die Geräuschkulisse. Weil das stufenlose Automatikgetriebe nicht so richtig hinterherkommt, orgelt der Benziner bei flotter Fahrt oft laut und lästig mit hohen Drehzahlen. Der Spaß kommt deshalb manchmal erst an der Tankstelle. Schließlich stehen für die Hybriden Verbrauchswerte von 3,5 und 4,1 Litern im Datenblatt, das entspricht einem CO2-Ausstoß von 79 beziehungsweise 96 g/km. Das ist in der Praxis zwar kaum zu schaffen, aber der Alltagsaufschlag liegt unter zwei Litern.
Hier Kleinwagen, da Raumwunder
So ähnlich die Technik, so unterschiedlich ist der Zuschnitt der beiden Neuheiten. Der Yaris ist ein handlicher Kleinwagen, der nur im Notfall für fünf Passagiere taugt. Der Prius+ dagegen ist ein ausgewachsener Van, der als erster Hybrid sieben Sitze bietet. Er ist knapp 14 Zentimeter länger und 8 Zentimeter höher als der konventionelle Prius hat im Fond zwei sehr variable Sitzreihen. Die drei Plätze in der Mitte lassen sich einzeln verschieben und sind auch für Erwachsene bequem. Die Sitze sechs und sieben sind vor allem für den Nachwuchs gedacht und klappen mit zwei Handgriffen aus dem Wagenboden. Bei voller Bestuhlung bietet der Prius+ einen Stauraum von 232 Litern. Legt man alle Sitze um, schluckt er 1750 Liter Gepäck. In den Yaris passen 286 Liter.
Deutliche Unterschiede in Ausstattung und Preis
Der Unterschied macht sich nicht nur bei der Größe bemerkbar. Auch bei Ausstattung und Ambiente gibt es deutliche Unterschiede. Der Prius+ hat Assistenzsysteme wie ein Head-Up-Display und einen Einparkautomaten, lebt dafür aber im Innenraum eine graue Langeweile ohne Farbe und Finesse. Im Yaris ist die Ausstattungsliste kürzer. Aber stattdessen haben die Japaner hier mit ein paar neuen, hellblauen Konsolen und einem leicht veränderten Design ein wenig Frische ins Spiel gebracht.
Große Unterschiede gibt es natürlich auch beim Preis: Der Yaris kostet 16 950 Euro - 10 000 Euro günstiger als der Prius. Damit ist er der billigste Hybrid im Land, der mit seinem Preis sogar manchen Diesel ausstechen kann. Beim Prius+ dagegen schlägt Toyota gut 3000 Euro auf und kommt so auf 29 900 Euro. Konventionelle Konkurrenten wie den VW Touran oder den Renault Grand Scénic gibt es für einige Tausender weniger.
Fazit: So wird Hybrid zum Antrieb für den Alltag
Der eine klein und günstig, der andere groß und praktisch - so führt Toyota die Hybridtechnologie mit Yaris und Prius+ weiter aus der Nische heraus. Es bleiben zwar ein paar Schwächen, doch mit Autos wie diesen wird der Hybrid zusehends zu einem Antrieb für den Alltag.