Logistikzentrum in Mönchengladbach Mehr Lieferungen wegen Corona
Mönchengladbach. · Mehr Bestellungen, mehr Mitarbeiter, größerer Aufwand: Ein Jahr nach dem Start des Logistikzentrums ist Amazon in Rheindahlen gewachsen. Inzwischen gibt es auch einen Betriebsrat.
Es war eine Grill-
abdeckhaube, die vor fast genau einem Jahr als erstes Paket das Amazon-Logistikzentrum in Rheindahlen verlassen hat. Seitdem der Neubau in Betrieb ist, sollten dem ersten Paket noch Millionen weitere folgen. Wie viele genau bis heute, das verrät Amazon nicht. Ein Sprecher berichtet von durchschnittlich etwa 100 000 Sendungen am Tag, in der Weihnachtszeit allerdings deutlich mehr. Demnach könnten es bereits deutlich über 30 Millionen Lieferungen sein, die das Logistikzentrum seit dem Start verlassen haben.
Die Pandemie hat das Logistikzentrum verändert, vor allem den Ausstoß in die Höhe getrieben. „Wir sind inzwischen bei 80 bis 85 Prozent der Kapazität angekommen“, sagt Standortleiter Torsten Pennartz. Die Höchstgrenze liege bei etwa 330 000 Sendungen am Tag. „Zu Beginn der Pandemie waren vor allem Toilettenpapier, Spielzeug, Hygiene-Artikel, Kaffee, Puzzle, Desinfektionsmittel und Dekorationsartikel besonders beliebt“, sagt Pennartz. Um diese Nachfrage bedienen zu können, seien diese im Wareneingang entsprechend auch priorisiert worden. Die Verzögerungen hätten sich dadurch normalisiert.
Das hatte auch Folgen für die Belegschaft, die ebenfalls gewachsen ist: Inzwischen zählen rund 1900 Mitarbeiter zur Stammbelegschaft, inklusive Aushilfen seien es derzeit knapp 2400 Beschäftigte. Alle Mitarbeiter seien direkt bei Amazon angestellt, Werkverträge wie in der Fleischbranche gebe es bei Amazon keine, betont ein Sprecher. Inzwischen hat sich ein Betriebsrat formiert. Vorsitzender ist Rasid Tayfur: „Die Wahl während der Corona-Pandemie war eine große Herausforderung.“
Dazu gehört auch der Betrieb des Logistikzentrums als solches. Am Eingang misst eine Kamera automatisch die Körpertemperatur der Mitarbeiter und Besucher. Die Abstände zwischen den Arbeitsstationen wurden vergrößert, Acrylglaswände eingebaut, das Mobiliar in Pausenräumen umgestellt. Ein Teil der Belegschaft etwa verbringt die Pausenzeit jetzt auf dem Hof oder im Parkhaus. Dort sind jetzt auch die Schränke der Mitarbeiter untergebracht.
Busse bringen die
Mitarbeiter zu den Bahnhöfen
Für Herbst und Winter denkt Amazon nun über ein zusätzliches Pausenzelt vor dem Eingang nach. Im Zentrum selbst wurde ein „Einbahnstraßen-
system“ eingerichtet, damit Mitarbeiter sich nicht begegnen. Und die Arbeitsplätze werden zu Beginn und am Ende jeder Schicht desinfiziert. Zusätzlich zum Linienbusverkehr hat Amazon ein Busunternehmen beauftragt, das Mitarbeiter ohne Zwischenstopp vom Mönchengladbacher und Rheydter Hauptbahnhof nach Rheindahlen bringt.
Bleibt das Lkw-Problem. Dazu wurde die Beschilderung an der Bundesstraße erneuert, dort ist nun auch Amazon zu lesen und nicht mehr nur Gewerbegebiet Hamburger Ring. „Außerdem ist bei Google das Routing verändert worden“, sagt Pennartz. Dennoch ist der Hamburger Ring selbst noch eine Problemzone: Parkende Lastwagen reihen sich dort aneinander. Deshalb soll nachgebessert werden. „Wir wollen eine zusätzliche Parkfläche für Lkw einrichten“, sagt Pennartz. Die dazu benötigte Fläche sei bereits im Besitz des Projektentwicklers Ixocon. Zwischen 150 und 200 Lastwagen am Tag steuern das Logisitikzentrum an, in der Spitze sind es bis zu 300 Anfahrten. Und gegenüber baut der Sanitärbedarf-Händler Reuter ebenfalls ein neues Logistikzentrum.
Nach dem vielen Ärger zum Start wollte Amazon sich eigentlich im Ort zeigen und bei Schützenfest und Kappesfest präsent sein. Beides fiel aus, ebenso wie die offizielle Eröffnung mit Ministerpräsident Armin Laschet, die für das Frühjahr geplant war.