Microsoft startet Kartendienst in Deutschland
Unterschleißheim (dpa) - Die Aufregung um Googles Kartendienst Street View hat sich kaum gelegt, nun legt Microsoft nach. Der Software-Spezialist bringt seinen Kartendienst Bing Maps Streetside nun auch in Deutschland an den Start.
Ab dem 9. Mai werden Kameraautos zunächst in Nürnberg, Fürth, Erlangen und Augsburg durch die Straßen fahren, kündigte Microsoft am Dienstag (5. April) an. Die ersten Ansichten sollen voraussichtlich im Sommer online gestellt werden.
Fehler von Google will das Unternehmen allerdings tunlichst vermeiden. „Wir haben uns mit den Befahrungen und der Markteinführung in Deutschland bewusst Zeit genommen, um vorher intensiv mit Branchenverbänden, politischen Vertretern und Datenschützern zu sprechen“, sagte Microsoft-Manager Severin Löffler.
Google hatte mit Street View nicht nur hierzulande unter Datenschützern eine Welle der Kritik ausgelöst. Nach heftigen Debatten um Geodienste machte das Internet-Unternehmen sukzessive Zugeständnisse in Sachen Datenschutz und richtete zum Beispiel eine Widerspruchsmöglichkeit für Bürger gegen die Abbildung des eigenen Hauses ein. Die Aufregung um den Rivalen hat Microsoft unterdessen genutzt, um einen besseren Start seines Dienstes vorzubereiten.
So ist das Unternehmen Mitunterzeichner der Selbstverpflichtungserklärung der deutschen Wirtschaft, die auf der CeBIT in Hannover von Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer an den damaligen Innenminister Thomas de Maizière übergeben wurde. Darin ist ein Datenschutzkodex für Geodienste enthalten. „Der Kodex wird den Interessen der deutschen Konsumenten und der digitalen Wirtschaft gleichermaßen in vollem Umfang gerecht“, sagte Löffler.
Sobald das Kartenmaterial veröffentlicht ist, können Nutzer Widerspruch einlegen zum Beispiel gegen die Darstellung des eigenen Wohnhauses. Das Widerspruchsverfahren soll besonders einfach verlaufen. Lediglich die Angabe des genauen Ortes und des Namens sei dafür erforderlich, sagte Microsoft-Manager Olivier Blanchard. Die entsprechenden Aufnahmen sollen dann binnen 48 Stunden unkenntlich gemacht werden.
Zudem soll gemeinsam mit anderen Unternehmen der Internet- und IT-Industrie eine zentrale Informationsseite eingerichtet werden, wo sich dann für die einzelnen Angebote entsprechende Links für Informationen sowie möglichen Widerspruch finden werden. Alternativ werde an einer Lösung gearbeitet, auch offline Widerspruch einzulegen, erklärte Microsoft-Sprecher Thomas Baumgärtner. Einzelheiten dazu stünden aber noch nicht fest.
Die Straßenaufnahmen werden auf Basis von Material des Kartenanbieters Navteq erstellt. Mit spezieller Technologie will Microsoft auch 3D-Aufnahmen erfassen. Anschließend sollen hunderte Bilder zu einem nahtlosen 3D-Modell zusammengefasst werden. Damit sollen die Kartenansichten deutlich präziser sein.
Den detaillierten Fahrplan der Kameraautos sowie ausführliche Informationen für Hausbesitzer, Mieter und Geschäftsinhaber stellt Microsoft ab Freitag (8.4.) unter http://www.microsoft.com/maps/de-DE/streetside.aspx online.