Ausstellung in Bonn: Pixar-Filme - Die Kunst, zu verzaubern
Eine Schau in Bonn würdigt das Werk der Ideenschmiede aus Kalifornien.
Bonn. Aufmüpfig ist sie, die kleine Lampe namens Luxo Jr., die zum Maskottchen des Animationsstudios Pixar wurde. Erscheint das Logo der Ideenschmiede aus dem kalifornischen Emeryville zu Beginn eines Films auf der Leinwand, kommt die Schreibtischleuchte herangehoppelt und trampelt das „I“ im Signet selbstbewusst nieder.
Luxo Jr. steht für das, was Pixar zu einem Unikum im Filmgeschäft gemacht hat. Dort weiß man: Selbst simplen Einrichtungsgegenständen wohnt ein Zauber inne.
Oder zwei Spielzeugpuppen, die ihre gegenseitige Abneigung überwinden, um den Klauen eines zerstörungswütigen Kleinkinds zu entkommen. Mit dieser „Toy Story“ fing der Siegeszug der Animationsmagier 1995 an.
13 Spielfilme brachte das Studio seitdem ins Kino. 14 Oscars, ein weltweites Einspielergebnis von 7,5 Milliarden Dollar und mehr als 40 Millionen Zuschauer allein in den deutschen Kinos sprechen eine klare Sprache: Pixar ist reif fürs Museum.
Die Ausstellung „25 Years of Animation“, die in der Bonner Bundeskunsthalle zu sehen ist, greift dabei den wichtigsten Aspekt der Arbeit auf: die künstlerische Vielfalt und ihre detailversessene Perfektion während der Vorbereitungsphase. Zwei Jahre fließen pro Film allein in Brainstorming, Feldversuche, Bewegungsstudien, Grobentwürfe und Perspektivanalysen.
Mehr als 500 Exponate — von Bleistift- und Kohlezeichnungen über Kunststoff-Figuren und Drahtgestellmodelle bis hin zu Pastellgemälden — verdeutlichen, welcher Aufwand hinter jedem einzelnen dieser Filme steckt. Und wie Pixar es versteht, modernste Technologie in den Dienst sinnlicher Erzählkunst zu stellen.
Den Startschuss gab bereits 2005 eine Schau im New Yorker Museum of Modern Art. Seitdem zieht die Ausstellung um die Welt. Dass sie erst jetzt nach Deutschland kommt, hat einen großen Vorteil. Die Filme, die als Meisterwerke des Studios gelten — „Ratatouille“, „Wall-E“, „Oben“ und „Toy Story 3“ — sind bereits alle vertreten.
Noch heute dürfte George Lucas hin und wieder in seine Auslegeware beißen. Für läppische fünf Millionen Dollar verkaufte er 1986 die Grafikabteilung seiner Produktionsstätte Lucasfilm an Steve Jobs. Visionärer Handstreich, wie bei dem Apple-Gründer üblich? Mitnichten. Jobs’ Plan damals: eine Hardware-Entwicklung, spezialisiert auf reine Grafik-Computer. Für das künstlerische, aber auch das kommerzielle Potenzial, das im Ideenreichtum eines seiner Mitarbeiter steckte, hatte er nicht die nötige Weitsicht.
Erst mit Disney (ab 1991) eröffneten sich neue Möglichkeiten für Pixar.
Jener Mitarbeiter, John Lasseter, ist das, was man einen Geschichtenerzähler nennt. Und einen Besessenen. 1984 realisierte der damals 27-Jährige seinen ersten Kurzfilm „The Adventures of André & Wally B.“. Der Streifen, der in der Bundeskunsthalle in Dauerschleife läuft, dauert nur zwei Minuten. Aber in ihm steckt bereits alles, was Pixar zum Wegbereiter der Computeranimation in der Filmkunst machte: dreidimensionale Optik, Detailversessenheit, Ausdrucksstärke.
„Die Technik inspiriert die Kunst, und die Kunst fordert die Technik heraus“, beschreibt Lasseter diese Symbiose aus Kreativität und Forscherdrang. In „Ratatouille“ heißt es: Jeder kann kochen, selbst eine Ratte. Entsprechend lautet bei Pixar das Credo: Alles ist möglich!