Fotoplattform Flickr baut um: Weniger weiß, mehr Bild
New York (dpa) - Die Fotoplattform Flickr wird generalüberholt. Leere weiße Flächen verschwinden, die Fotos nehmen noch breiteren Raum ein, die Vernetzung mit anderen Diensten wird verbessert, und Funktionen wie das Hochladen von Bildern vereinfacht.
Das kündigte Produktchef Markus Spiering im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa an. „Im Laufe des Jahres werden wir die gesamte Website neu gestalten.“
Los geht es in den kommenden Tagen mit der Kontaktseite, auf denen die Bilder von Familie, Freunden und Bekannten zu sehen sind. „Die weißen Zwischenräume schrumpfen auf ein Minimum“, sagt Spiering. Vor dem Betrachter baut sich stattdessen eine automatisch zusammengestellte Wand aus Fotos auf.
Anfang März wird dann das Hochladen von Fotos überarbeitet. Wichtigste Neuerung ist, dass der Nutzer seine Bilder bereits sortieren und verschlagworten kann, noch während sie im Hintergrund zu Flickr übertragen werden. „Man kann damit die Wartezeit sinnvoll nutzen, und die Fotos anschließend mit einem Klick veröffentlichen.“
Das Navigationsmenü, das heute großteils aus Text besteht, wird ebenfalls durch Bilder aufgelockert. Die Vernetzung mit anderen Diensten des Mutterkonzerns Yahoo wird intensiviert, so wird es einfacher möglich sein, Flickr-Fotos aus Yahoo Mail heraus zu versenden. Bereits seit ein paar Tagen gibt es die Flickr-App für das iPhone und die Android-Smartphones auch in Deutsch.
„Flickr ist der Ort für Leute, denen es in erster Linie ums Foto geht“, sagt Spiering. Das unterscheide die Plattform von Diensten wie Instagram oder TwitPic oder dem sozialen Netzwerk Facebook, wo Nutzer ihre Fotos ebenfalls austauschen können. „Bei den sozialen Websites poppen die Fotos auf und verschwinden schnell wieder.“
Nichtsdestotrotz sind die neuen Dienste eine Konkurrenz für die mittlerweile acht Jahre alte Fotoplattform. „Flickr wächst trotz Facebook und TwitPic“, versichert Spiering, der aus Deutschland stammt und seit 2007 in den USA lebt. Seit vergangenem Jahr hat er das Sagen bei Flickr. Auf die Frage, ob der im Umbruch steckende Mutterkonzern Yahoo noch zu Flickr stehe, antwortet Spiering: „Ja, man sieht es daran, dass wir Geld in die Hand nehmen und unsere Seite überarbeiten.“
Flickr zählt 74 Millionen Nutzer weltweit, davon 2,4 Millionen in Deutschland. Zum Vergleich: Facebook kommt nach letzten Zahlen auf mehr als 845 Millionen Nutzer und könnte noch in diesem Jahr die Milliardenmarke knacken. Für Spiering eher eine Chance: „Wir haben im vergangenen Jahr kräftig an unserer Vernetzung gearbeitet.“ Es sei kein Problem, Flickr-Bilder in Facebook, in den Kurznachrichtendienst Twitter oder auch beim Bloganbieter Tumblr einzubinden.
Die volle Flickr-Erfahrung gibt es aber nicht umsonst: Zwar ist der Einstieg kostenlos, doch wer unbegrenzt Fotos oder auch Videos hochladen möchte, kommt am Jahresabo von 24,95 Dollar (knapp 19 Euro) kaum vorbei. „Die Leute sind bereit, für den Dienst zu zahlen“, sagt Spiering. Dafür könnten sie dann ihre Bilder in bester Auflösung abspeichern. „Wir tasten niemals die Originaldateien an.“
Hauptzielgruppe von Flickr sind somit die ambitionierten Amateurfotografen. „Wir haben sehr loyale Nutzer, die sich auch im richtigen Leben sehen. Ich bin selbst gerade erst auf einem Treffen in New York gewesen mit 100 Leuten.“