Armin Petras: „Geteilter Himmel“ über Berlin
Berlin (dpa) - Die schmale Bühne teilt das Publikum in zwei Hälften, Ost und West. In der Theaterfassung von Christa Wolfs berühmter Erzählung „Der geteilte Himmel“ an der Berliner Schaubühne setzt Regisseur Armin Petras auf starke Bilder und poetische Dialoge.
Dennoch bleibt das Publikum nach der Premiere am Dienstagabend seltsam ratlos zurück. Welche Macht ist es, an der die wunderbare Liebe dieses jungen DDR-Paares zerbricht?
WAS FEHLT: Christa Wolf (1929-2011), Leitfigur der DDR-Literatur, lässt in ihrer Erzählung von 1963 den ehrgeizigen Chemiker Manfred kurz vor dem Mauerbau in den vielversprechenden Westen ziehen, seine Geliebte Rita kehrt aus Verantwortung für die sozialistische Idee in den Osten zurück.
Der Stuttgarter Schauspielintendant Armin Petras, selbst ein Ost-West-Kind, verzichtet in seinem dicht inszenierten Kammerspiel auf die ideologische Begründung, die Wolf einst den Vorwurf der DDR-Propaganda eintrug. Doch als Liebesgeschichte allein funktioniert der „Geteilte Himmel“ nicht. „Ich liebe ihn. Und deswegen muss ich hierbleiben“, sagt Petras' Rita nach ihrer Rückkehr in den Osten. Das ist schwer nachvollziehbar.
WARUM ES TROTZDEM LOHNT: Die wunderbare Hauptdarstellerin Jule Böwe schafft es mit ihrem hingebungsvollen, intensiven Spiel, die Enden in dem Drei-Personen-Stück dennoch zusammenzuhalten. Wie sie himmelhochjauchzend mit ihrem Manfred (Tilmann Strauß) von einer besseren Zukunft träumt und sich später, nach ihrem Zusammenbruch, in der Klinik (Arzt: Kay Bartholomäus Schulze) wieder aus dem Bodenlosen hochrappelt, ist zutiefst berührend.
Dazwischen gibt es einigen Klamauk (wie eine Blaumänner-Brigade mit drei ohrenbetäubenden Presslufthämmern) und sehr viele Videobilder - ein Großteil der Stücks läuft als Projektion über die Wände des Zuschauerraums. Er hoffe, dass die Besucher nach dem Stück nicht entscheiden könnten, wer Recht habe, Manfred oder Rita, sagt Petras in einer neuen Essay-Reihe der Schaubühne. „Noch wichtiger aber wäre, dass sie sich selbst fragen, in welchem besonderen politischen Kampf wir heute stehen.“