Keine Vergiftung: Neruda starb an Krebserkrankung

Santiago de Chile (dpa) - 40 Jahre nach dem Tod des Literatur-Nobelpreisträgers Pablo Neruda haben Experten eine Vergiftung als Ursache ausgeschlossen.

Der berühmte Dichter starb 1973 an den Folgen seiner Krebserkrankung, wie der Direktor des Gerichtsmedizinischen Instituts Chiles (SML), Patricio Bustos, am Freitag mitteilte.

In den Gewebeproben seien „keinerlei chemische Substanzen aufgefunden worden“, die nicht der Krebsbehandlung zuzuschreiben seien, zitierte der Rundfunksender Radio Cooperativa den Direktor. Forensiker aus den USA, Spanien und Chile hätten eine natürliche Todesursache festgestellt.

Der zuständige Richter Mario Carroza erklärte allerdings, die Ermittlungen würden erst abgeschlossen, wenn eindeutig feststehe, dass die untersuchten Gewebeproben tatsächlich von Nerudas Leichnam stammten. Der Dichter war am 23. September 1973 im Alter von 69 Jahren in der chilenischen Hauptstadt gestorben, wenige Tage nach dem Staatsstreich des Generals Augusto Pinochet gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende.

Der Chauffeur und Sekretär des Dichters, Manuel Araya, hatte zuvor den Verdacht aufgestellt, Neruda sei von Pinochet-Schergen ermordet worden. Sechs Stunden vor seinem Tod sei ihm eine suspekte Spritze verabreicht worden, erklärte Araya. Das Verschwinden von Nerudas Krankenakte und die Absicht des kommunistischen Schriftstellers, nach Mexiko zu fliegen, um eine Exil-Regierung zu bilden, hatten den Verdacht verstärkt.

Zudem war in der selben Klinik wie Neruda der ehemalige christdemokratische Präsident Eduardo Frei (1911-1982) auch während der Pinochet-Diktatur an einer Sarin-Vergiftung gestorben, wie eine richterliche Untersuchung 2006 ergab.

Der Richter Carroza hatte im April dieses Jahres die Exhumierung des Leichnams Nerudas angeordnet. Die Universitäten von North Carolina in den USA und von Murcia in Spanien wurden mit der Untersuchung von Gewebeproben beauftragt, um festzustellen, ob es Vergiftungsanzeichen gebe. Auch Experten auch Chile waren mit dem Fall beschäftigt.

Die Forensiker der drei Länder hatten in Santiago de Chile drei Tage lang über ihre Untersuchungen beraten, bevor sie am Freitag ihre Ergebnisse veröffentlichten.