Antisemitismus Antisemitismus-Vorwürfe gegen Roger Waters: Nach WDR steigen auch BR und SWR aus

Köln/Baden-Baden. Nach der Entscheidung des WDR, das Konzert des „Pink Floyd“-Gründers Roger Waters im Juni 2018 nicht durch WDR 4 präsentieren zu lassen, folgen auch der Bayerische Rundfunk und der Südwestfunk dem Kölner Vorbild.

Der britische Sänger Roger Waters steht am 06.09.2013 in der Esprit Arena in Düsseldorf.

Foto: Henning Kaiser

„Neben WDR und BR ist auch der SWR aus der Präsentation der Tournee von Roger Waters ausgestiegen. Damit reagiert der SWR auf Antisemitismus-Vorwürfe gegen das Pink-Floyd-Gründungsmitglied“, so die Onlineredaktion von SWR 1 auf Facebook. SWR 1 wollte das (bereits ausverkaufte) Konzert Waters‘ in Mannheim präsentieren.

Der Bayerische Rundfunk, der das Konzert von Waters in München mit seinem Sender BR 2 präsentieren wollte, schloss sich der WDR-Entscheidung bereits am Sonntagabend an. Die drei Sender bestätigten ihre Entscheidungen auf Anfragen Organisationen und Zeitungen, mochten offenbar aber selbst nicht offensiv darüber berichten. WDR 2 ließ in seinen 9-Uhr-Nachrichten einen Text verlesen, der Zweifel daran zulässt, ob WDR-Intendant Tom Buhrow wirklich ein Antisemitismus-Problem sieht — oder lediglich Empfindlichkeiten bei jüdischen Gemeinden: „In den vergangenen Tagen hatten den WDR kritische Stimmen erreicht — vor allem von jüdischen Mitbürgern. Roger Waters war mit anti-israelischen Aktionen aufgetreten. Intendant Buhrow sieht in der Absage ein Signal des Verstehens an die jüdischen Gemeinden.“

Roger Waters (73) gehört zu den lautstärksten Aktivisten des Boykott-Bündnisses BDS gegen den Staat Israel. Waters macht regelmäßig Druck gegen Musiker, die in Israel auftreten, und vergleicht das Verhalten Israels gegenüber Arabern mit dem Umgang der Nazis mit Juden. Sich selbst sieht Waters als Opfer einer „jüdischen Lobby“, die sonders in der Musikindustrie mächtig sei. Im Sommer störte die BDS-Bewegung ("Boycott, Divestment and Sanctions"), der etliche antisemitische Palästinenser-Organisationen angehören, die Israel das Existenzrecht absprechen, das internationale Berliner "Pop Kultur"-Festival und forderte Bands zur Absage auf. Grund: Das Festival (unterstützt über das Musicboard des Berliner Senats) werde von Israel mitfinanziert. Kultursenator Klaus Lederer (Linke) erklärte, die Kampagne „ist widerlich und entsetzt mich.“

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) kündigte im September laut einem Bericht des RBB ein schärferes Vorgehen gegen BDS an. Gruppen oder Veranstalter, die BDS unterstützen, sollten ähnlich wie bereits in Frankfurt und München keine städtischen Räume oder Zuschüsse mehr bekommen, so Müller laut RBB: „BDS steht mit antisemitischen Schildern vor Berliner Geschäften. Das sind unerträgliche Methoden aus der Nazizeit. Wir werden alles Mögliche tun, BDS Räume und Gelder für seine anti-israelische Hetze zu entziehen."