Roaming ohne Reue: Handykosten im Urlaub drücken
Berlin (dpa/tmn) - Eurotarif oder Auslandsoption? Oder vielleicht doch die im Urlaubsland gekaufte Prepaidkarte? Damit das Smartphone in den Ferien nicht zur Kostenfalle wird, sollte man sich vor Reiseantritt informieren.
Horrorfantasien von rauchenden Gebührenzählern plagen so machen Urlauber, wenn er ans Telefonieren oder Surfen mit dem Handy denkt. Doch zumindest innerhalb der EU sind solche Ängste unbegründet, seit es Preisobergrenzen fürs Roaming gibt. Und am 1. Juli sinken die Maximalgebühren noch einmal: Eine Telefonminute innerhalb der EU darf dann nur noch rund 23 Cent pro Minute kosten (inklusive Mehrwertsteuer), eine SMS nur noch 7 Cent. Wer angerufen wird, zahlt höchstens 6 Cent. Kostenfallen lauern aber weiter außerhalb der EU. Und Verbraucher können ihre Handykosten auf Reisen auch innerhalb der EU weiter drücken.
„Als Verbraucher sollte man vor Antritt der Reise schauen, welcher Tarif für einen eingestellt ist“, rät Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Da ist zum einen der von der EU festgelegte sogenannte Eurotarif, den die Provider aber anders bezeichnen können. Er legt Höchstpreise fest - auch fürs Surfen: Ein Megabyte Daten kostet ab Juli noch maximal 24 Cent. Daneben dürfen die Provider aber auch eigene Auslandsoptionen anbieten. Und es gibt Anbieter, die bereits auf Roaminggebühren verzichten und europaweit den gleichen Preis berechnen wie in Deutschland. Dieses Ziel peilt die EU-Kommission ohnehin für 2015 an.
Grundsätzlich gilt: „Man muss sein eigenes Telefonverhalten kennen oder voraussagen können“, sagt Bradler. „Für die reine Telefonie ist der Eurotarif meistens am besten.“ Sarah Raymaekers vom Telekommunikationsportal „Teltarif.de“ gibt ein Rechenbeispiel: „Für 20 Euro bekommen Sie im Eurotarif zum Beispiel 45 Minuten Telefonie, 7 SMS und 20 Megabyte Daten.“ Wenigtelefonierer kämen damit leicht durch den Urlaub. „Wer mehr braucht, ist mit einem Auslands- oder Datenpaket gut bedient.“ Hier lohnt es, genau hinzuschauen. Manche Auslandsoption hat eine Mindestlaufzeit oder ist auf den zweiten Blick gar nicht so günstig.
Vorsicht ist vor allem außerhalb der EU geboten. „Da sind die Minuten- und Megabytepreise nicht gedeckelt“, warnt Thomas Bradler. Und außerhalb der EU muss nicht auf einem anderen Kontinent sein. „Aufpassen muss man in der Türkei und der Schweiz“ sagt Kai Littmann vom Europäischen Verbraucherschutzzentrum ECC. Denn auch dort gelten andere Roaminggebühren. „Da muss man vorher gut vergleichen. Eventuell ist es billiger, vor Ort eine Prepaidkarte zu kaufen.“
Ob innerhalb oder außerhalb der EU: Wer im Urlaub viel Zeit im Internet verbringen möchte, ist meist mit einer Prepaidkarte aus dem Urlaubsland am besten bedient. Gerade bei Datentarifen ist das in der Regel günstiger als Auslandsoptionen. Als Alternative bieten die meisten Anbieter Tages- oder Wochenpässe mit begrenztem Datenvolumen an. Diese kosten zwischen 2 und 15 Euro, lohnen aber meist nur in der EU. Außerhalb sind sie teurer und bieten weniger Datenvolumen.
Schutz vor Albtraumrechnungen bietet in jedem Fall ein automatischer Kostendeckel für mobile Datennutzung. Erreicht der Nutzer einen Betrag von knapp 60 Euro, wird die Verbindung automatisch getrennt. Außerhalb Europas kann diese Funktion auch verfügbar sein. Ist sie es nicht, müssen Netzanbieter beim Grenzübertritt darüber informieren.
Am günstigsten surft es sich aber immer noch, wenn man Datenroaming am Smartphone während des Urlaubs abstellt und Hotspots in Hotels oder Cafés nutzt. Messenger wie Whatsapp funktionieren auch über WLAN. In solchen Netzen ist aber Vorsicht geboten. „In einem fremden WLAN würde ich von Onlinebanking dringend abraten“, sagt Raymaekers. Auch Bradler rät vom Senden sensibler Daten über öffentliche WLANs ab. Sonst bestehe das Risiko, dass persönliche Daten ausgespäht werden. Besonders risikoreich sind Netzwerke ohne Passwortschutz.
Auch gegen Diebstahlgefahr sollten sich Handy- und Tabletbesitzer im Urlaub absichern. Denn Kriminelle können Eurotarif, Auslandsoptionen und Surfkostendeckel zum Trotz immer noch horrende Rechnungen erzeugen. „Sollte das Telefon abhanden kommen, muss man in der Lage sein, es zu sperren“, sagt Thomas Bradler. Deshalb gilt: Das Gerät immer per Zugangscode sichern und den PIN-Schutz für die SIM-Karte aktivieren. Vor Antritt der Reise sollte man sich die Sperrhotline des Netzanbieters notieren und sie getrennt vom Telefon verwahren. Um das gestohlene Telefon bei der Polizei identifizieren zu können, ist die Geräteidentifikationsnummer wichtig. Sie wird angezeigt, wenn man *#06# auf der Telefontastatur eingibt. Apple und Google bieten zudem Apps zur Ortung und Fernlöschung von Mobilgeräten.