Tomb Raider — Neustart der Serie mit Emotionen
Tomb Raider steht seit Anbeginn der Serie für Hauptcharakter Lara Croft. In der Neuauflage der Serie lernen die Spieler die Archäologin erstmals von einer ganz anderen Seite kennen.
Düsseldorf. Über die Jahre hat man Lara Croft in vielen verschiedenen Formen gesehen: mal als vollbusige Entdeckerin, dann als aristokratische Archäologin oder als Action-Heldin. Aber so hat sie noch keiner gesehen: Entwickler Crystal Dynamics lässt den Spieler die junge Lara auf ihrer ersten Expedition kennenlernen. Sie möchte erfolgreich werden und die versteckte Insel Yamatai entdecken.
Als schriffbrüchige, gestrandete junge Frau, begibt man sich zu Beginn des Spiels auf eine unbekannte Insel voller Gefahren — auf der man nicht nur ein Mal seine Grenzen erkennen muss. Erst über die gesamte Spieldauer wächst Lara an ihren Aufgaben und entwickelt sich zu der knallharten Entdeckerin, die jeder kennt.
Zu Beginn lässt Tomb Raider dem Spieler wenig Freiheiten. In der ersten Stunde arbeitet man sich durch vorprogrammierte Szenarien, in denen man Bogenschießen, Jagen und Klettern lernt. Zusätzlich muss der Spieler in Action-Sequenzen zur richtigen Zeit die richtigen Tasten drücken. Das alles ist zwar wenig innovativ, trägt aber zur emotionalen Geschichte bei. Wenn Lara beispielsweise ihr erstes Reh töten muss, um nicht zu verhungern, bereut sie ihre Tat auf der Stelle und hat Mitleid mit dem Tier.
Neben den Umgebungsgeräuschen wie Meeresrauschen, Wasserfälle, Vögel und andere Tiere, überzeugt auch die deutsche Synchronstimme von Lara Croft: Diese liefert Nora Tschirner, bekannt aus dem Til-Schweiger-Film „Keinohrhasen“. Man merkt zu jeder Zeit, dass eine Schauspielerin Lara ihre Stimme verleiht: Die Gefühlsäußerungen klingen authentisch — man nimmt Lara ihre Empfindungen ab.
Da Lara sich für den Schiffsbruch des gesamten Expeditionsteams verantwortlich fühlt, fühlt auch der Spieler an Passagen mit, wo sich Lara via Funkgerät mit anderen Mitgliedern des Teams abspricht. Diese sind alle verteilt auf der Insel gestrandet. Das Wiederfinden des Teams, ist nur eine Teilaufgabe. Herauszufinden, was auf der Insel passiert, ist die eigentliche.
Aufgrund ihrer Hilflosigkeit schützt sich Lara mit allerhand Waffen. Zu Beginn ist es ein Bogen, nach ersten Feindkontakten eine Pistole. Toll, dass Lara den Waffeneinsatz zu Beginn noch jedes Mal reflektiert — hinterher die Kämpfe gegen stark bewaffnete Unbekannte aber oftmals zu reinen Ballerorgien verkommen. Das ist wenig glaubwürdig, aber der Waffeneinsatz war noch nie eine Stärke von Tomb Raider. Dennoch machen die Kugelwechsel aufgrund der feinen Steuerung Spaß.
Während der Spieler im Verlaufe des Spiels immer wieder neue Waffen bei Gegnern findet, muss er für seine körperlichen Fähigkeiten arbeiten: So kann man später im Spiel fast lautlos jagen, genauer schießen oder ist körperlich noch stärker. Über ein einfaches Fähigkeiten-System kann der Spieler entscheiden, welche Aktionen er freischalten möchte.
Das Klettern durch die Umgebung hat seit dem ersten Teil der Serie einen großen Stellenwert. Und dieses Mal ist es sehr, sehr aufregend. Auf Tastendruck springt die Archäologin, zieht sich an Vorsprüngen hoch oder lässt sich mehrere Meter in eine tiefe Wasser-Höhle fallen. Schwierig ist es dann, wenn man mit einer Kletteraxt an einer meterhohen Klippe hängt. Denn das ist der Moment, in dem einen das Herz in die Hose rutscht — aus Angst herunterzufallen.
Per Knopfdruck kann man jederzeit den Überlebensinstinkt aktivieren. Dieser taucht die ganze Welt in schwarz-weiß und lässt wichtige Objekte wie Vorsprünge zum Klettern oder das nächste Missionsziel strahlend hell erscheinen. Das ist eine lobenswerte Verbesserung, wusste man in den Vorgängern doch oftmals nicht, wo man langlaufen muss.
In der Kampagne entdeckt der Spieler schlussendlich, was die bewaffneten Feinde auf der Insel suchen - und alle weiteren Fragen klären sich. Danach bleibt die Insel völlig frei begeh- und erkundbar.
Enttäuschend dagegen ist der Mehrspieler-Modus. Nicht nur, dass er auf den ersten Blick aufgrund des Spielkonzeptes überflüssig wirkt. Sondern auch, weil sich die Einzelspieler-Steuerung für Duelle untereinander nicht anbietet. Dafür ist sie nicht flexibel genug — zumal in der Regel immer eine der zwei Parteien in den vier Spielmodi aufgrund bestimmter Waffen oder Werkzeuge im Vorteil ist.
Die Entwickler machen fast alles richtig. Es ist auch als langjähriger Tomb-Raider-Spieler aufregend, die junge Lara kennen zu lernen und reifen zu sehen. Die Entwicklung von der unerfahrenen jungen Frau bis hin zur resoluten Archäologin ist nachvollziehbar und emotional erlebbar. Klettern, schießen, entdecken, jagen — das alles ist abwechslungsreich und unterhaltsam. Einzig der Mehrspieler-Modus wirkt wie das fünfte Rad am Wagen.
Name: Tomb Raider
Genre: Action-Adventure
Publisher: Square Enix
Hersteller: Crystal Dynamics
Release-Termin: 5. März
Preis: zirka 45 Euro (PC), zirka 60 Euro (Konsolen)
System: PC, PS3, Xbox 360
USK-Freigabe: Ab 18 Jahre
Wertung: Sehr gut