Angeschaut und ausprobiert Amazon Echo kann Deutsch: So funktioniert der Lautsprecher
Berlin (dpa/tmn) - Digitale Assistenten sind auf Smartphones bereits allgegenwärtig. Im iPhone steckt Siri, auf Androiden hört Google Now zu und Cortana beantwortet Fragen von Windows-Phone-Nutzern. Im Smart Home haben sich aber bislang weder Apple noch Google oder Microsoft durchgesetzt.
Für viele Beobachter überraschend landete Amazon mit dem vernetzten Lautsprecher Echo einen Überraschungserfolg - zumindest in den USA. Jetzt kommt das Gerät nach Deutschland. Amazon Echo und sein kleiner Ableger Dot reagieren auf Sprachbefehle und werden von der Online-Software Alexa gesteuert. In beiden Modellen stecken jeweils sieben Mikrofone, die in alle Richtungen horchen. Echo hat ordentliche Lautsprecher eingebaut, während der kleine Dot für Musikwiedergabe per Kabel oder Bluetooth an Lautsprecher oder Audiosysteme angeschlossen wird.
Die beiden Amazon-Geräte müssen im Betrieb ständig online sein, weil sämtliche Inhalte aus dem Netz kommen. Eine Tatsache, die im Vorfeld des Deutschland-Starts Bedenken auslöste. So warnte die Bundesbeauftragte für Datenschutz, Andrea Voßhoff, pünktlich zur Deutschland-Premiere von Echo und Dot vor intelligenten Sprachassistenten, die ständig ihre Umgebung belauschen.
Wer befürchtet, dass Echo und Dot Uhr jedes Wort aufnehmen und ins Internet hochladen, sorgt sich unnötig. Die Geräte lauschen nur ständig auf die Schlüsselworte „Alexa“, „Echo“ oder „Amazon“. Erst wenn sie diese Begriffe hören, übertragen Echo und Dot Stimmkommandos an die Amazon-Server - ein grünblauer Leuchtring zeigt, dass Alexa aktiv zuhört. Wer sicher gehen will, dass die Spracherkennung nicht aus Versehen aktiviert wird, kann die Mikrofone per Tastendruck abschalten - dann leuchtet der LED-Ring in Rot. Nach einem erneuten Druck auf die Taste hört Alexa wieder zu.
Amazon lässt sich von den Anwendern allerdings auch das Recht einräumen, dass die Daten gespeichert werden. „Alexa verwendet Ihre Sprachaufnahmen und andere Informationen, einschließlich von Diensten Dritter, um Ihre Fragen zu beantworten, Ihre Aufforderungen zu erfüllen sowie Ihr Erlebnis und unsere Dienste zu verbessern“, betont Amazon selbst. Wer sich bei diesem Gedanken unwohl fühlt, kann die Anfragen einzeln oder auch komplett löschen lassen. Ganz große Skeptiker, die dem US-Konzern generell misstrauen, wird auch dieses Versprechen nicht unbedingt überzeugen.
Im Alltag mit Echo und Dot geraten die Datenschutzbedenken aber schnell in den Hintergrund. Die Geräte spielen Musik von Amazon Prime und Spotify oder Hörbücher von Audible ab. Über TuneIn kommen sämtliche Internet-Radiostationen auf den Lautsprecher. Und die Alexa-App kann ein individuelles Nachrichtenprogramm zusammenstellen. Fragt man „Alexa, was gibts Neues?“, liest das Gerät aktuelle Nachrichten vor. Dafür stehen Inhalte von Anbietern wie BBC, Deutschlandfunk, Spiegel Online, Tagesschau, Bild oder n-tv bereit. Auch Bundesliga-Nachrichten und Witze beherrscht Alexa. Eine Kostprobe: „Egal wie dicht Du bist - Goethe war Dichter.“
Amazons Assistent kann aber auch kleine, ganz praktische Dinge. Zum Beispiel einen Wecker oder Timer stellen, den Wetterbericht vorlesen oder Dinge auf eine Einkaufsliste setzen. Mit sogenannten Skills verknüpft man Alexa über eine Programm-Schnittstelle mit anderen Diensten. So bringen Chefkoch.de oder Kitchen Stories Rezepte zum Vorlesen auf den Echo in der Küche. Besitzer von Smart-Home-Systemen können per Zuruf Lampen, Lichtschalter, Steckdosen oder Thermostate steuern („Alexa, dimme die Esszimmerlampe“). Und der Befehl „Alexa, sage mytaxi, ich möchte abgeholt werden“ bestellt ein Taxi nach Hause. In den USA sind bereits mehr als 3000 Skills verfügbar - das deutsche Angebot wächst noch.
Doch gerade die Steuerung der Smart-Home-Geräte funktioniert auf Deutsch derzeit nur dann richtig zuverlässig, wenn man sich bei den Sprachbefehlen eng an die Syntax-Vorgaben der jeweiligen Skills hält. Bei der englischsprachigen Version gibt sich Alexa flexibler. Befehle mit deutschen und englischen Wörtern bereiten Alexa noch Probleme. So kennt das Amazon-System keine Antwort auf die Frage „Wie heißt der Sänger von Oasis“, wenn man den Namen der britischen Rockband richtig ausspricht. Nur wer den Bandnamen als „Ohhaaasis“ ausspricht, erhält die richtige Antwort.
Nutzer von Amazon Echo oder Dot müssen derzeit also noch Geduld aufbringen. Sie können aber davon ausgehen, dass sich das System ständig verbessern wird. Das ist auch der Grund, warum Amazon die beiden Geräte in Deutschland noch nicht offensiv anbietet, sondern nur auf Einladung hin verkauft.
Im Test hat sich die Küche als idealer Standort für Echo oder Dot erwiesen. Hier kann man auch mit Teig an den Fingern die Musik auswählen, Rezepte vortragen lassen oder einen Timer für den Kuchen im Backofen stellen. Wer in einem Raum bereits über einen Bluetooth-Lautsprecher oder eine Stereoanlage verfügt, kommt mit 60 Euro für den Dot vergleichsweise preiswert an einen leistungsfähigen digitalen Assistenten. Der Echo mit eingebautem Lautsprecher ist mit 180 Euro deutlich teurer.