Tipps für den Start in die Motorradsaison

Essen/München (dpa/tmn) - Erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Bevor Saisonfahrer nach der Winterpause wieder auf ihr Motorrad steigen können, braucht die Maschine etwas Zuwendung. Experten erklären, worauf zu achten ist.

Das Bauchkribbeln beim Dreh am Gasgriff, den frischen Fahrtwind um die Nase - das werden die meisten Motorradfahrer inzwischen vermissen. Aber bald ist es ja wieder soweit: Die nächste Zweiradsaison steht vor der Tür. Wem es bei dem Gedanken daran in den Fingern juckt, sollte in die Hände spucken. Denn vor der ersten Ausfahrt des Jahres steht ein Technik-Check bei der Maschine an. Außerdem sollten sich Saisonfahrer vergewissern, dass sie nicht selbst über den Winter eingerostet sind.

Bevor Biker nach der Winterpause auf den Startknopf ihres Motorrads drücken, kontrollieren sie am besten erst einmal die Betriebsflüssigkeiten, empfiehlt der ADAC: Motoröl, Bremsflüssigkeit, Kühlmittel und gegebenenfalls das Kardanöl sollten nicht zu alt sein und die Füllstände stimmen. Möglichen Undichtigkeiten kommt man beim Putzen der Maschine auf die Spur. Anschließend kann die Fahrzeugbatterie wieder angeklemmt werden. Der Münchner Autoclub rät, den Akku vorher komplett aufzuladen.

Und immer noch gilt: Finger weg vom Startknopf - jedenfalls bei Vergasermodellen. Denn wer zunächst die Schwimmerkammer des Vergasers über die Ablassschraube von alten Spritresten befreit, dann den Benzinhahn öffnet und frischen Kraftstoff einströmen lässt, hat dem ADAC zufolge bessere Chancen, dass der Motor nach längerer Standzeit sofort anspringt.

Läuft der Motor, sollte die elektrische Anlage getestet werden. Funktionieren Scheinwerfer, Rückleuchte und Blinker, Hupe und Bremslicht? Auch die üblichen Sicherheitssysteme müssen einwandfrei arbeiten, betonen die Experten vom Institut für Zweiradsicherheit (ifz) in Essen: Beim Betätigen des Kill-Schalters am Lenker müsse der Motor sofort absterben, ebenso beim Einlegen eines Gangs, solange der Seitenständer ausgeklappt ist.

Danach folgt die Inspektion der Mechanik: Bei Bedarf die Kette spannen und fetten und den Luftfilter reinigen, heißt es in der Frühjahrs-Checkliste des ifz. Die Bowdenzüge, zum Beispiel am Gasgriff, müssen leichtgängig sein. Die Räder müssen sich leicht drehen lassen, wobei es keine Schleifgeräusche geben darf. Ganz wichtig: Druckpunkt und Wirkung der Bremsen sowie den Zustand der Bremsbeläge kontrollieren.

Vom Reifenprofil sollten aus der vorherigen Saison mindestens noch zwei Millimeter übrig sein, erklärt der ADAC. Die ifz-Experten raten zudem, die Gummis gründlich nach Rissen und Beulen abzusuchen, die sich in der Fahrpause gebildet haben könnten - vor allem dann, wenn die Maschine nicht zur Entlastung von Reifen und Fahrwerk aufgebockt war. Der Reifendruck muss natürlich auch kontrolliert werden. Wenn die Pneus über den Winter ein wenig Luft verloren haben, ist das ganz normal.

Die monatelange Fahrpause kann nicht nur der Maschine schaden, sondern auch dem Menschen: Das Gefühl für Fahrmanöver, die in der vergangenen Saison Routine waren, ist womöglich verblasst, gibt die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) zu bedenken. Wie fit sie noch sind, finden Biker bei Übungen auf einem leeren Parkplatz heraus - oder besser noch bei einem Fahrsicherheitstraining unter professioneller Anleitung. Wer auf eigene Faust trainieren will, packt am besten ein paar leere Plastikflaschen zum Slalomfahren ein.

Die Motorradexperten der GTÜ empfehlen, mit einer klassischen Übung aus dem Fahrschulrepertoire zu beginnen: Aus langsamer Fahrt bis zum Stillstand abbremsen und wieder anfahren, ohne die Füße von den Rasten zu nehmen. Das schule in vieler Hinsicht, zum Beispiel den Gleichgewichtssinn und den dosierten Umgang mit Gas, Kupplung und Bremse. Sinnvoll sei auch, auf möglichst engem Raum ganz langsam mit vollem Lenkeinschlag zu wenden oder eine Acht zu fahren. Für Slalomfahrten um die Plastikflaschen empfiehlt die GTÜ, den Abstand der Hindernisse und das Fahrtempo von Schrittgeschwindigkeit bis 30 km/h zu variieren. Bremsübungen runden das Aufwärmprogramm ab.

Sind Mensch und Maschine fit für die erste Tour des Jahres, heißt es: Immer schön langsam. Um sich wieder ans Fahren zu gewöhnen, und weil die Straßen im Frühjahr häufig noch mit Schlaglöchern übersät sind. Eine weitere Gefahr sind Streusplittreste, die Zweiradfahrer vor allem in Kurven leicht zum Verhängnis werden können. Und so schön sie auch sein mag - der Frühjahrssonne ist noch nicht so ganz zu trauen: Ziehen Sie sich warm an, gibt die GTÜ allen Bikern mit auf den Weg - eine Lage Funktionswäsche unter der Schutzkleidung könne nicht schaden.