Granulat-Verbot der EU Granulat-Verbot für Kunstrasen: Vereine geben Entwarnung

Leverkusen. · Alle sieben Kunstrasenplätze sind mit Quarzsand gefüllt.

 Kunstrasenplätze, unser Foto zeigt die Verlegung 2015 in Bergisch Neukirchen, haben die Asche an vielen Spielstätten ersetzt. 	 Archivfoto: Matzerath

Kunstrasenplätze, unser Foto zeigt die Verlegung 2015 in Bergisch Neukirchen, haben die Asche an vielen Spielstätten ersetzt. Archivfoto: Matzerath

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Wer auf Sand baut, ist meist schlecht beraten. Was Kunstrasenplätze angeht, gilt für Leverkusen der umgekehrte Fall: Die vor rund 20 Jahren getroffene Entscheidung der Sportstättenplaner, auf Quarzsand satt Kunststoff-Füllungen zu setzen, erweist sich für die Vereine der Chemiestadt nun als segensreich. „Wir sind aus dem Schneider“, sagt Georg Boßhammer, Betriebsleiter des Sportpark Leverkusen. Externe Gutachter hätten damals zu Beginn der Umbauten von Asche- auf Kunstrasenplätze klar abgeraten, die neuen Plätze mit Kunststoff-Granulat zu befüllen. Es ist genau jener Füllstoff, dem jetzt nach dem Vorschlag der Europäischen Chemikalien-Agentur europaweit das Aus droht. Er steht nämlich im Verdacht, als Mikroplastik Umwelt und Trinkwasser zu belasten, wenn es in den Erdboden ausgewaschen wird. Ab 2022 soll es dem Vorschlag zufolge gänzlich verboten werden.

Das hat deutschlandweit für einen Paukenschlag bei den Vereinen gesorgt. Rund 5000 Kunststoff-Rasenplätze wären potenziell betroffen. Für Leverkusen gibt Sportstätten-Chef Boßhammer Entwarnung. „Wir hatten damals schon Bauchschmerzen mit geschredderten Autoreifen“, erinnert er sich. Das Füllmaterial aus kleinen Gummistückchen gilt als krebserregend und ist inzwischen verboten worden. Doch auch Kunststoff-Granulat sortierten die Planer aus. „Es ist teuer und pflegeintensiv“, sagt Boßhammer. Auch seien die Planer damals dem fachmedizinischen Rat des Gastroenterologischen Chefarztes des Klinikums und langjährigen sportmedizinischen Betreuers der Handball­elfen, Professor Henning Adamek, gefolgt und hätten sich für Quarzsand als Füllmaterial entschieden.

Einmal im Jahr muss
der Sand gereinigt werden

Pflegeaufwand gibt es auch hier: Einmal jährlich wird der Quarzsand aus den Kunstgrashalmen aufgenommen, gereinigt und fehlendes Material ersetzt. Ein Kunstrasenplatz, so Boßhammer, halte je nach Pflege und Belastung zwischen zwölf und 18 Jahren, bevor er insgesamt erneuert werden müsse.

Die Stadt hat derzeit noch vier Ascheplätze und setzt unabhängig von dem drohenden EU-Verbot weiter auf Kunstrasen statt Asche. Im Oktober 2018 war die Sportanlage Schlebuschrath, auf der der SSV Leverkusen-Alkenrath beheimatet ist, mit einem Zuschuss des Landes NRW von 549 000 Euro mit Kunstrasen ausgestattet worden.

Voraussichtlich Mitte April 2020 soll auch der TuS Quettingen endlich einen Kunstrasenplatz erhalten. 1,2 Millionen Euro sollen dafür aus dem Bundeshaushalt fließen. Sie decken 90 Prozent der Gesamtkosten. Die Förderanträge werden derzeit erstellt und in Kürze eingereicht. 45 000 Euro hatte der TuS Quettingen durch den symbolischen Verkauf von Rasenstücken selbst beigesteuert. „Asche ist eben nicht mehr gefragt“, sagt der Quettinger Vereinsvorsitzende Arne Kahr. „Es ist ein klarer Wettbewerbsnachteil.“ Der Verein sei geschrumpft, weil viele Jugendliche wegen des Ascheplatzes bereits den Verein verlassen hätten. Probleme gebe es auch im Seniorenbereich: „90 Prozent der Spieler winken ab, wenn sie auf Asche kicken sollen“, sagt Kahr. Im vergangenen Jahr stieg die Herren-Mannschaft in die Kreisliga C ab.