Kampf gegen Mikroplastik in Neuss Sand statt Granulat für Kunstrasen

Neuss · Die EU will ab 2022 Kunststoff-Granulat verbieten. In Neuss hat die Verwaltung eine Alternative gefunden.

. Asche ist out, deshalb rüsten Sportvereine seit Jahren um auf Kunstrasenplätze. Fußballer mögen den Rasen lieber, der Umwelt macht er aber Probleme, genauer: das Kunststoff-Granulat, das regelmäßig zwischen die Gummi-Halme gestreut wird. In Neuss plant die Verwaltung nun, zukünftig Quarzsand zu verwenden. „Wir werden ab sofort bei allen neuen Plätzen Sand nutzen“, sagt Sportdezernent Matthias Welpmann. Ob bestehende Kunstrasenplätze auf Sand umsteigen, werde sich aber noch zeigen. Die EU plant, ab 2022 Kunststoff-Granulat zu verbieten. „Sollte das Verbot kommen, werden wir selbstverständlich auch die anderen Plätze umrüsten“, sagt Welpmann.

Studien belegen, dass das so genannte EPDM-Granulat (Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk) den Boden und das Grundwasser stark schädigt. Die feinen Kunststoffkügelchen im Rasen sollen die Sportler beim Sturz vor schweren Verletzungen schützen. Teile des Granulats werden allerdings vom Regen weggeschwemmt und sickern als Mikroplastik in die Erde.

Forscher, unter anderem vom Fraunhofer-Institut, gehen davon aus, dass in Deutschland jedes Jahr 10 000 Tonnen Mikroplastik allein aus dem Kunststoff-Granulat der Sportplätze in Boden und Grundwasser gelangen. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) empfiehlt daher ein Verbot der Plastikpartikel. Auch der Deutsche Fußball-Bund rät bei Neubauten von Kunstrasenplätzen dazu, auf EPDM-Granulat zu verzichten.

Für das Sportamt kommt
Kork nicht in Betracht

Das Thema wurde jüngst auch im Sportausschuss diskutiert. Bernd Kahlbau, der sportpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, hatte die Plastikkügelchen mit einer Anfrage auf die Agenda gerückt. Kahlbau wollte wissen, welches Granulat überhaupt auf Neusser Plätzen landet und ob nicht Kork eine Alternativ sein könne.

Auf vielen Kunstrasenflächen in Deutschland liegt ein Kunststoff-Granulat, das aus alten Reifen recycled wurde – und deutlich gefährlicher für die Umwelt ist. Dazu teilte das Sportamt mit: „Auf Neusser Kunstrasenplätzen wird kein Gummi-Granulat aus Altreifen verwendet.“ Neuss nutze ein EPDM-Granulat aus synthetischem Kautschuk. Das Material wäre allerdings ebenfalls von einem EU-weiten Verbot betroffen. FDP-Mann Kahlbau recherchierte nach Alternativen und stieß auf ein Granulat aus Kork, das, wie er sagt, etwa die SpVgg Greuther Fürth einsetze. Dort soll das Granulat seit Jahren ohne Probleme verwendet werden. Für das Sportamt kommt Kork allerdings nicht in Betracht. In der Antwort an Kahlbau heißt es: „Der Einsatz [...] wurde bereits geprüft und aufgrund der technischen Nachteile (schwimmt wegen des geringen Gewichts auf und wird abgeschwemmt, anfällig für Schimmelpilz) nicht weiter verfolgt.“ Bei Kahlbau stößt das auf Unverständnis, immerhin sei in Bayern der Einsatz ja möglich. Welpmann: „Wir sind mit Fachverbänden im Gespräch und haben uns gegen Kork entschieden.“ Was in Bayern funktioniere, müsse nicht zwangsweise auch im Rheinland klappen. Die richtige Alternative sei nun Quarzsand. Kahlbau ist zufrieden. „Das ist immerhin kein Plastik und könnte eine Lösung für unsere Sportplätze sein.“