Media-Saturn sucht den Online-Anschluss

Düsseldorf (dpa) - Billiger geht nicht: Mit Hilfe dieser Maxime stillten die Elektronik-Fachmärkte Media Markt und Saturn über Jahre ihren Expansionshunger - mit Erfolg. Wettbewerber wurden an die Wand gedrückt, die Märkte stiegen zu Europas Nummer eins auf.

Doch weil „Geiz geil“ ist und die Konsumenten „nicht blöd“ sind, holen sich immer mehr Schnäppchenjäger ihre Fernseher, Telefone, Waschmaschinen oder Staubsauger bei Discountern im Internet - und die Konzernmutter Metro gerät mit Media-Saturn in die Defensive.

Inzwischen ist Metro-Chef Eckhard Cordes der Geduldsfaden gerissen. Bei einer Aufsichtsratssitzung der Metro-Tochter legten sich die Eigentümer auf eine neue Strategie fest: Auch das Internet zählt künftig als Absatzkanal. Die Marken würden dabei nicht in Richtung Discount aufgeweicht. Gleichzeitig wurde die Geschäftsführung beauftragt, sich verkaufswillige Internet-Anbieter genauer anzusehen. Eine Entscheidung soll kurzfristig fallen, hieß es. Offiziell äußert sich Metro nicht dazu.

Zwar gilt auch der Aufbau einer eigenen Plattform als eine mögliche Alternative. Doch ein solcher Schritt würde den Einstieg ins in die elektronische Vertriebsschiene erneut hinauszögern. Deshalb hat der Metro-Chef seinen Blick klar auf Übernahmekandidaten geworfen. Dabei rückt vor allem die Aschaffenburger Redcoon-Gruppe immer stärker in den Fokus von Media-Saturn.

Das 2003 von Reiner Heckel gegründete Unternehmen sieht sich selbst als einer der größten Internet-Versender in Deutschland. Schwerpunkt ist die Unterhaltungselektronik. Nach eigenen Angaben besuchen täglich mehr als 4,8 Millionen Nutzer die Online-Shops von Redcoon, rund 180 000 Produkte werden monatlich ausgeliefert. Im Dezember meldete Redcoon ein Umsatzplus von 35 Prozent. In der Branche werden die Erlöse auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag taxiert.

Wie dringend eine Umorientierung bei Media-Saturn ist, wurde spätestens klar, als der Metro-Konzern Anfang Januar seine Umsatzzahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vorlegte. Zwar lagen die Elektronik-Fachmärkte insgesamt gut im Plus, doch das vierte Quartal in Deutschland verlief mit kräftigen Einbußen enttäuschend. Branchenkenner wissen: Nur über das Internet lassen sich noch zweistellige Wachstumsraten erzielen. „Jetzt muss zügig etwas geschehen“, heißt es folgerichtig bei Metro.

Gegen den Aufbau eines Internet-Arms wurden bei Media-Saturn in den vergangenen Monaten vor allem Kannibalisierungseffekte angeführt: Der Verlust von Umsätzen in den Läden zugunsten des Internets. Auch die Unternehmensstruktur erschwert den Online-Einstieg. So ist jeder Geschäftsführer eines Media- oder Saturn-Marktes an seinem Laden beteiligt und genießt Preishoheit.

Doch Metro-Chef Cordes hatte schon im vergangenen Jahr erkennen lassen, dass er der Entwicklung nicht mehr tatenlos zusehen will. So musste Ende 2010 der Chef der Media-Saturn-Holding in Ingolstadt, Roland Weise, seinen Hut nehmen. Gleichzeitig wurde an neuen Werbekonzepten gearbeitet und den bisherigen Agenturen gekündigt. Und Weise-Nachfolger Horst Norberg hatte bereits für 2011 die Marschroute ausgegeben: Ab ins Internet!