Feature: „Augmented Reality“ soll Geld einspielen
Berlin (dpa) - Ein Museumsführer, der Exponate detailliert erklärt. Ein virtueller Immobilienmakler, der die Besonderheiten einer Wohnung darstellt. Eine Gebrauchsanleitung, die dem Nutzer in eingeblendeten Animationen jeden Handgriff vormacht.
Dies alles wird möglich mit der Technik der „Augmented Reality“: AR bietet mehr als nur die Wirklichkeit und reichert die Wahrnehmung an. Die Palette möglicher Anwendungen im Alltag ist breit. Die erweiterte Wirklichkeit gilt als auch als großer Trend der Mobilfunk-Branche.
Für Peter Meier, den Technikchef des Anbieters Metaio, besetzt AR die Schnittstelle zwischen Mensch und digitaler Welt. Die Technologie werde sich in den kommenden Jahren etablieren. „Aber erst muss eine kritische Masse an Inhalten generiert werden, so dass die Menschen mit AR alles leichter erklärt bekommen“, sagt Meier.
„Augmented Reality“ legt sich wie eine zweite Haut über die Wirklichkeit - das Prinzip ist gar nicht so schwer zu verstehen - etwa wenn eine Gerätekamera Bilder der Umgebung einfängt. Auf dem Display werden zusätzliche Informationen eingeblendet - etwa ein Wikipedia-Artikel zu einer Sehenswürdigkeit. Diesen findet das Gerät, indem es mit GPS-Sensor Standort sowie Blickrichtung ermittelt. Über die Geoinformationen des Online-Lexikons stellt es dann fest, was dort zu sehen ist.
AR soll über Handy-Apps den Weg in den Massenkonsum finden. Die Marktforschungsfirma Juniper Research prognostizierte jüngst, dass die Zahl der heruntergeladenen AR-Applikationen von 11 Millionen im vergangenen Jahr auf 14 Milliarden im Jahr 2015 steigt. Der Umsatz soll dann 1,5 Milliarden Dollar erreichen.
Mit rund 60 Beschäftigten arbeitet Meiers Firma an „Augmented Reality“-Software. Er selbst ist seit 2002 mit der angereicherten Wahrnehmung beschäftigt. „Es ist wie mit dem Internet vor einigen Jahren“, meint Meier, „die Leute müssen sich erst daran gewöhnen.“
„Außergewöhnliche Möglichkeiten“ durch die erweiterte Realität sieht Microsoft-Computerwissenschaftler Jaron Lanier. Eine flüssige Umsetzung auf dem Gerät sei aber noch schwierig, sagte er der Tageszeitung „USA Today“. Smartphones und Webcams, aber auch Spielkonsolen wie die Xbox 360 von Microsoft oder das Nintendo 3DS nutzen AR.
Als einer der Urväter von „Augmented Reality“ gilt John Ellenby. In den frühen 1990er Jahren setzte er auf diese Technologie vor allem bei der Positionsbestimmung. Heute sieht Technikchef Meier insbesondere in der Automobilindustrie ein großes Potenzial: „Es ist natürlicher und einfacher, einen neuen Wagen mittels AR zu erklären, als ein 300 Seiten dickes Buch durchzublättern.“