Standhafte Staubfänger - Vom Tower- zum Trend-PC

Köln (dpa/tmn) - Desktop-PCs sind klobig, grau und laut? Von wegen. Die hässlichen Tower von einst haben sich weiterentwickelt. Wer sich heute für ein stationäres Gerät entscheidet, darf Ansprüche ans Design haben, wie die aktuellen Mini- und All-in-one-Rechner zeigen.

Fast könnte man meinen, Notebooks hätten die Desktop-Rechner vollends verdrängt. Doch immer noch entscheidet sich knapp jeder achte Deutsche für ein stationäres Gerät - auch wenn die Nachfrage zuletzt leicht gesunken ist, wie die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) erhoben hat: Im ersten Quartal 2012 gingen 351 000 PCs über die Ladentheke und damit 33 000 weniger als im Vorjahr. Doch PC ist nicht gleich PC. Die neuen kompakten Formate haben ihre Vorteile, aber auch klare Nachteile.

Warum gibt es Desktop-PCs überhaupt noch? „Sie haben eine treue Fan-Gemeinde, meist Menschen, die viel Zeit vorm Computer verbringen und gesteigerte Ansprüche an Rechenleistung, Grafik und Darstellung haben“, sagt Stephan Scheuer von TÜV Rheinland. Und inzwischen gibt es die Gehäuse in allen möglichen Bauformen für fast jeden erdenklichen Anwendungszweck. Scheurer unterteilt sie grob in drei Kategorien: Tower-, Mini- und All-in-one-PCs.

Mini-Rechner punkten klar beim Design. Ihre Gehäuse sind nicht größer als ein Buch oder eine Saftpackung und passen auch auf den Schreibtisch. Im Gegensatz zu sperrigen Türmen sind sie deutlich schicker und auch stromsparender. „Die Geräte sind wirklich etwas zum Vorzeigen“, sagt Dominik Hoferer von der Computerzeitschrift „Chip“. „Wer im Wohnzimmer Musik auf eine Anlage streamen oder einen Film von der Festplatte auf dem Fernseher abspielen will, ist bei den Mini-PCs genau richtig“. Im Netz surfen oder mit Office arbeiten klappt auch noch.

Dann sei aber Schluss, so Hoferer. 3D-Spiele würden die Shared-Memory-Grafikkarten, die in den meisten Minis verbaut würden, nicht schaffen. Eine weitere Schwäche: Erweiterungen sind schwierig bis unmöglich, erläutert der Experte. „Im Mini-Gehäuse ist schlicht kein Platz für neue Bauteile.“

Diesen Nachteil haben auch sogenannte All-in-one-Computer, bei denen die gesamte Technik im Monitorgehäuse steckt. Der Vorteil: kein Kabelsalat, kein platzraubendes Gehäuse. „Surfen, Office-Programme, anspruchsvolle Bildbearbeitung und weniger rechenintensive 3D-Spiele schaffen die eingebauten Chips problemlos“, sagt Kirstin Wohlfart von Stiftung Warentest. Sie sind genau das Richtige für Leute, die im Wohnzimmer nur mal Mails checken oder etwas im Netz surfen wollen.

Doch beim Kauf müssen Verbraucher genau hinsehen, rät Wohlfahrt: „Unbedingt auf die Qualität des Displays achten.“ Schließlich kaufen Kunden den Bildschirm mit. Ein gutes Display sei nach Möglichkeit matt, ausreichend hell und stellt Farben richtig dar. „All-in-one-PCs sind Einmalgeräte“, fasst Wohlfahrt zusammen. Lediglich kleinere Erweiterungen wie mehr Arbeitsspeicher seien möglich. Ihr größter Nachteil: „Geht der Monitor kaputt, ist auch das Gerät meist hin.“

Solche Probleme kennen Tower nicht. Das Austauschen von Kühlern, Festplatten und Co. ist in den geräumigen Gehäusen ein Kinderspiel: Kiste auf, Komponente rein, Kabel anstecken, fertig. Überzeugen können die klassischen Türme meist auch mit ihrer „Power“, sagt TÜV-Experte Scheuer. „Das sind Hochleistungssysteme für anspruchsvolle Nutzer.“ 3D-Grafikkarte, acht Gigabyte Arbeitsspeicher und Vierkern-Prozessor sind zumindest bei Spielerechnern Standard. Ein weiteres Plus: „Sie kombinieren Komfort und Ergonomie wie kein anderes Gerät“, erklärt Scheurer. Nutzer können anschließen, was sie wollen. Und wenn mal kein Steckplatz mehr frei ist, wird einfach ein neuer eingebaut. Freie Wahl gibt es auch bei Monitor und Tastatur. Minuspunkte gibt es für die Optik und das oft höhere Betriebsgeräusch. Kein Wunder, dass Tower meist unter dem Schreibtisch verschwinden.