Das digitale Adressbuch: Kontakte und Kalender in der Cloud

Hannover/Berlin (dpa/tmn) - Lästige Kabel braucht es längst nicht mehr, um Adressen und Termine auf Handy, Tablet oder PC synchron zu halten. Verwaltung und Abgleich laufen unsichtbar über die vielzitierte Cloud.

Das ist kinderleicht, birgt aber auch Risiken.

Manch einer besitzt noch - oder wieder - ein ledergebundenes Adressbuch. Das ist vielleicht hübsch und hip, aber wenig praktisch. Viel bequemer ist es, seine Kontakte, Termine, Aufgaben und Notizen zentral online zu verwalten, etwa über Cloud-Dienste von Anbietern wie Windows, Google oder Apple. Die Daten liegen auf den Internetservern der Unternehmen und können auf vielen Endgeräten oder im Internet-Browser abgerufen oder bearbeitet werden.

„Ich würde raten, den Datenbestand zentral zu verwalten“, sagt Holger Bleich von der Computerzeitschrift „c't“ aus Hannover. „Alle Kontakte sollten an einem Ort aktuell liegen.“ Das stelle den Nutzer nicht mehr vor große Herausforderungen, im Gegenteil: Mühselig und unsinnig sei es, verschiedene Geräte untereinander zu aktualisieren, sagt der Experte. „Der moderne und bessere Weg ist die Cloud.“

Die Synchronisierung von Adressbüchern sei inzwischen auch für weniger versierte Nutzer unproblematisch, sagt Software-Experte Manuel Fischer vom IT-Branchenverband Bitkom. Standardisierte Austauschformate machten den Anwender relativ unabhängig von bestimmten Geräten oder Anbietern. Für Kontaktdaten gibt es zum Beispiel den Standard CardDAV und für Termine CalDAV.

„Auch die Synchronisierung beispielsweise zwischen iPhone- und Outlook-Kontakten stellt kein Problem dar“, sagt Fischer. Die Synchronisierung laufe meist vom Nutzer unbemerkt im Hintergrund ab, sobald das Gerät mit dem Internet verbunden ist. Es nimmt dann automatisch Kontakt zum Server des jeweiligen Anbieters auf, um die Daten zu aktualisieren.

Geld ausgeben müssen Nutzer für ein digitales Adressbuch in der Cloud nicht. Die meisten Privatleute nutzen die kostenlosen Dienste von Google (Gmail / Kalender), Microsoft (Outlook.com) oder Apple (iCloud) - oft abhängig davon, welches Tablet oder welches Smartphone sie besitzen. Wer sich etwa ein neues Windows-Gerät zulegt, sollte Bleich zufolge eher den Cloud-Service von Microsoft wählen. „Der lässt sich direkt mit allen Windows-Geräten synchronisieren.“ Für Android-Nutzer sei es am einfachsten, Google zu verwenden, für Apple-Nutzer bietet sich die iCloud an.

Das ist aber keinesfalls Pflicht. So lässt sich etwa ein Hotmail-Kalender ohne weiteres auf einem iPhone oder einem Android-Handy einrichten, oder ein iCloud-Konto auf einem Smartphone mit Windows Phone. Um einen iCloud-Kalender mit einem Android-Handy zu synchronisieren, braucht es aber zum Beispiel eine App-Lösung, die im Play Store zu finden ist.

Einschränkungen gibt es derzeit für Windows-Phone-Besitzer, die Google-Dienste auf ihrem Smartphone nutzen wollen. Denn Google unterstützt seit Ende Januar 2013 nicht mehr das Microsoft-Protokoll ActiveSync, erklärt Bleich. Windows-Phone-Nutzer können nun etwa nicht mehr auf den Google-Kalender zugreifen, was mit Android-Geräten und iPhones problemlos möglich ist, weil diese die Standards CalDAV und CardDAV zum Synchronisieren von Kontakten und Kalendern nutzen. Windows habe die Protokolle CalDAV und CardDAV noch nicht in Windows Phone integriert, erklärt Bleich. „Wann das passiert, ist noch völlig offen.“

Der grundsätzliche Vorteil von ActiveSync liegt in der sogenannten Push-Funktion. Das bedeutet, dass neue Mails, Termine oder Kontakte nach Eingang oder Erstellen sofort auf alle zu synchronisierenden Geräte übertragen werden. Es gebe keine Verzögerung, etwa weil das Abrufintervall der anderen Geräte auf eine Stunde eingestellt ist, erklärt Bleich. „Mit ActiveSync lassen sich alle Geräte untereinander ohne Zeitverlust aktualisieren.“

Die Cloud-Nutzung birgt aber immer auch ein gewisses Risiko, vor allem, wenn es um sensible Daten wie berufliche Kontakte und Informationen geht. Unternehmen und Mitarbeiter sollten etwa klären, wer aufgrund welcher Rechtsgrundlage auf die Daten beim jeweiligen Anbieter zugreifen kann, mahnt der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar. „Kritisch ist hierbei zu sehen, wenn Dritten aufgrund landesspezifischer gesetzlicher Regelungen - wie dem Patriot Act - der Zugriff auf in Clouds gespeicherte Adress- oder Kalenderdaten ermöglicht werden muss.“

Das betrifft nicht nur die US-Mutter-, sondern auch deren Tochterunternehmen in Europa - selbst wenn die Server in Deutschland stehen sollten. Sowohl Google als auch Microsoft hätten den Angaben zufolge eingeräumt, in der Vergangenheit europäische Nutzerdaten an US-Behörden weitergegeben zu haben. Man sollte auch wissen, dass Daten in der Cloud aufgrund von technischen Mängeln Unbefugten in die Hände fallen könnten, warnt Schaar. Und auch ein Datenverlust nach Ausfällen oder Defekten in den Serverfarmen ist nicht ausgeschlossen. Ein Backup der Kontakte und Termine ist deshalb immer sinnvoll.