Sly Cooper: Jagd durch die Zeit — Jump’n’Run-Held kehrt zurück

Acht Jahre und eine Konsolengeneration ist es her, dass die Spieler mit dem knuffigen Waschbären hüpfen und schleichen konnten. Im vierten Teil der Serie sind sogar Zeitreisen möglich.

Düsseldorf. Ohne Erlaubnis begann der Entwickler „Sanzaru Games“ an einer PS3-Version von Sly Cooper zu arbeiten. Und das, obwohl die letzten drei PS2-Teile noch Sonys Star-Entwickler Sucker Punch entwickelt hat. Als Sony dann den Prototypen sah, waren die Verantwortlichen so begeistert, dass das Spiel offiziell in Entwicklung ging. Und hier ist es: Alle Fans von Sly, aber auch alle anderen Jump’n’Run-Liebhaber, kommen darin auf ihre Kosten.

An erster Stelle gibt es einen neuen Bösewicht: ein Stinktier namens „Le Paradox“. Dieses hat sein Augenmerk auf wertvolle Relikte vergangener Tage gerichtet — weil ihm diese Ruhm und Reichtum in der Gegenwart bescheren. Zufällig besitzen Sly Coopers Vorfahren jeweils eines dieser Relikte.

Der Spieler unternimmt Zeitreisen in die Vergangenheit und besucht fünf offen gestaltete und frei begehbare Welten. In jeder dieser Welten hat das Stinktier einen fiesen Oberbösewicht beauftragt, das jeweilige Relikt zu finden. In diesen Bosskämpfen muss Sly unter anderem einen rappenden Eisbären aufhalten — oder auch einen frustrierten Elefanten, dessen Musical-Karriere nicht geglückt ist. Wie man sieht: Ihren absurden Humor hat die Serie keinesfalls verloren. Dazwischen bekämpft man allerhand Fußvolk und muss sich ab und zu im Schatten an Gegnern vorbeischleichen — um gewisse Ziele zu infiltrieren oder unentdeckt zu erreichen.

Während seiner Aufgaben ist Sly nicht allein: Zusammen mit seinen besten Freunden — Bentley, die Schildkröte mit IT-Erfahrung, und Murray, das überdimensionierte Flusspferd — bildet der Waschbär das Haupt-Team. Während des Spiels lässt jeder der Charaktere am laufenden Band Sprüche los. Angenehm: Das stört keinesfalls, sondern beansprucht dauerhaft die Lachmuskeln. So spricht Murray scheinbar unendlich oft von sich in der dritten Person. Oder Bentley zieht Sly mit seinem eigenwilligen Humor auf.

Slys Vorfahren sind allesamt spielbar und geben dem Spieler die Möglichkeit, mit ihren Fähigkeiten zu experimentieren. Da gibt es den Höhlenmenschen, einen trainierten Ninja oder einen Cowboy sowie einen Ritter. Trifft man einen seiner Vorfahren, erhält man zusätzlich neue Kleidungsstücke für Sly, die einem neue Fähigkeiten verleihen. So erhält der Spieler nach dem Treffen des Ritters die Möglichkeit, Pfeile zu verschießen. Damit lassen sich weit entferne Schalter umlegen oder weit voneinander entferne Punkte mit einem Seil verbinden. An gewissen Stellen spielt man übrigens auch Murray oder Bentley — Slys Teamkollegen.

Grafisch passt sich der vierte Teil der Sly-Cooper-Serie an die neue Konsolengeneration an. Der Comic-Look fällt im Vergleich zur HD-Trilogie (die ersten drei Teile mit aufgehübschter Grafik) detailreicher aus. Ein kleines Manko dagegen ist die deutsche Synchronisation: Diese kann wie in den Vorgängern nicht mit dem überragenden englischen Original mithalten. Dafür sind die Sprecher einen Tick zu emotionslos.

Sly Cooper: Jagd durch die Zeit ist nicht nur ein spiritueller Nachfolger der in der PlayStation-2-Ära erfolgreichen Serie. Es ist vielmehr eine glaubwürdige, inhaltliche Fortsetzung. Das 3D-Hüpfspiel ruft nach wie vor Entdeckerdrang beim Spieler hervor und eine Prise Schleich-Action gibt es wie gewohnt umsonst dazu. Das Spiel sieht gut aus und läuft bis auf die langen Ladezeiten auch sehr flüssig. Dazu gibt es einen mit 20 Stunden überdurchschnittlich langen Story-Modus. Störend sind die stellenweise hektische Kameraführung und die nicht ganz perfekte deutsche Sprachausgabe.

Name: Sly Cooper — Jagd durch die Zeit
Genre: Jump’n‘Run
Publisher: Sony
Hersteller: Sanzaru Games
Release-Termin: 27. März
Preis: zirka 40 Euro (PS Vita), zirka 60 Euro (PS3)
System: PS3, PS Vita
USK-Freigabe: Ab 6 Jahre
Wertung: Sehr gut